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DIE ROLLE DER FRAU

Im Laufe der Jahrhunderte alten Debatte über die Rolle der Frau und den ihr zukommenden Rang, die mit dem Stichwort "Querelle des Femmes" bezeichnet wird, entstanden neben etlichen Streitschriften auch Kataloge, in denen Leben und Werke gelehrter Frauen mehr oder weniger ausführlich geschildert wurden.

JACOBUS PHILIPPUS BERGOMENSIS (=JACOPO FILIPPO FORESTI)
De Memorabilibus et Claris Mulieribus. Ferrara 1497.
Diese Ausgabe über die berühmten Frauen aller Zeitalter enthielt eine Reihe von Holzschnittportraits. Hier die spätere Ausgabe: "... aliquot Diversorum Scriptorum Opera", Paris 1521, vermehrt um aktuelle Beiträge wie z. B. "De foeminis quae doctrina excellerunt: authore Baptista Fulgoso". Die Photographie zeigt zwei Seiten aus dem Text "Capita quaedam de claris mulieribus authore Ravisio Textore Niuernensi".
(Photographie der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg) Diese Ausgabe ist übrigens berühmt für die in ihr enthaltenen Angaben über die legendäre Päpstin Johanna.
Auf die auf dieser Seite erwähnte Hroswitha von Gandersheim und Hildegard von Bingen wird im Folgenden noch genauer eingegangen werden.

WILHELM IGNATIUS SCHÜTZ (Rechtsgelehrter)
Ehren=Preiß Deß Hochlöblichen Frauen=Zimmers / Das ist / Unpartheyische Erörterung der ohne Fug in Zweiffel gezogenen Frag: Ob nemlichen Das Weibliche Geschlecht am Verstand dem Männlichen von Natur gleich / auch zur Verrichtung tugendsamer Werck und Thaten / ebenmässig qualificirt und geschickt sey? Frankfurt 1663.
(Photographie Universitätsbibliothek Göttingen)

JOHANNES GORGIAS (Pseudonym: Poliandin)
Gestürtzter Ehren=Preisz / des hochlöblichen Frauen=Zimmers / Oder Verthädiger Männliches Geschlechts / darinnen von Wort zu Wort die Erörterung ohne Fug in Zweiffel gezogenen Frage / Ob das Weibliche Geschlecht am Verstande dem Männlichen von Natur gleich / auch zu Verrichtung Tugendsamer Wercke und Thaten / ebenmässig qualifiziert und geschickt sey? Wiederlegt / und eine viel bessere und formlichere Meynung gezeiget wird. o.0. 1666.
(Photographie Universitätsbibliothek Göttingen)

JOHANNES PASCH (Professor der Philosophie in Kiel)
Gynaeceum doctum; sive Dissertatio historico-literaria, Vom Gelehrten Frauenzimmer / antea Wittebergae Anno 1686. Wittenberg 1701.
(Leihgabe des Instituts für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik, Universität Hamburg)

AEGIDIUS MENAGE (Gelehrter der Accademia de la Crusca)
Edition des Diogenes Laertius, der Meibom die Abhandlung des Me- nage:"Historia Mulierum Philosopharum" beigefügt hat. Diese Abhandlung ist übrigens der Mme. Dacier, "Feminarum quot sunt, quot fuere doctissima" (Menage) gewidmet. Amsterdam 1692.
(Photographie Kungliga Biblioteket Stockholm)


Im 18. Jahrhundert wurden die Beiträge zur "Querelle" zunehmend spezifizierter und konzentrierten sich eher auf die Frauen einer Nation, einer Epoche oder eines Wissensgebietes.

CHRISTIAN FRANCISCUS PAULLINI
(praktizierte 1673 - 1675 als Arzt in Altona)
Das Hoch= und wohlgelahrte Teutsche Frauenzimmer. Nochmahls mit mercklichen Zusätzen vorgestellet. Frankfurt & Leipzig 1705.
(Leihgabe Kreisbibliothek Eutin)

GUSTAV GEORG ZELTNER
De erudita virgine Iudaea per transennam docente. Altdorf 1717.
(Photographie Kungliga Biblioteket Stockholm)

ALBERT THURA
Gynaeceum Daniae litteratum, Feminis Danorum, eruditione vel scriptis claris conspicuum; Praemissa Praefatione de Feminarum Variarum apud Danos in Litteras et Litteratos Munificentia.
Altona 1732.
(Leihgabe Universitätsbibliothek Kiel)

JOHANN CHRISTIAN WOLFIUS
(Bibliothekar in Hamburg)
Mulierum graecarum quae oratione prosa usae sunt Fragmenta et Elogia graece et latine cum virorum doctorum notis et indicibus, accedit Catalogus foeminarum sapientia, artibus, scriptisve, apud Graecos, Romanos aliasque gentes olim celebrium.
London 1739.
(Leihgabe Anna-Pia Köppel)

FREDERICK CHRISTIAN SCHOENAU
Samling af Danske laerde Fruentimer, Som ved deres Laerdom, og Udgivne eller efterladte Skrifter have giost deres Navne i den laerde Verden bekiendte, med adskillige mest Historiske Anmerkninger forsget.
Kopenhagen 1753.
(Leihgabe Universitätsbibliothek Kiel)

CHRISTIAN FRIEDRICH HARLESS
(Professor für Medizin in Erlangen und Bonn)
Die Verdienste der Frauen um Naturwissenschaft, Gesundheits- und Heilkunde, so wie auch um Länder- Völker- und Menschenkunde, von der ältesten Zeit bis auf die neueste. Ein Beitrag zur Geschichte geistiger Cultur, und der Natur- und Heilkunde insbesondere. Göttingen 1830.
(Leihgabe der Bibliothek des Ärztlichen Vereins Hamburg)


Häufig griffen auch Frauen in die Diskussion ein, wie die bibliographischen Angaben zeigen bei:

PHILIPPE JOSEPH CAFFIAUX
Défense du Beau Séxe out Memoires Historiques, Philosophiques et Critiques pour servir d'Apologie aux Femmes.
Amsterdam 1692.
(Photographie Kungliga Biblioteket Stockholm)


Nun sollen auch noch zwei gelehrte Frauen selbst zu Wort kommen, die vehement für eine verbesserte Frauenbildung eingetreten sind.

ANNA MARIA VON SCHURMANN (1607 - 1678)
Universalgelehrte. Ihren Lebensbericht "Eukleria sive melioris partis electio" (Die Erwählung des besseren Teils) verfaßte sie 1673 in Altona, wo sie mit der frühpietistischen Labadie-Gemeinde Asyl gesucht hatte.
In ihren "Opuscula..." ist ihr um die Berechtigung und Notwendig- keit des Frauenstudiums kreisender Briefwechsel mit Andre Rivet abgedruckt, deren Kernstück auch als Monographie in zahlreichen Auflagen und Übersetzungen verbreitet wurde. Hier wird eine späte Ausgabe ihrer Opusculi , erschienen 1749 in Leipzig, gezeigt.
(Leihgabe Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg)

DOROTHEA CHRISTIANE ERXLEBEN (1715 - 1762)
geborene Leporin, erste an einer deutschen Universität promovierte Ärztin, Promotion 1754 in Halle mit dem Thema "Quod nimis cito ac jucunde curare saepius fiat causa minus tutae curationis" (Abhandlung von der gar zu geschwinden und angenehmen, aber deswegen öfters unsichern Heilung der Krankheiten), praktizierte in Quedlinburg. Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das Weibliche Geschlecht vom Studiren abhalten, Darin deren Unerheblichkeit gezeiget, und wie möglich, nöthig und nützlich es sey, Daß dieses Geschlecht der Gelahrtheit sich befleisse, umständlich dargeleget wird.
Berlin 1742.(Reprint: Hildesheim 1977)
Diese Schrift wurde noch einmal verstümmelt nachgedruckt unter dem Titel : "Vernünftige Gedanken vom Studieren des schönen Geschlechts."
Frankfurt 1749.

Sekundärliteratur:
Die zahlreichen Arbeiten zur Erforschung der "Querelle" aufzuführen würde den Rahmen dieses Kataloges sprengen. Leider hat die Forschung auch gerade den Anteil deutschsprachiger Schriftsteller und Schriftstellerinnen an dieser europaweiten Auseinandersetzung noch kaum zur Kenntnis genommen.
Das neugegründete 'Archiv für Philosophie- und theologiegeschichtliche Frauenforschung' hat sich nun zum Ziel gesetzt, Quellentexte bereitzustellen; für eine vertiefte Auseinandersetzung sei daher hingewiesen auf:

Elisabeth Gössmann (Hg.) Archiv für philosophie- und theologiegeschichtliche Frauenforschung. Band 1:Das Wohlgelahrte Frauenzimmer.
München 1984, sowie folgende Bände.


 
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Last modified: Gudrun Wolfschmidt, 9. April 2018.