Dr. Katrin Cura (GN Universität Hamburg)
Die bunte Welt der Farben in der Chemie -
Von den Teerfarbstoffen zur Farbstoffindustrie
Farben waren um 1800 ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und stammten hauptsächlich aus Pflanzen. Besonders intensiv beschäftigte sich der Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge (1794-1867) mit ihnen, der in Billwerder bei Hamburg geboren wurde. Er verfasste 1822 seine zweite Dissertation über Indigo, mit dem heute noch Jeans gefärbt werden. Im selben Jahr entdeckte er in der Wurzel der Färber-Röte erstmals das rote Krapp-Purpur und entwickelte 1833 ein Verfahren, um das ebenfalls in der Pflanze enthaltene rote Alizarin zu isolieren.
Zu dieser Zeit war er leitender Industriechemiker der "Chemischen Produkten-Fabrik Oranienburg" und entdeckte dort die Teerfarbstoffe, die seine Firma nicht herstellen wollte. Die erste Teerfarbenfabrik gründete 1857 William Henry Perkin (1838-1906) in England und den Anstoß dazu gab sein deutscher Professor August Wilhelm Hofmann (1818-1892), der sich in den 1840er Jahren intensiv mit Runges Teerarbeiten beschäftigt und ihr wirtschaftliches Potential erkannte, das zwei Jahrzehnte später realisiert wurde. Er verlieh Runge für seine Pionierleistung die Preisgedenkmünze der Londoner Weltausstellung von 1862, in deren Folge in Deutschland wichtige Chemiefabriken gegründet wurden:
- 1863 Meister, Lucius & Brünning in Hoechst (heute Hoechst AG, Frankfurt, ging nach Fusionen in Sanofi-Aventis auf),
- 1863 Friedrich Bayer & Co in Elberfeld (heute Bayer AG, Leverkusen),
- 1865 Badische Anilin & Sodafabrik in Ludwigshafen (heute BASF AG, Ludwigshafen).
Sie beschäftigten wissenschaftlich ausgebildete Chemiker, die systematisch die Zusammensetzung und Struktur der Farbstoffe entschlüsselten, um sie künstlich "nach Maß" herzustellen. Im Gegensatz dazu entdeckte Runge 1833 die Teerfarbstoffe zufällig und war vor allem an ihrer praktischen Anwendung interessiert.
Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt (GN, Universität Hamburg)
Farben in Kulturgeschichte und Naturwissenschaft
Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung Farben
im
Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Aula
(Felix-Dahn-Straße 3, 20357 Hamburg)
Plakat Hamburg
Die Ausstellung findet statt anläßlich des 50jährigen Jubiläums der Bereichs Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik,
MIN-Fakultät, Universität Hamburg.
Themen wie Höhlenmalerei der Steinzeit, Farben im Mittelalter, in der Kunst und Architektur werden präsentiert, ferner Farben in der Astronomie, Physik, Chemie, Biologie, Mathematik und Technik, schließlich die Symbolik der Farben.
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch, herausgegeben von Gudrun Wolfschmidt:
Nuncius Hamburgensis Band 18 (2010)
Dipl.-Wiss-Hist. Susanne M. Hoffmann (GN Universität Hamburg / Hildesheim)
Geschichte der Relativitätstheorie
Er war's! - War er's? Beim Stichwort ,,Relativitätstheorie" denken die meisten quasi synonym ,,Albert Einstein". Dabei ist das Konzept der Relativität ein sehr altes, das seit der Antike verschiedene Philosophen verwirrte. Ich habe weder die Ambitionen die x-te Einstein-Biographie zu schreiben, noch will ich die Welt missionieren, den heroischen Albert nicht mehr als Kultfigur zu sehen, zu der ihn die Pop-Art machte.
Vielmehr möchte ich aus Sicht der Physik und der Wissenschaftsgeschichte skizzieren, die Geschichte derjenigen Theorie skizzieren, die seit Anfang unseres 20. Jahrhunderts vom Plebs auf der Straße bis hin zum Nobelpreisträger in aller Munde ist. Was verbirgt sich eigentlich hinter dieser Relativitätstheorie, was unterscheidet sie von den Relativitätstheorien vorher und was ist eigentlich daran so neu, dass es die Welt revolutionierte?
Donnerstag, 02. Dezember 2010 -
Hamburger Sternwarte, Bibliothek
Einladung zum Gedenk-Vortrag
Walter Stephani (Kiel):
Bernhard Schmidt, Optiker - Sein Leben im Spiegel seiner Werke -
zum 75. Todestag Bernhard Schmidts am 1. Dezember 2010
Am 1. Dezember 1935 starb Bernhard Schmidt in Hamburg. Geboren 1879 auf der estnischen Ostsee-Insel Naissaar als Sohn einer Fischer- und Lotsenfamilie, studierte er ab 1900 in Mittweida/Sachsen und entwickelte sich dort zum international gefragten Optik-Experten. Mit der Sternwarte in Hamburg Bergedorf war Schmidt seit 1916 verbunden, dort lebte und arbeitete er seit der Mitte der 20er Jahre. In Hamburg erfand Bernhard Schmidt sein revolutionäres "Lichtstarkes Komafreies Spiegelsystem", heute ist es besser bekannt als "Schmidtspiegel" oder "Schmidt-Kamera". Schmidt-Instrumente gehören heute zur Ausstattung jeder Sternwarte, und auch in der Erdumlaufbahn sind Schmidt-Kameras im Einsatz.
Über das Leben Bernhard Schmidts sind zahlreiche Anekdoten im Umlauf, sein Wesen wird oft auf das eines Sonderlings und sein Werk wird oft auf die große Erfindung des "Schmidtspiegels" reduziert. Anhand bekannter und neu aufgefundener Quellen wird in dieser Gedenk-Vortrag an Bernhard Schmidt, an sein Schaffen und an seine Verbindung mit der Hamburger Sternwarte erinnert.
Perry Lange (Vor- und Frühgeschichte, Universität Hamburg)
Die Entwicklung der Seefahrt in Europa vom Jungpaläolithikum
bis zur Römischen Kaiserzeit -
Ein Technologiekomplex im Spiegel der Zeiten
Gliederung des Vortrags:
1) Begrüßung / Einleitung
2) Fragestellung: Gibt es Anzeichen für eine kontinuierliche, technisch nachvollziehbare
Entwicklung von Wasserfahrzeugen vom Paläolithikum bis in die Antike?
3) Das Paläolothikum: Neuere Erkenntnisse über die Nutzung von Wasserfahrzeugen
4) Das Mesolithikum: Ertebølle - eine maritime Kultur zwischen Nord- und Ostsee
5) Die frühen Hochkulturen des Ostens: Die Anfänge der Binnenschifffahrt auf den großen Strömen
6) Von der Archaik bis zum Hellenismus: Maritimer Technologietransfer aus dem Orient?
7) Zusammenfassung und Fazit
WEIHNACHTEN / NEUJAHR 2010/11
Prof. Dr. Jürgen Sarnowsky
(Universität Hamburg, Fachbereich Geschichte - Historisches Seminar)
Wissenschaftliche und technische Grundlagen
der europäischen Expansion
Carta Pisana, Portulankarte, um 1295
Das spätere Mittelalter zeichnete sich durch vielfältige Entwicklungen und Neuerungen in Wissenschaft und Technik aus. Das betraf sowohl mechanische Instrumente wie Aspekte des Weltbilds und seiner Repräsentation. Die in dieser Zeit einsetzende europäische Expansion lässt sich nur diesem Hintergrund verstehen, auch wenn gleichzeitig politische, soziale und wirtschaftliche Faktoren nicht vernachlässigt werden dürfen, etwa das Vorbild der Kolonialreiche der italienischen Seestädte Venedig und Genua. Der Vortrag soll in diesem Zusammenhang erste Überlegungen zu den spätmittelalterlichen Anfängen der "Globalisierung" als aktuellem Forschungsfeld vorstellen. Es soll dabei unter anderem auf die Entwicklungen in Schiffsbau, Navigation und Kartographie eingegangen werden, ohne schon abschließende Ergebnisse bieten zu können.
26. Januar 2011
Semester-Abschluß-Veranstaltung
Neuere Forschungen/Kolloquium seit 1995