Astronomie in Hamburg im 17./18. Jahrhundert
- Astronomische Tätigkeit begann in Hamburg im 17. Jahrhundert mit
einigen Professoren des ''Akademischen Gymnasiums''. Hier ist
insbesondere Joachim Jungius (1587-1657) zu nennen.
- Auch im 18. Jahrhundert beschäftigten sich Professoren des
''Akademischen Gymnasiums'', der Mathematiker Peter Heinrich Christian
Brodhagen (1753-1805) und der Geograph Christoph Daniel Ebeling
(1741-1817), mit astronomischen Themen.
- In 1721 a first private observatory, called
''Sternenkiekerhus'', was built by the machine and instrument
constructor Johann Beyer (1673-1751).
- In 1790 Johann Georg Büsch (1728-1800), professor of
mathematics at the ''Akademischen Gymnasium'', built an
observatory on the roof of the ''Baumhaus'' near the port.
He used mainly English instruments; a list can be found in the
state archives of Hamburg. [Vgl. Inventar HH 371-2, A~9, Band~12,
Liste vom 1. Juli 1804]:
- ein großer astronomischer Tubus (englisch), 14' lang in viereckigen
Röhren; Stativ aus Holz mit Höhenquadrant und Azimutalkreis
- 14-füßiges Teleskop, Gläser aus England (von Aiscaugh & Man.) mit
Pappröhre
- 5' englisches Fernrohr
- Erdfernrohr 3 1/2' lang (aus England)
- großer Quadrant von Beyer mit 4' Radius, Holz, Messing-Limbus,
Einteilung 12', Alhidade, 5' astronomisches Fernrohr.
- Around 1795 the instrument maker Edmund Gabory (gest. 1813)
built a private observatory and used his own instruments.
- Finally, around 1800, the astronomer and geodetesist
Johann Caspar Horner (1774-1834) from Zürich
and the astronomer Johann Friedrich Benzenberg (1777-1846)
from Düsseldorf worked in Hamburg. Benzenberg did free fall experiments
in the St. Michael church for confirming the rotation of the earth.
Die Resoldsche Sternwarte
Die Hamburger Sternwarte verdankt ihre Entstehung am Anfang des
19. Jahrhunderts sowohl privater Initiative als auch staatlicher
Fürsorge. Von den vielen Persönlichkeiten, die sich unermüdlich für
die Schaffung eines Hamburger Observatoriums engagierten, ist vor
allem der Oberspritzenmeister Johann
Georg Repsold (1770-1830) zu nennen, der neben seiner Arbeit bei der
städtischen Feuerwehr eine feinmechanische Werkstätte betrieb, deren
Präzisionsgeräte zu den besten der damaligen Zeit zählten.
Repsolds erste Sternwarte auf der Bastion Albertus
heute Stintfang (Jugendherberge)
1802 beantragte er beim Senat die Überlassung eines ehemaligen
Wachhäuschens auf den Wallanlagen, um dort seine von ihm selbst
gebauten Teleskope, ein Passageninstrument und ein Meridiankreis,
aufzustellen und zu betreiben. Nachdem Hamburg im Dezember 1810 von
den napoleonischen Truppen besetzt worden war, konnte Repsolds Idee,
die notwendig gewordene Ausweitung der Navigationsschule mit seiner
Sternwarte zu vereinigen und ein gemeinsames Institut zu gründen,
zunächst nicht verwirklicht werden.
Die alte Hamburger Sternwarte und Navigationsschule, Bastion Henricus
beim Millerntor, heute Museum für Hamburgische Geschichte
Nach der französischen Basatzung wurde Hamburg am 1. Januar 1811
Hauptstadt des `Vereinigten Departements der Elb- und Wesermündungen'
des französischen Kaiserreiches (bis 24. Mai 1814).
Erst Anfang der 1820er Jahre, nachdem Geld aus einer privaten
Stiftung, dem Nachlaß des Amateurastronomen J.C. Grell vorhanden war,
genehmigte der Senat auf dem Wall beim Millerntor einen Neubau für
Sternwarte und Navigationsschule, der Ende 1825 fertiggestellt war
(Stadtbaumeister Hinrich Anton Christian Koch (* 1728).
- Der astronomische Flügel, in dem sowohl die Instrumente aus dem
Repsoldschen Besitz als auch einige bei Fraunhofer in München
gefertigte Instrumente aufgestellt waren, wurde in den ersten Jahren
von J.G. Repsold geleitet.
- Die Leitung der Navigationsschule, die im Ostflügel des Gebäudes
untergebracht war, lag bis zu dessen Tod im Januar 1828 in den Händen
von Daniel Braubach.
Direktoren nach J.G. Repsold
Als zwei Jahre später Repsold bei einem Brand ums Leben kam,
vereinigte man beide Institute und übertrug 1830 Karl Ludwig Christian
[Charles] Rümker (1788-1862) die Leitung. Repsolds Instrumente konnten
schließlich mit Hilfe des `Vereins der nach Archangel(sk) handelnden
Kaufleute' um 32.000 Courantmark für den Weiterbestand der Sternwarte
gekauft werden. Unter diesen Bedingungen akzeptierte die Freie und
Hansestadt Hamburg 1833, die Sternwarte als staatliche Institution zu
übernehmen. Rümker war bereits kurz 1819 Professor an der Hamburger
Navigationsschule, dann verließ er Hamburg, da ihm keine dauerhafte
Stelle zugesichert wurde, und arbeitet als Astronom von 1820 bis1830
in Paramatta bei Sydney in Australien. Mit Hilfe eines neuen
Meridiankreises aus der Repsoldschen Werkstätte (1835) stellte er
einen umfangreichen Sternkatalog von 12.000 Sternen zusammen (1836).
Rümker brachte damit die Hamburger Sternwarte zu internationaler
Anerkennung.
1857 wurde sein Sohn George Rümker (1832-1900) zu seinem
Nachfolger auserkoren und 1867 offiziell in seinem Amt
bestätigt. Während seiner langen Tätigkeit von 1867 bis
1900 führte Georg Rümker die Arbeit seines Vaters fort. Das
betraf neben der Wissenschaft auch den umfangreichen Service für
Navigation und Hafen, insbesondere Zeitmessung für die
Schiffahrt. Zudem unterrichtete er an der Navigationsschule und war
Vorsitzender des Prüfungsausschusses für Steuerleute und
Kapitäne. 1876 wurde ein Zeitball am Hafen von Hamburg errichtet
an der Kehrwiederspitze/Kaiserkai; dieser war bis 1934 in Funktion.
Als im Jahre 1900 Georg Rümker nach mehr als vierzigjähriger
Tätigkeit verstarb, wurde Richard Schorr (1867-1951), der vorher
bereits Observator an der Hamburger Sternwarte gewesen war, 1902 zu
seinem Nachfolger ernannt. Schorr kam gerade rechtzeitig ins Amt, um
mit erstaunlichem Weitblick über seine eigenen Arbeiten hinaus
die Weichen für eine ganz neue Ära der Hamburger Sternwarte
zu stellen.
Weitere Hamburger Institutionen
in Zusammenhang mit der Astronomie
- die Navigationsschule, gegründet 1831
- das Chronometer-Prüfungsinstitut, gegründet 1876
- die Deutsche Seewarte, gegründet 1874
Sternwarte in Altona (Palmaille)
Eine weitere Sternwarte wurde von Heinrich Christian Schumacher (1780-1850)
1823 gegründet, nur einige Kilometer vom heutigen Stadtzentrum Hamburgs.
Damals (bis 1863) war Altona in Holstein unter dänischer Verwaltung.
Das Observatorium befand sich in der Straße Palmaille 9 (am heutigen Ort
des Bundesforschungsanstalt für
Fischerei.
Als die Sternwarte 1874 geschlossen wurde, kamen die meisten
Instrumente an die Kieler Sternwarte, einige nach Kopenhagen [Universität,
Polytechnische Schule, Militärakademie, 'Generalstab',
Marineministerium, Akademie der Wissenschaften, Direktorium der
'Gradmessung' und eine Uhr für den König; die Bibliothek kam zu
zum Antiquar Ascher in Berlin].
Das Gebäude wurde 1941 zerstört.
Nach Heinrich Christian Schumacher, der etwa 30 Bände der führenden
astronomischen Zeitschrift ''Astronomische Nachrichten'' herausgab,
folgten als Direktoren:
Adolph Cornelius Petersen (1804-1854)
Christian August Friedrich Peters (1806-1880), 1854 bis 1864 letzter
Direktor in Altona, gab die ''Astronomischen Nachrichten'' weiter heraus.
Instrumente: 10.5cm Meridiankreis, Troughton Vertikalkreis,
11.7cm (52 Pariser Zoll) Universalinstrument (1865) (f=1.95m,
6 Pariser Fuß), Repsold Äquatorial und einige kleinere Instrumente.
Heutige Hamburger Sternwarte
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(Kulturgeschichte, Naturwissenschaft und Technik)
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Gudrun Wolfschmidt
Hamburg, 15. Mai 2001
Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und
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