Universität Hamburg Fachbereich 11 - Mathematik

Schwerpunkt für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik


Programmübersicht Kolloquium
Wintersemester 2003/04 datebook.gif

Vorträge im Rahmen des Seminars

Neuere Forschungen zur Geschichte der
Naturwissenschaften, Mathematik und Technik

Montags 18.00 - 19.30 Uhr,
Geomatikum (Bundesstr. 55),
Hörsaal 6 (Erdgeschoß)


Gesamt-Programm zum Ausdrucken

Inhaltsangabe der Vorträge

27.10.2003

03.11.2003

Donnerstag, 6.11.2003, 16 Uhr
Vortrag im Zoologischen Kolloquium in Zusammenarbeit mit dem IGN, Martin-Luther-King-Platz 3, Großer Hörsaal

10.11.2003 - Termin wird ersetzt durch Donnerstag, 6. Nov. 2003, 16 Uhr

17.11.2003

24.11.2003 - Termin wird ersetzt durch Donnerstag, 15.1.2004, 18 Uhr

01.12.2003, 16.15 Uhr H 6

08.12.2003

15.12.2003

Weihnachtsferien

05.01.2004

12.01.2004

Donnerstag, 15.01.2004, 18 Uhr H 6

Dienstag 20.01.2004, 16 Uhr - in Zusammenarbeit mit den Schwerpunkten AD, AZ, GD des Fachbereichs Mathematik - H 4

26.01.2004

02.02.2004

Sommersemester 2004 (oder später)

5.4.2004

Gudrun Wolfschmidt, Karin Reich


Vgl. die Vorträge im Kolloquium über Reine Mathematik (im Mathematischen Seminar)
Vgl. die Vorträge im Mathematischen Kolloquium
Vgl. weitere Vorträge im Fachbereich Mathematik
Vgl. die Vorträge im Astronomischen Kolloquium der Hamburger Sternwarte
Vgl. die Vorträge im Vorträge bei DESY und die Vorträge in der Physik (Jungiusstr.)
Vorträge in der Hamburger Sternwarte (Förderverein)
Vorträge in der Mathematischen Gesellschaft Hamburg
Vgl. die Vorträge im Philosophischen Kolloquium
Vgl. die Vorträge im Zoologischen Kolloquium

Siehe auch die folgenden Veranstaltungshinweise:

Tagungen, Ausstellungen, u.s.w.

Frühere Kolloquiumsvorträge


Inhaltsangabe der Vorträge

Dr. Gisela Boeck (Universität Rostock, FB Chemie)
Liebigs Spuren in Mecklenburg

1840 verfaßte Justus von Liebig eine Aufsehen erregende Schrift über den Zustand der Chemie in Preußen. Zu Mecklenburg, dem als sehr rückständig geltenden Land, äußerte sich Liebig nicht, obwohl an der Landesuniversität Rostock eine aufgeschlossene Atmosphäre gegenüber den Naturwissenschaften und speziell der Chemie und ihrer breiten praktischen Anwendung herrschte. Bereits 1819 hatte die Universität Rostock z.B. beschlossen, die Ehrendoktorwürde an Louis N. Vauquelin (1763-1829) zu verleihen. Die Medizinische Fakultät bemühte sich sehr um die Verbesserung der naturwissenschaftlichen Ausbildung. Auch von ministerieller Seite erfuhr die Chemie Unterstützung. So wurde bereits 1834 das erste Chemische Laboratorium an der Universität eröffnet, das 1844 mit den anderen Naturwissenschaften im ,,Neuen Museum''vereint wurde. Anhand des Wirkens von Helmuth von Blücher (1805-1862), Bernhard Sthamer (1817-1903) und Franz Ferdinand Schulze (1815-1873) wird gezeigt, wie sich an der Universität Rostock, einer der ältesten deutschen Universitäten, die Chemie im 19. Jahrhundert etablierte und sich das Gedankengut von Justus von Liebig insbesondere in der Etablierung der Klinischen Chemie und der Agrikulturchemie widerspiegelt.

Dipl.-Math., Lic.-Theol. Christian Tapp (Universität München, LGN)
Georg Cantor - Der Begründer der Mengenlehre im Kontakt mit (katholischen) Theologen

Eine für die neuzeitliche Mathematik außergewöhnliche Konstellation liegt in dem intensiven Briefkontakt vor, der zwischen Georg Cantor und (katholischen) Theologen bestand. Es wird die Korrespondenz vorgestellt, die unter Heranziehung von Quellenmaterial kritisch ediert und kommentiert wird. Besonderes grundlagentheoretisches Gewicht kommt dabei dem philosophischen Aufweis der Möglichkeit einer mathematischen Theorie des Aktual-Unendlichen zu.

Prof. Dr. Stefan Kirschner (Universität Hamburg, SPGN)
Wilhelm Roux (1850-1924) und die kausalanalytische Entwicklungsbiologie

Roux' Ziel war die kausalanalytische Erforschung der Individualentwicklung der Organismen und die möglichst weitgehende Zurückführung der Ontogenese auf physikalisch-chemische Prozesse. Als besonders wirkmächtig erwiesen sich seine Experimente am Froschkeim und sein Konzept der ,,funktionellen Anpassung''. Bei der ,,funktionellen Anpassung'' handelt es sich um ein mechanistisches Erklärungsmodell für die strukturelle und gestaltliche Anpassung verschiedener Gewebe an ihre Funktion, wie am Beispiel der Knochen näher erläutert wird. Die evolutionstheoretische Relevanz der ,,funktionellen Anpassung'' als epigenetischer Faktor der Morphogenese wurde teilweise erst in den letzten Jahren ausreichend gewürdigt.

Dr. Hendrik Blauwendraat (Vrije Universiteit in Amsterdam)
Geradführungen und Burmestertheorie.
Eine Fallstudie aus der Geschichte der Getriebekinematik im 19. Jahrhundert

Eine wichtige Entwicklung in der Industriellen Revolution waren die Verbesserungen der Dampfmaschine vom Erfinder James Watt. Eine Erfindung war die 'Parallelbewegung' (1784), ein Gelenkmechanismus wovon ein Punkt sehr genau eine Gerade entlang bewegte (eine sogenannte angenäherte Geradführung). Die Parallelbewegung war sehr erfolgreich und reizte die Interessen mancher Mathematiker. Es wurde untersucht ob es möglich sei mit Stangen und Gelenken eine exakte Geradführung zu konstruieren. Zwar wurde diese Frage bestätigend beantwortet, die exakte Lösung war aber nicht gleich so praktisch wie die Wattsche Parallelbewegung. Der Deutsche Mathematiker Ludwig Burmester entwickelte in den achziger Jahren (?) eine interessante geometrische Theorie womit man angenäherte Geradführungen, aber auch andere Mechanismen entwerfen kann. Diese Theorie wird auch heute noch benutzt. Im Vortrag werden die historische Entwicklung und die mathematischen Hintergründe dieser sogenannte Burmestertheorie vorgestellt.

Prof. Dr. Willy Schmidt (Lübeck)
Alexandrinische Mechaniker - Eine unterhaltsame Betrachtung über ein folgenreiches Kapitel antiker Technik

Das Museion in Alexandria (Ägypten), das von etwa 320 v.Chr. bis 300 n.Chr. Mittelpunkt antiker Gelehrsamkeit war und an der u.a. Euklid, Archimedes und Ptoleäus studierten und lehrten, war auch die Geburts- und Pflegestätte einer uns heute kurios anmutenden technischen Mechanik. Dabei sollte daran erinnert werden, daß das griechische Wort ,,μηχαναω'' (mechanao) ursprünglich ,,eine List ersinnen'' bedeutet. Überraschend, was die ,,Listenreichen'' sich alles ausdachten! Es werden einige Ergebnisse dieser antiken Mechanik in Modellen von Jürgen Gottschalk vorgeführt.

Dr. Dietrich Roth (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg)
Hans Simon Holtzbecker, Hamburger Blumenmaler des 17. Jahrhunderts

Hans Simon Holtzbecker hat Mitte des 17. Jahrhunderts ,,mit ungemeinem Fleisse und leuchtenden Farben'' ,,Bäume, Sträucher, Kräuter und Blumen'' nach der Natur mit Deckfarben auf Pergament gemalt. Seine Auftraggeber waren das Gottorfer Herzogshaus und Hamburger begüterte Bürger.
Hans Simon Holtzbecker hat in seinen Florilegien zeitlos schöne Darstellungen der Pflanzen geschaffen, die in den Gärten Hamburgs und denen von Schloß Gottorf in Schleswig kultiviert wurden. Darunter sind unter anderen zahlreiche Zwiebelpflanzen, Sommerblumen, Ziersträucher, einheimisches Obst und Südfrüchte, winterharte und frostempfindliche Pflanzen sowie gefüllte, durchwachsene, verbänderte und andere besondere Formen.
Anhand von Dias soll die Pflanzenwelt einer längst vergangenen Zeit wieder erstehen, die durch den schrecklichen Dreißigjährigen Krieg, den grotesken Tulpenwahn in den Niederlanden und eine blühende Gartenkultur in Norddeutschland geprägt war.

Dipl.-Phys. Rahlf Hansen (Planetarium Hamburg):
Sonnenkulte im Römischen Reich

Während das heliozentrische System von Aristarch von Samos sich nicht durchsetzte, erlangten die Sonnenkulte im Alten Rom eine große Bedeutung. In Griechenland erlangte der Lichtgott Apoll, später an den Sonnengott Helios angenährt, eine wichtige politische Funktion. Wie er gekonnt seine Leier spielt und den Reigen der Planeten harmonisch lenkt, so soll auch der Staatsmann das Gemeinwesen führen. Platon forderte deshalb Musik und Astronomie in der Ausbildung der Politiker hohes Gewicht beizumessen. Nach den Eroberungen von Alexander dem Großen vermengte sich die griechische Kosmologie mit der babylonischen Sternreligion und den persischen Vorstellungen der Seelenwanderung. Die daraus resultierende Astrologie fand große Verbreitung. Auch das babylonische Konzept der astrologisch bestimmten Wochentage wurde adoptiert.
In Rom wurde der Sonnengott, symbolisiert als Lenker der Quadriga, von Alters her verehrt. Caesar führte den ägyptischen Sonnenkalender ein, Augustus erkor ihn als Schutzgott und erbaute ,,seine'' Sonnenuhr. Augustus nutzte auch mit dem julischen Stern ein weiteres astrales Symbol für seine Herrschaft. Der Einfluss der persischen religiösen Ideen gelangt hauptsächlich über die Mysterienreligionen ins Römische Reich und - besonders über Paulus - ins Christentum. Konzepte von Taufe, Abendmahl, Auferstehung und Endzeitgericht stammen von dort und finden sich auch im Mithraskult wieder. Ende des 1. Jahrhunderts tauchen fast überall im Reich Heiligtümer des stiertötenden und den Sternen verbundenen Gottes auf. Die sieben Grade des Kultes spiegeln die Planetensphären wieder, wo der Myste bei seiner Himmelfahrt die Eigenschaften an die Planetengötter zurückgibt und damit hofft Erlösung zu erlangen. Ein Priester des Sonnengottes von Emesa, genannt Elagabal und verehrt in einem Meteoritenstein, wurde 218 Kaiser. Sein Versuch den Sonnengott als oberste Gottheit zu installieren scheiterte noch, doch Aurelian führte ihn 274 in Form des Sol Invictus, der unbesiegbaren Sonne, als Staatskult ein. Die Tendenz zum Monotheismus gipfelte unter Julian (360-363) in der Installation des Mithras als Gegenbild zum Christengott. In der Reichspropaganda leitet der Sonnengott den Himmel, wie der Kaiser den Staat, ein Konzept, das im christlichen Abendland beibehalten wurde. Der Sonnengott war sehr populär, sein wichtigster Feiertag lebt im Weihnachtsfest fort. Er wurde Wegbereiter für das Christentum.

,,Uexküll-Symposium und Eröffnung des Archivs'' am Fr und Sa, 9. und 10. Januar 2004

Dr. Andreas Hänel (Museum am Schölerberg, Osnabrück)
Astronomie in der Steinzeit - astronomische Orientierung von Megalithgräbern

Auf der Suche nach den frühesten Hinweisen auf astronomische Beobachtungen sind wir auf mögliche astronomische Orientierung von Bauwerken angewiesen. Geeignete Monumente sind die megalithischen Bauten des Neolithikums, wobei die Zugänge von Grabkammern besonderes Interesse erfahren. Die Methoden der Messungen werden beschrieben und die Orientierungen neolithischer Grabkammern in Nordwestdeutschland, der Bretagne und Katalonien wurden vermessen und werden in einem europäischen Zusammenhang diskutiert.

PD Dr. Cornelia Lüdecke (Universität Hamburg, SPGN)
Von den Wetteraufzeichnungen der Herrnhuter Brüdergemeinde im 18. Jahrhundert bis zu den heutigen Wetterdatenbanken

Eine der ersten Missionen der Herrnhuter Missionare galt Westgrönland, wo sie 1733 in Neu-Herrnhut bei Godthaab eine Station einrichteten. Weitere folgten in Lichtenfels, Lichtenau und Umanak. Seit 1771 waren sie auch in Labrador tätig. Neben ihrer Mission sammelten die Herrnhuter auch meteorologische Daten, deren Ergebnisse sie jährlich in die Heimat sandten. Sie wurden sehr sporadisch und in Auszügen u.a. in den Ephemeriden für das Jahr 1787 der Societas Meteorologica Palatina oder 1868 im Wochenbericht der kgl. Sternwarte in München veröffentlicht. Während des 1. Internationalen Polarjahres (1882-83) beteiligten sich die sechs Missionsstationen in Labrador (Nain, Okah, Hoffenthal, Zoar, Hebron, Rama) an den koordinierten meteorologischen Beobachtungen. Während des 2. Polarjahres (1932-33) waren es die Stationen Makkovik und Nain. Daneben trugen auch Polarexpeditionen zur Beschreibung des arktischen Klimas bei. Heute interessiert man sich im Rahmen der Klimaforschung insbesondere auch für die unveröffentlichten historischen Aufzeichnungen aus der Arktis und der Subarktis, um künftige Klimaszenarien besser modellieren zu können. Die dafür benötigten Eingabedaten werden von Datenbanken, wie dem National Climate Data Centre in Asheville (USA) oder der World Ocean Database der NOAA in Silverspring (USA) zur Verfügung gestellt.

Dr. Gerhard Betsch (Universität Tübingen)
Rara in der Bibliothek des Tübinger Mathematischen Instituts

Seit der Gründung der Tübinger mathematisch-physikalischen Seminars im Jahr 1869 haben sich in der Bibliothek dieser Institution eine Reihe von Rara angesammelt, welche nicht nur Kuriositäten, sondern ernst zu nehmende Quellen sind. Als Beispiele seien genannt: Ein Originalbrief von Gauß, eine Sammlung der Hauptwerke von Christoffel mit reichen Marginalien von Christoffel selbst, Nachschriften und Ausarbeitungen von Vorlesungen bedeutender Mathematiker des 19. Jahrhunderts, usw.
Der Vortrag wird einige dieser Rara vorstellen und deren historisches Umfeld beleuchten.

PD Dr. Karl-Heinrich Wiederkehr (Universität Hamburg, SPGN)
Photoeffekte, Einsteins Lichtquanten und die Geschichte ihrer Akzeptanz

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Anregungungen bitte an:
wolfschmidt@math.uni-hamburg.de
Letzte Änderung: 12. Januar 2004

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