Vorträge im Rahmen des Seminars
Montags 18.00 - 19.30 Uhr,
Andreas Gundelwein (Goslar)
Daniela Wünsch (Stuttgart/Göttingen)
Ladislav Kvasz (Bratislava/Berlin)
Peter Roquette (Heidelberg)
Barbara Dufner (Hamburg)
Michael Sip (Hamburg)
Anja Wolkenhauer (Hamburg)
Kai Sammet (Hamburg)
Katrin Müller (Hamburg)
Karsten Gaulke (Stuttgart)
Armin Wirsching (Hamburg)
Karl Heinrich Wiederkehr (Hamburg)
Wieland Hintzsche (Halle an der Saale, Frankesche Stiftungen)
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Programmübersicht Kolloquium
Wintersemester 2001/02
Neuere Forschungen zur Geschichte der
Naturwissenschaften, Mathematik und Technik
Geomatikum (Bundesstr. 55),
Hörsaal 6 (Erdgeschoß)
Gesamt-Programm zum Ausdrucken
Inhaltsangabe der Vorträge
''so daß in der ganzen Umgegend kein Grashalm grünt...'' - Zur Geschichte des frühen Bergbaus am Rammelsberg und im Harz.
Theodor Kaluza, Erfinder der 5. Dimension. Werk und Leben eines der Begründer der heutigen Physik.
Zur Interpretation der Physik von Descartes.
Vor dem Vortrag um 15.30 Uhr steht im Raum Geom 233 Kaffee und Tee bereit.
Vortrag in Zusammenarbeit mit dem Mathematischen Seminar
Das Leben und die Arbeit von Bernhard Schmidt - Dem Erfinder des fehlerfreien Weitwinkel-Teleskops.
Neuenburger Urwald in Niedersachsen und Urwald Boubin in Südböhmen als Beispiele zweier mitteleuropäischer Naturwaldreservate.
Anspruch und Legitimation - Die Selbstdarstellung der frühen Buchdrucker in ihren Druckerzeichen.
Astronomie und Kosmologie im ''Liber Floridus'' (ca. 1120) des Lambert von Saint-Omer: Bilder als Erkenntnismittel.
''... ein Gestirn, von der Art eines weit entfernten Brandes ...'': Johannes Kepler und der ''Neue Stern'' von 1604.
Ein bisher unveröffentlichter Brief von Rudolf Kohlrausch an von Ettingshausen von 1854, das Kohlrausch-Weber-Experiment 1854/5 und die Lichtgeschwindigkeit in Wilhelm Webers Elektrodynamik.
Die sibirischen Reisejounale Georg Wilhelm Stellers Spiegel seiner wissenschaftlichen Untersuchungen.
Karin Reich,
Günther Oestmann
Tagungen, Ausstellungen, u.s.w.
Inhaltsangabe der Vorträge
''so daß in der ganzen Umgegend kein Grashalm grünt...'' - Zur Geschichte des frühen Bergbaus am Rammelsberg und im Harz.
''in saxonia venas argenti aperuit'' - noch bisvor wenigen Jahren galt
diese auf 968 nach Chr. datierte Nachricht aus dem Kloster Corvey als
die Geburtsstunde des Bergbaus im Harz. Damals, so will es die Sage
wissen, habe der Ritter Ramm während der Jagd die ''Silberader''
des Rammelsberges entdeckt. Neueste Untersuchungen werfen ein
völlig anderes Licht auf die Geschichte des Bergbaus. Danach ist
der Beginn der Metallgewinnung im Harz in die Bronzezeit auf etwa 1060
vor Chr. zu datiern. Zudem kann keines der Harzer Bergwerke mit Recht
als ''Silberbergwerk'' bezeichnet werden - Kupfer und Blei waren
über Jahrhunderte die Hauptprodukte. Ausgehend von dem neuen
Anfangsdatum für den Bergbau im Harz beleuchtet der Referent
schlaglichtartig die Entwicklung des Bergbaus im Harz und speziell am
Rammelsberg. Wichtige Aspekte sind dabei die Technik- und
Umweltgeschichte. Das heute noch erhaltene und zum
UNESCO-Weltkulturerbe zählende Ensemble des Rammelsberges mit
Bergbaurelikten aus verschiedenen Epochen wird vorgestellt.
Theodor Kaluza, Erfinder der 5. Dimension. Werk und Leben eines der Begründer der heutigen Physik.
1921 erschien in ''Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin'' die Abhandlung des Königsberger
Privatdozenten Theodor Kaluza ''Zum Unitaritätsproblem der
Physik''. Es handelte sich um eine Theorie der Vereinheitlichung der
Gravitation und des Elektromagnetismus, in der der Autor die
fünfte Dimension des Raumzeitkontinuums einführte. So genial
seine Idee war, so unbekannt blieb ihr Schöpfer. Kaluza starb
1954 in Göttingen, nachdem er Krönung seiner
Universitätslaufbahn 19 Jahre dort einen Lehrstuhl am
berühmten Mathematischen Institut innegehabt hatte. Obwohl seine
Theorie die Aufmerksamkeit großer Physiker darunter Einstein
fand, erlangte Kaluza zu seinen Lebzeiten nicht die verdiente
Anerkennung, von Ruhm ganz zu schweigen.
Erst fünfzig Jahre nach ihrer Aufstellung wurde Kaluzas Theorie
wiederentdeckt und führte in der Physik zu einem
Paradigmawechsel. Sie liegt den modernen Superstringtheorien und den
heutigen sogenannten M-Theorien zugrunde. Dank Kaluzas Idee hat der
heutige physikalische Raum elf Dimensionen. Manche Historiker
bezeichnen ihre Wirklung in der Physik als einen ''noch heute
spürbaren Schock''. Der Vortrag stellt in einer
allgemeinverständlichen Art Theodor Kaluzas Leben und Werk in
ihrer historischen Bedeutung. Auch die Folgen seiner Theorie in
unserer heutigen Kultur werden am Ende des Referats kurz
erläutert.
Zur Interpretation der Physik von Descartes.
Historians of science usually interpret Cartesian physics either as a
totally misguided theory or at best as a coherent metaphysical
system. Therefore its importance for the rise of modern science is
generally marginalized. The aim of the presented paper will be to
challenge this evaluation. We would like to show, that despite of many
factual mistakes and despite of several clearly metaphysical ideas
Cartesian physics is a scientific theory, which played a decisive role
in the scientific revolution. We base this re-evaluation of Cartesian
physics on Husserl's intentional recontruction of the rise of modern
science as the program of mathematization of nature. We want to show,
that the Cartesian physics was not a metaphysical, but a mathematical
physics. It was a transitory stage in the process of mathematization
of nature, connecting Galileo with Newton.
Die Geschichte der Artinschen Vermutung über Primitivwurzeln.
Artin hat seine berühmte Primitivwurzel-Vermutung niemals
publiziert. Aus der Artin-Hasse Korrespondenz und dem Tagebuch von
Hasse läßt sich jedoch der Geburtstag der
Primitivwurzel-Vermutung im Jahre 1927 genau bestimmen. In dem Vortrag
wird die spannende Geschichte dieser Vermutung und ihrer bislang noch
nicht vollständig gelungenen Beweisversuche erzählt. Als
Quellen dienen u.a. der Briefwechsel von Artin mit Hasse und mit Emma
Lehmer.
Erklärung: Sei p eine ungerade Primzahl. Eine ganze Zahl a
heißt ''Primitivwurzel'' für p wenn sie den
Restklassenkörper
multiplikativ erzeugt. Primitivwurzeln sind
sowohl vom theoretischen Standpunkt als auch für das numerische
Rechnen in endlichen Körpern von besonderer Bedeutung. Gauß
hat gezeigt, dass jede Primzahl p mindestens eine Primitivwurzel
besitzt. Es entsteht die Frage: Welche ganzen Zahlen a können
Primitivwurzel zu irgendeiner ungeraden Primzahl p sein? Quadratzahlen
sicherlich nicht, ebenfalls nicht
wenn . Die Artinsche
Primitivwurzel-Vermutung besagt, dass von diesen Ausnahmen abgesehen,
jede ganze Zahl a als Primitivwurzel für unendlich viele
Primzahlen p vorkommt. Und zwar soll nach Artin die Menge S(a) aller
dieser Primzahlen p eine positive Dichte besitzen. Falls a keine
Potenzzahl ist, so vermutete Artin zunächst, dass die Dichte von
S(a) gleich c = 0.37395581361920228805... ist; dies hat er jedoch
später in einigen Fällen revidieren müssen aufgrund von
Computer-Rechnungen von Emma Lehmer.
Das Leben und die Arbeit von Bernhard Schmidt - Dem Erfinder des fehlerfreien Weitwinkel-Teleskops.
Er war einer der perfektesten Spiegel- und Linsenschleifer der Welt -
und er hat etwas erfunden, das die astronomische Beobachtung
revolutionierte. 1930 dachte sich Bernhard Schmidt an der Hamburger
Sternwarte ein Weitwinkelteleskop aus. Heute steht der
''Schmidtspiegel'' praktisch in jedem Observatorium; über das
Leben des einarmigen Esten weiß man dagegen nur sehr
wenig. Interessant waren nicht nur seine geschickten
Schleifkünste, die er mit einfachsten Hilfsmitteln
vollbrachte. Der dreifache Patentträger versuchte sich auch an
einem ''Gegen-Wind-Schiff''. Der Vortrag soll das Leben und die Ideen
des Astrooptikers Bernhard Schmidt (1879-1935) näher bringen.
Neuenburger Urwald in Niedersachsen und Urwald Boubin in Südböhmen als Beispiele zweier mitteleuropäischer Naturwaldreservate.
Der Vortrag beschäftigt sich mit den Gründern und
bedeutenden Forschern, der frostlichen Geschichte und der Entwicklung
zu geschützten Gebieten, mit dem Begriff ''Urwald'' in der
Forstliteratur und dem Wandel in der Zielsetzung des Naturschutzes in
der mitteleuropäischen Kulturlandschaft.
Anspruch und Legitimation - Die Selbstdarstellung der frühen Buchdrucker in ihren Druckerzeichen.
Der Buchdruck entwickelte sich in der 2. Hälfte des
15. Jahrhunderts als Handwerkskunst. Das technische Wissen zur
Typenproduktion griff auf die Kenntnisse der metallverarbeitenden
Berufe zurück; die Buchproduktion wurde in der Begrifflichkeit
der Handschriftenherstellung beschrieben - noch lange hielt sich der
Terminus scribere, schreiben, für die Bezeichnung des Druckens.
Um 1500 werden die Möglichkeiten des neuen Mediums deutlich: Eine
wesentlich höhere Zahl von Kopien, schnellere Produktion, neue
Verteilerstrukturen und die dadurch möglich Bereitstellung
kulterellen Wissens aus allen Epochen werden als spezifische
Charakteristika der mechanischen Buchherstellung erkennbar. Auch die
Vergleichsgrößen in der Selbstbeschreibung der Drucker und
Verleger ändern sich. Nicht das handwerkliche Tun oder Schreiben,
sondern die geistige Leistung und die dazu notwendige Bildung treten
in zeitgenössischen (Selbst)zeugnissen in den Vordergrund.
Ein maßgeblicher, wenn auch kaum untersuchter Ort der
Selbstbeschreibung ist das Warenzeichen der Drucker, ihr Signet. An
exponierter Stelle im Buch angebracht beschreibt es in emblematischen
Bildern und Texten den Anspruch ihrer Kunst, eine ars im Rang einer
ars liberalis zu sein. Wichtigstes Mittel auf diesem Wege, einen
spezifischen gesellschaftlichen Rang zu erobern, war der
Rückgriff auf antike Texte und Bilder.
Im Vortrag sollen einige Beispiele dieser für uns heute oft
rätselhaften Darstellungen vorgestellt werden. Ziel ist es, eine
wenig erschlossene Quellengattung ins Bewußtsein zu rufen und
die verschiedenen Bezugspunkte innerhalb der antiken Kultur und
Technik deutlich zu machen, die zur Durchsetzung der neuen Technologie
von ihren Betreibern als besonders passend ausgewählt worden
sind.
Gewalt und Psychiatrie am Beispiel des Othämatoms.
1833 publizierte Friedrich Ludwig Bird, zweiter Arzt der rheinischen
Heilanstalt, erstmalig über ein Phänomen, das insbesondere
die deutschsprachige Psychiatrie bis zum Ende des 19. Jahrunderts
immer wieder beschäftigen sollte: das Othämatom oder die
''Ohrblutgeschwulst'', ein Bluterguss am Ohr zwischen Knorpelhaut und
Knorpel. Warum spielte diese minimale Störung überhaupt eine
Rolle? In der sich an Bird anschließenden Diskussion ging es
immer wieder um die ätiologie der Ohrblutgeschwulst. Vertrat die eine
Gruppe der Psychiater die Ansicht, es handele sich hierbei um eine
durch Geistesstörungen verursachte Erkrankung, so meinten andere,
Othämatome seien Folge äußerer Gewalteinwirkungen,
insbesondere durch ''rohes'' und brutales Pflegepersonal. Im
Hintergrund der beiden Alternativen standen dabei nicht nur interne
Probleme der ''Irrenanstalten'', sondern ebenso die zunehmende
Vernaturwissenschaftlichung der Medizin im 19. Jahrhundert. In meinem
Vortrag möchte ich die Diskussion über das Othämatom
sowie einige der damit verbundenen Probleme der Psychatrie im
19. Jahrhundert skizzieren.
Astronomie und Kosmologie im ''Liber Floridus'' (ca. 1120) des Lambert von Saint-Omer: Bilder als Erkenntnismittel.
In seiner umfassenden Schrift Liber Floridus versammelt der Kanoniker
Lambert von Saint-Omer zu Beginn des 12. Jahrhunderts Texte und
Bilder, die als Summe der Erkenntnisse für Zeit und Raum gelten
sollen. Seine Enzyklopädie ist ein Wissensspeicher, dessen
Rezeption auf die Erkenntnis Gottes ausgerichtet ist. Diese
Verschränkung von Wissen und Gotteserkenntnis ''ußert sich
vor allem in den Bildern der Kapital zu Astronomie und Kosmologie. Sie
übernehmen nicht nur eine entscheidende und eigenständige
Funktion in der Vermittlung von neuplatonisch geprägten Wissen
über die Gestalt und die Körper der gegenwärtigen Welt,
sondern eröffnen außerdem einen Sinnzugang zur bestehende
Welt, indem sie zur Schau des göttlichen Kosmos verleiten.
''... ein Gestirn, von der Art eines weit entfernten Brandes ...'': Johannes Kepler und der ''Neue Stern'' von 1604.
Johannes Kepler wird in der Astronomiegeschichte im wesentlichen als
Vater einer ''Neuen Astronomie oder Physik des Himmels''
gesehen. Weniger wahrgenommen wird, dass sich Kepler auch intensiv mit
kosmologischen Fragen auseinandergesetzt hat. Beispielsweise finden
sich in ''Astronomiae Pars Optica'' (1604) und besonders ''De Stella
Nova'' (1606) Textstellen zur Morphologie der Fixsterne und - aus
damals aktuellen Anlaß - der ''Neuen Sterne''. Der Vortrag soll
aufzeigen, welcher Methodik sich Kepler bei der Klassifizierung dieser
Gestirne bediente und die Frage beantworten, inwieweit Kepler dieser
Methodik während seines Forscherdaseins treu blieb.
Obelisken aufrichten auf ägyptische Weise mit Steinen und Seilen.
Kein ägyptischer Text beschreibt die Methode, nach der
Obelisken aufgerichtet wurden. Hob man die Obelisken am schlanken Ende
an oder drehte sie um die Basiskante in die Vertikale? Ließ man
sie von mehr als 20m hohen Dämmen auf den Sockel rutschen? Bisher
gab es keine befriedigende Erklärung. Im Vortrag wird nun
gezeigt, wie die ''königliche Maschine'' konstruiert war und wie
ägyptische Ingenieure die zu ihrer Bedienung erforderlichen
großen Kräfte berechnen und sicher anwenden
konnten. Überlieferte Indizien bestätigen die erkannte
Methode.
Ein bisher unveröffentlichter Brief von Rudolf Kohlrausch an von Ettingshausen von 1854, das Kohlrausch-Weber-Experiment 1854/5 und die Lichtgeschwindigkeit in Wilhelm Webers Elektrodynamik.
Im Juli 1854 berichtete Rudolf Kohlrausch vertraulich in einem Brief
an den bekannten österreichischen Physiker Andreas von
Ettingshausen neben anderem über das vorläufige Ergebnis der
berühmten Messung des Verhältnisses absoluter
elektrostatischer und elektromagnetischer Ladung. Das Ergebnis war
nahezu die Lichtgeschwindigkeit. Das Experiment, das für die
damalige Zeit mit einer bewunderswerten Genauigkeit durchgeführt
wurde, soll kurz beschrieben werden. Das Ergebnis stellte einer der
Säulen dar für die von J.C. Maxwell 1861 konzipierte
elektromagnetische Lichttheorie. R. Kohlrausch und W. Weber
beabsichtigten danach, eine Untersuchung über elektrische
Schwingungen und deren Fortpflanzung in langen Drähten
durchzuführen. Leider verstarb Kohlrausch schon 1858, und
W. Weber führte die Untersuchungen alleine
fort. Veröffentlicht wurden diese aber erst 1864. Zur gleichen
Zeit beschäftigte sich G.R. Kirchhoff mit dem Problem der
Fortleitung elektrischer Störungen in langen Drähten und
publizierte 1857 zwei Arbeiten. Unter Benutzung der Weberschen
Elektrodynamik kam er auf eine wellenförmige Ausbreitung, deren
Geschwindigkeit unter idealisierten Bedingungen von
Telegrafenleitungen und Seekabeln, sogar über den Atlantik, von
erheblicher Bedeutung. Bei den ehrgeizigen englischen Unternehmungen
spielten Ch. Wheatstone und W. Thomson (Lord Kelvin) eine
maßgebliche Rolle. Kirchhoff distanzierte sich allerdings
später von der Weberschen Elektrodynamik und schlug sich auf die
Seite von H.v. Helmholtz, Webers Kontrahent. In der historischen
Literatur wird üblicherweise die Meinung vertreten, dass W. Weber
einen Zusammenhang zwischen Elektrizität und Optik nicht erkannte
und auch der Fortpflanzung elektrischer Strömungen in
Drähten mit Lichtgeschwindigkeit skeptisch gegenüber
stand. Wir sind anderer Meinung. B. Riemann, der einige Zeit Assistent
Webers war und von Weber lebenslang gefördert und
unterstützt wurde, versuchte, mit Hilfe eines mit
Lichtgeschwindigkeit sich fortpflanzenden Potentials eine Brücke
zwischen Nahwirkungs- und Fernwirkungstheorie (bei Maxwell
Feldtheorie) zu schlagen. In Wilhelm Webers elektrischem Grundgesetz
pflanzt sich die Wirkung nämlich mit unendlich großer
Geschwindigkeit fort (Fernwirkung). Riemann, der bald an einer
tödlichen Krankheit litt, konnte diese Pläne nicht in die
Tat umsetzen. Als weiteren Beleg für unsere Ansicht soll zum
Schluß nochmals A.v. Ettingshausen zitiert werden, der die
Arbeiten von Gauss und Weber recht gut kannte. In einem Vortrag 1857!
sagte er: ''Es scheint die Zeit nicht mehr ferne, worin die Ansicht,
die Grundlage der Elektrizität sei von jener des Lichtes nicht
verschieden, festen Fuß fassen wird.'' Bemerkung: A. Koch
Torres Assis modifizierte des Webersche Gesetz. Die (falsche)
Doppelstromhypothese von Fechner und W. Weber kann so eliminiert
werden. Assis befaßte sich in einer größeren Arbeit
mit Fortpflanzung elektrischer Signale in Drähten und Kabeln in
''Foundation of Physics'' (2000). Auch darauf will ich in meinem
Vortrag kurz eingehen.
Die sibirischen Reisejounale Georg Wilhelm Stellers Spiegel seiner wissenschaftlichen Untersuchungen.
Kurzfassung folgt noch.
wolfschmidt@math.uni-hamburg.de
Letzte Änderung: 2. November 2001