Heidi Tauber M.A. (GN, Universität Hamburg)
Sonnengott, Mithraskult und Sternkarte
Mithras in London - Foto: Gudrun Wolfschmidt in London
Die Menschen in der Antike erklärten sich den Ablauf und das Wirken in der Natur durch ihre Götterwelt. Der Sonnengott hatte die Verantwortung für das Licht und die Wärme am Tag. Homer, nennt den Sonnengott der Griechen in seinen im 8. Jh. v.Chr. aufgeschriebenen Gesängen Ilias und Odyssee, Helios. Die Sonne ist wie in Versen der Ilias beschrieben ein Himmelskörper, eine Naturerscheinung, die morgens mit jungem Strahl aus dem Meer aufsteigt, mittags zur Mitte des Himmels gelangt und abends im Ozean untergeht. Deshalb fuhr Helios in der Vorstellung der Menschen täglich in seinem Wagen am Himmel entlang. Als mythischer Gott ist Helios für die Griechen Sinnbild für Leben, Licht und Reinheit. Im 5. Jh. v.Chr. tritt
durch die aufkommende Philosophie neben Helios Apollon auf, einer der 12 olympischen Götter. Als Apollon mit dem Epitheton Phoebus erfüllt
auch er die Funktion der Reinheit und des Lichtes.
Phoebus nimmt Ende des 1. Jh. v.Chr. der römische Dichter Vergil in seinem Epos Aeneis als Synonym für die Sonne, als er beschreibt, wie Aeneas und Dido zur Jagd aufbrechen wollen, sobald sich mit dem tagendem Morgen Phoebus erhebt und die Erde mit seinen Strahlen erhellt. Am Ende des 1. Jh. n.Chr. entsteht in Rom und in seinen Provinzen aufgrund der Kriege im Osten der bekannten Welt, der Kult eines neuen Lichtgottes, Mithras. Bereits der Geograph Strabo erwähnt in der letzten Hälfte des 1. Jh. v.Chr., dass die Perser einen Sonnengott verehrten, den sie Mithras nennen. Nur die Bildersprache des Kultbildes, das in jedem der kleinen Kulträume mit geringen Veränderungen aufgestellt war, erzählt etwas über den Mithraskult. Auf diesem Bild tötet Mithras einen Stier. Es stellt sich die Frage, ob dieser und die die Szene umgebenden Tiere wie Rabe, Skorpion, Schlange und Hund als Sternbilder auf einer Sternkarte zu erkennen sind. Eine Sternkarte war den Menschen der hellenistischen Welt durch das astronomische Lehrgedicht ,,Phainomena'' des Aratos von Soloi aus der
1. Hälfte des 3. Jh. v.Chr. bekannt.
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