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Naturwissenschaft und Technik
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Sommersemester 2007

Kolloquium zur Geschichte der
Naturwissenschaften, Mathematik und Technik

Montags 18.00 - 19.30 Uhr,
Geomatikum (Bundesstr. 55),
Hörsaal 6 (Erdgeschoß)

Gesamt-Programm zum Ausdrucken

Inhaltsangabe der Vorträge

16.4.2007

23.4.2007

30.4.2007

7.5.2007

14.5.2007

21.5.2007



Pfingsten

4.6.2007

11.6.2007

18.6.2007

25.6.2007
  • London-Exkursion - Termin wird ersetzt durch Lange Nacht des Wissens am 9. Juni 2007

2.7.2007

Freitag, 6.7.2007 - Beginn: 15.45 Uhr Kaffee in E 11/13

9.7.2007
  • Semester-Abschluß-Veranstaltung


Gudrun Wolfschmidt


Vgl. die Vorträge im Kolloquium über Reine Mathematik (im Mathematischen Seminar)
Vgl. die Vorträge im Mathematischen Kolloquium
Vgl. weitere Vorträge im Department Mathematik
Vgl. die Vorträge im Astronomischen Kolloquium der Hamburger Sternwarte
Vgl. die Vorträge bei DESY
Vorträge in der Hamburger Sternwarte (Förderverein)
Vorträge in der Mathematischen Gesellschaft Hamburg
Vgl. die Vorträge im Biozentrum Grindel und Zoologischen Museum


Frühere Kolloquiumsvorträge am SPGN/IGN



Inhaltsangabe der Vorträge

StR Katrin Cura (Universität Hamburg, SPGN)
Geschichte des Kautschuks - Gewinnung, Herstellung, Verwendung

Der Mathematiker Charles Marie de la Condamine (1701-1774) schickte 1736 von einer Südamerikareise Kautschukproben nach Paris. Die Europäer stauten über den elastischen und wasserabweisenden Stoff, der aber nicht dauerhaft abriebfest war. Dieses änderte die Entdeckung der Vulkanisation um 1840, die Kautschuk zu einer festen Masse umsetzte. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Hamburg und Umgebung ein europäisches Zentrum der Kautschukverarbeitung. Die Firma New York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie (NYH) stellte aus Hartgummi Kämme her. Die Vereinigte Gummiwaaren Fabriken Harburg-Wien (ab 1922 Phönix) produzierte aus Weichgummi Reifen oder Schläuche. Die Firma Beiersdorf stellte aus nichtvulkanisiertem Kautschuk eine Klebemasse für ihre Bänder Tesa und Leukoplast her.

Prof. Dr. Franz Vinnemeier (Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Department Maschinenbau und Produktion)
Die Entwicklung der Strömungsmaschinen ausgehend von der Eulerschen Turbine

Nach dem Vorschlag von Euler zum Bau einer Turbine, die dem von ihm aufgestellten Drall- oder Drehimpulssatz gehorcht, verging eine lange Zeit bis zur ersten Realisierung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gibt es die ersten praktikablen Vorschläge für Dampfturbinen. Danach setzte eine schnell verlaufende Entwicklung ein, die zu den heute sehr weit verbreiteten Strömungsmaschinen führte.
Im ersten Teil des Vortrages geht es um das Verständnis des Drallsatzes. Die Fragestellung dreht sich um die Art und Weise der Energieumwandlung zwischen Fluid und Mechanik, die der Drallsatz beschreibt. Die Schlußfolgerungen daraus sind erforderlich, um den Aufbau und die Wirkungsweise dieser Maschinen zu verstehen.
Mit diesem Wissen wird an Hand von Beispielen der Aufbau der heute benutzen Strömungsmaschinen erläutert. Aus der großen Vielzahl der Maschinen werden einige Vertreter beschrieben, um ihre Verbreitung deutlich zu machen.

Dr.-Ing. Armin Wirsching (Hamburg)
Wie die Obelisken in Rom um die Zeitenwende und im 4. Jahrhundert aufgerichtet wurden

Nachdem zwei Obelisken in Alexandria 13/12 v.Chr. aufgerichtet worden waren, wurden 10 v.Chr. in Rom zwei Obelisken geweiht. Der Ablauf der Obelisken-Projekte spricht dafür, dass auch in Rom die ägyptische Kammermethode angewendet wurde. Man hob die Obelisken am schlanken Ende an und drehte sie um ein Gelenk an der Basis in die Vertikale. Um aber die `schon gebrauchten' Obelisken ein zweites Mal aufrichten zu können, mussten Stützkörper als Gelenk zwischen Obelisk und Sockel eingefügt werden. Im 4. Jahrhundert wurden die größten aller Obelisken in Rom und Konstantinopel nach derselben Methode, jedoch dem fortgeschrittenen Stand der Technik entsprechend, aufgestellt.
Im Vortrag wird gezeigt, dass die angewendeten Verfahren anhand der archäologischen Befunde an den Obelisken einerseits, sowie Ammians Bericht zu dem Ereignis 357 und Fontanas Beobachtungen am Vatikan-Obelisk 1586 andererseits, rekonstruiert werden können.

Dr. Gerd Wegner (Institut für Seefischerei Hamburg)
Die Hamburger Grönland-Karte von 1746 - Grundlagen und Nutzung

Im Jahr 1746 erschien in Hamburg die naturkundliche Monographie ,,Nachrichten von Island, Grönland und der Straße Davis'' des Bürgermeisters Johann Anderson (1674-1743). Das Buch enthielt eine ,,Landcharte'' der nordatlantischen Region, die ,,nach den neuesten und in diesem Werke angegebenen Entdeckungen genau eingerichtet'' worden war. Kein geringeres als Ernst Georg Sonnin (1713-1794) hatte diese Karte gezeichnet. Vorangegangene und zeitgleiche Karten der nordatlantischen Inseln, u.a. von Hans Egede (1686-1758), bilden den Hintergrund, vor dem die ,,Entdeckungen'' der Nachrichten, insbesondere auf Grönland, dargestellt werden. Die unmittelbar nachfolgende Kritik der Island-Darstellung durch Niels Horrebow (1713-1760), die Verwendung der Karte durch David Cranz (1723-1777) und ihre Einordnungen vor wenigen Jahren erläutern die Tradierung.



Pfingsten

Diplom-Ozeanograph Detlev Machoczek (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Zentrale Datenaufbereitung)
Meteorologische und meereskundliche Messungen auf Feuerschiffen

Im September 1872 beginnen meteorologische und meereskundliche Messungen auf dem Feuerschiff 'Wilhelmshafen (Aussenjahde)'. Die Beobachtungen wurden durch den Feuerschiffsführer Rückner vorgenommen. Im Laufe der Jahre nimmt die Zahl der an den Messungen beteiligten Feuerschiffe zu, bis schließlich von allen deutschen Feuerschiffen Beobachtungen geliefert werden. Nach dem Ersten Weltkrieg werden die Messungen durch die Deutsche Seewarte weitergeführt, dann nach dem Zweiten Weltkrieg vom Deutschen Hydrographischen Institut und heute vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Mit der Außerdienststellung der bemannten Feuerschiffe in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts drohten diese Zeitreihen abzubrechen. Deshalb wurde ein Netz automatisch registrierender Geräteträger und unbemannter Feuerschiffe aufgebaut, um weiterhin über Daten von Stationen auf hoher See zu verfügen.
Im Rahmen der wieder aufgeflammten Diskussion über den Einfluss des Menschen auf das Klima unseres Planeten liefern diese Zeitreihen einen wichtigen Beitrag zur Beurteilung der Veränderung des Klimas im küstennahen Bereich von Nord- und Ostsee in den letzten Jahrzehnten.

Dr. Reinhard Witzlau (Gransee)
160 Jahre Zeigertelegraf - Ausgewählte Beiträge Werner von Siemens zur Telekommunikation

Mit der Entwicklung und dem Bau eines eigenen Zeigertelegrafen durch Werner von Siemens und Johann Georg Halske begann 1847 nicht nur eine neue Žra in der sicheren Nachrichtenübertragung des 19. Jahrhunderts sondern auch die Erfolgsgeschichte der Firma Siemens.
Im Vortrag wird die Entwicklungsgeschichte, der Aufbau und die Wirkungsweise des Zeigertelegrafen erklärt. Der erste Großeinsatz mehrerer Zeigertelegrafen auf der damals längsten europäischen Telegrafenlinie von Berlin nach Frankfurt am Main im Jahre 1848 wird erläutert.
Werner von Siemens erkannte von Anfang an die große Bedeutung der elektrischen Telegrafie. Auf seine weiteren Beiträge wie der nahtlosen Isolierung von Drähten mit Guttapercha, der Einsatz eines Doppel-T-Ankers im Telegrafen oder die Verlegung von Unterseekabeln wird im šberblick eingegangen. Dabei stehen natürlich die von Siemens gebauten Telegrafennetze im Vordergrund (Russland 1853/ 1855, Indoeuropäische Telegrafenlinie 1868/1870, Transatlantikkabel 1874/1875).
Als Vorläufer heutiger moderner Kommunikationsnetze haben diese Telegrafennetze bis heute ihre Spuren hinterlassen.

Ulrich Voigt (Hamburg)
Das Millenniumsproblem

Seit nunmehr 400 Jahren, nämlich seit dem Ende des Jahres 1599, streitet man sich immer mal wieder (und stets mit denselben Argumenten) über die Frage, wann denn nun eigentlich die Jahrhunderte anfangen sollen, mit dem 1. Januar 00 oder mit dem 1. Januar 01.
Man sollte es nicht für möglich halten, aber in der gesamten Diskussion sind die entscheidenden Argumente überhaupt nicht aufgetaucht. Der Grund liegt in einer generellen Fehleinschätzung der Problemlage. Man glaubt in aller Unschuld, das Problem ließe sich durch gesunden Menschenverstand lösen. Aber weit gefehlt, denn es ist grundsätzlich nicht möglich, geschichtliche Realität durch bloßes Nachdenken zu erschließen!
Jetzt will ich versuchen, den wahren Gehalt des Problems fachmännisch auszuloten, wofür mir Schriften des italienischen Astronomen Giandomenico Cassini aus den Jahren 1704 und 1696 den Weg weisen sollen. Wären diese Schriften allgemein bekannt geworden, so hätte die leidige Diskussion um das scheinbar triviale Millenniumsproblem ein vollkommen anderes Niveau haben können.
http://www.likanas.de

Dipl.-Phys. Rahlf Hansen (Universität Hamburg, SPGN)
Himmelsscheibe, Sonnenwagen und Zauberhüte - ein Versuch zur bronzezeitlichen Astronomie

Ausgehend von den genauen Untersuchungen der Himmelsscheibe von Nebra zeigt sich, dass das uns vorliegende Motiv eine Überlagerung verschiedener Umarbeitungen ist. Die ursprüngliche Scheibe zeigt ein auf Punkte, Rosette, Sichel und Goldscheibe reduziertes Aussehen. Dieses Bildmotiv wird hier zugrunde gelegt. Folgende Thesen zur Himmelsscheibe von Nebra werden vertreten:
1.)Auf der ursprünglichen Scheibe ist ein Memogramm für eine Schaltregel für Sonnen- und Mondkalender aufgetragen.
2.) Die Idee dieser Regel ist ein Import aus dem Orient.
3.) Mit den später angebrachten Horizontbögen tritt das Weltbild auf der Himmelsscheibe mit einem umlaufenden Horizont und einem gewölbten Himmel darüber in den Vordergrund. Es ist ein kuppelförmiges Weitbild dargestellt, auch dies wird als geistiger Import aus Mesopotamien gewertet.
Das nächste Ziel für die bronzezeitlichen Astronomen war die Vorhersage von Finsternissen. Hier gab es jetzt in Mitteleuropa eine andere Entwicklung als in Mesopotamien. Mit einer Schrift kann man über lange Zeiträume Finsternisse genau protokollieren. Dieser Weg ging so in Mitteleuropa nicht. Dafür bot sich eine andere Lösung an:
Ausgehend von dem bekannten Phasenmonat (29,5 Tage) und der Beobachtung, dass nicht bei jedem Neu- und Vollmond eine Finsternis stattfindet, muss es eine zweite Bedingung für das Eintreten einer Finsternis geben. Dies könnte, als erste Arbeitshypothese, der Ort unter den Sternen sein. Dieser Sternenmonat ist aber aus Beobachtungen auch für einen Mitteleuropäer leicht mit 27 1/3 Tage zu bestimmen. Ausgehend von diesen beiden Zyklen konstruiert man einen hypothetischen Finsterniszyklus.
Auf dem Sonnenwagen von Trundholm könnte ein solcher Finsterniszyklus verschlüsselt sein. So könnte man aus einfachen Annahmen eine Hypothese über das Eintreten von Finsternissen aufstellen und diese mit Hilfe des Sonnenwagens dann austesten. Diese Methode könnte zu dem richtigen Saroszylus führen, ohne dass man den Drachenmonat überhaupt kennt. Die ,,Zauberhüte'' könnten dann eine Fortführung dieses Wissens sein. Auf Drei der Vier Hüte (bei dem Ezelsdorf kommt man auf 224) sind in durchlaufender Zählung 223 Punkte zu zählen. Dies hätte man für die Prognose für Finsternisse nutzen können. Dies schließt die Nutzung als ,,Kalenderhüte'' (nach Menghin) nicht aus, sondern erweitert ihre Bedeutung. Auf dem Sonnenwagen würde die Erklärung für die Finsternisprognose den Nutzen dieses Kunstwerkes zeigen. Es wäre eine in Bronze gegossene Theorie über die Himmelsmechanik, ähnlich wie auf der Himmelsscheibe, nur in einer komplexeren Form und für einen weiterführenden Zweck. Die Arbeiten von Zotti, Fuls und Parker Pearson lassen sich in diese Gesamtbild einfügen.



Neuere Forschungen/Kolloquium seit 1995