Universität Hamburg Fachbereich 11 - Mathematik

Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik


Programmübersicht Kolloquium
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Vorträge im Rahmen des Seminars

Neuere Forschungen zur Geschichte der
Naturwissenschaften, Mathematik und Technik

Montags 18.00 - 19.30 Uhr,
Geomatikum (Bundesstr. 55),
Hörsaal 6 (Erdgeschoß)

Gesamt-Programm zum Ausdrucken

Inhaltsangabe der Vorträge

23.04.2001

30.04.2001

14.05.2001

21.05.2001

Dienstag 29.05.2001 - 16 Uhr c.t. - Hörsaal H4
Der Vortrag muß leider wegen Krankheit entfallen!
Vor dem Vortrag um 15.30 Uhr steht im Raum Geom 233 Kaffee und Tee bereit.
Vortrag in Zusammenarbeit mit dem Mathematischen Seminar

04.06.2001
Pfingstferien!


11.06.2001

18.06.2001

Dienstag 19.06.2001 - 18 Uhr s.t. - Hörsaal H4
Vor dem Vortrag um 17.15 Uhr steht im Raum Geom 233 Kaffee und Tee bereit.
Vortrag in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Mathematik

25.06.2001

02.07.2001

09.07.2001



Gudrun Wolfschmidt, Karin Reich, Günther Oestmann, Christian Hünemörder


Vgl. die Vorträge im Kolloquium über Reine Mathematik (im Mathematischen Seminar)
Vgl. die Vorträge im Mathematischen Kolloquium
Vgl. die Vorträge im Astronomischen Kolloquium der Hamburger Sternwarte
Vgl. die Vorträge im Vorträge bei DESY und die Vorträge in der Physik (Jungiusstr.)
Siehe auch: Vorträge in der Mathematischen Gesellschaft Hamburg
Vgl. die Vorträge im Philosophischen Kolloquium

Siehe auch die folgenden Veranstaltungshinweise:

Tagungen, Ausstellungen, u.s.w.

Geplante Vorträge im nächsten Semester

Frühere Kolloquiumsvorträge



Inhaltsangabe der Vorträge

Dr. Stefan Kirschner (München, Ludwig-Maximilians-Universität, IGN)
Die Entstehung der Theorie vom Saftkreislauf in den Pflanzen im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts.

Im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts stellten mehrere Naturforscher, darunter Johann Daniel Major (1634-1693), Claude Perrault (1613-1688) und Edme Mariotte (um 1620-1684), in Analogie zum Blutkreislauf der Tiere die Theorie eines Saftkreislaufs in den Pflanzen auf. Die Lehre vom Saftkreislauf fand in der Folgezeit immer wieder Anhänger und hielt sich unter Einbeziehung der jeweiligen zeitgenössischen pflanzenphysiologischen und -anatomischen Kenntnisse bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Vortrag behandelt am Beispiel der Diskussionen in der Académie des Sciences in Paris und der Royal Society in London, ferner an Hand der Ausführungen Malpighis und Leeuwenhoeks die verschiedenen Argumentationsmuster und Forschungsansätze, die in der Frühzeit der Diskussion um das Vorhanden- oder Nichtvorhandensein eines Saftkreislaufs in den Pflanzen eine Rolle spielten.

Dr. Steven Vanden Broecke (Löwen/Belgien, Universität)
Astrology and the reception of Copernicanism: the Louvain case, 1541-56.

The reception of Copernican astronomy after the publication of De revolutionibus (1543) constitutes a central concern of the historiography of early modern science. Scholarly interpretations of the motives underlying Copernicus's heliostatic cosmology have generated entire libraries, and it is not my intention to supplement this impressive body of scholarship. Still, much work remains to be done in the closely related area of 16th-century responses to the new astronomy. Robert Westman showed that the first generation of German astronomers who learned of the Copernican theory (born between c. 1495 and 1525) shared 'a common methodological outlook or style, a consensus on how to 'read' the newly published De revolutionibus' which was labeled the 'Wittenberg interpretation'. This hermeneutic was dominated by (1) an interest in De revolutionibus's ability to yield more accurate predictions of the angular positions of planets or eclipses, and (2) a program to translate the theory to a geostatic model. Another specific element of the Wittenberg interpretation was the absence of (3) an interest in planetary distances.

This is important, because feature (2) of the Wittenberg interpretation allowed one to save feature (1), but not feature (3). Unlike Copernican astronomy, the geocentric theory provided no way to determine planetary distances in absolute terms. In other words, a commitment to (3) also implied that one had to leave the pragmatic attitude implied in (2), and come to terms with the cosmological implications of Copernican astronomy instead. The only astronomer in the first generation of Copernicus who consistently promoted this systemic feature of Copernicus' theory, was the Polish astronomer's pupil Rheticus. This presentation intends to modify the preceding views on the early reception of Copernican astronomy in two important ways. First of all, I will show that practical astrological concerns strongly motivated the 16th-century commitment to feature (1) of the post-Copernican hermeneutic. Secondly, I will argue that only a few years after the publication of De revolutionibus (1543), several Louvain mathematicians already turned to the new textbook for its potential to determine planetary distances. This reversal of feature (3) of the Wittenberg interpretation was rooted in their attempts to resolve the astrological problematic.

Martin Reese (Hamburg)
Streifzug durch die Geschichte der deutschen Rechenmaschinenfabrikation. Gründe für den Aufstieg zur Weltspitze (1910-1939) und für den dauernden Verlust dieser Spitzenstellung nach 1945.

Herausgefordert durch enorme Fortschritte in Produktion und Handel, aber auch durch eine moderne Sozialgesetzgebung (Kranken- und Rentenversicherungsanstalten), blühte in Deutschland dieser neue Industriezweig dort auf, wo die Fabrikanten gut geschulte Mechaniker vorfanden: in Orten mit Uhren-, Waffen- oder Fahrradproduktion.

Enorme Anstrengungen von Konstrukteuren, Produzenten und Verkäufern brachten Deutschland bald in eine Spitzenposition. Rechenmaschinen wurden ein wichtiges Exportgut.

Schon während des 2. Weltkrieges verschoben sich die Gewichte zugunsten der USA. Überheblichkeit und Fehlenscheidungen der deutschen Politik, Ressourcenmangel und Nachkriegsnot, Abwanderung vieler Ingenieure und Techniker ins Ausland führten dazu, daß Deutschland die neue elektronische Rechentechnik nur noch im west-europäischen Rahmen mitgestalten konnte. Die Spitzenposition errangen eindeutig die USA.

Prof. Dr. Michael von Renteln (Karlsruhe, Universität, FB Mathematik)
Der Vortrag muß leider wegen Krankheit entfallen!
Leonhard Euler und die Geschichte der Mathematik.

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Dr. Frank Linhard (Frankfurt am Main, IGN)
'Ununterscheidbarkeit bei Leibniz und Dirac'.

In den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts hat Leibniz (1646-1716) erstmals sein principium identitatis indiscernibilium formuliert. Später hat er es in der Folge seiner Schrift Initia rerum mathematicarum (1715) und vor allem in der Auseinandersetzung mit Clarke (1715/16) mit seinem Raumbegriff in Verbindung gebracht und als Argument gegen den Atomismus verwendet. Anhand von Passagen aus Basisschriften zur Quantenmechanik von P.A.M. Dirac (1902-1984) wird der Frage nachgegangen, inweiweit es sich beim Leibnizschen Ununterscheidbarkeitsprinzip um ein physikalisches Prinzip handelt und welche Bedeutung ihm zukommt.

Von den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts an wird - vor allem in der Folge von gruppentheoretischen Formulierungen der Quantenmechanik - die logisch-philosophische Fragestellung von Leibniz als physico-ontologische Fragestellung aufgefasst. Somit bietet sich ein Ansatzpunkt um die Bereiche Physik, Philosophie und Logik zusammen zu bringen.

Dr. Erki Tammiksaar (Tartu/Dorpat, Estland, Universität)
Karl Ernst von Baer (1792-1876) und seine internationalen Beziehungen.

Aus der wissenschaftlichen Literatur ist der deutschbaltische Zoologe Karl Ernst von Baer (1792-1876) vor allem als Entdecker vom ''Ei der Säugetiere'' und als Begründer der vergleichenden Embryologie bekannt. Zu seiner Zeit war Baer jedoch ein führender Universalgelehrter, der auch zur Entwicklung der Anthropologie, Ethnographie, Fischereibiologie, Entomologie, Parasitologie, Geologie, sowie physikalischen Geographie in Russland und Europa sehr viel beitrug. Er gilt auch als Begründer der Geocryologie als Wissenschaft. Wegen seiner Vielseitigkeit wurde er am Ende seines Lebens als der ''Humboldt des Nordens'' bezeichnet. Außer seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war Baer ein hervorragender Organisator der Wissenschaftt in Rußland und in Deutschland. Dank seiner Beziehungen im In- und Ausland wurden zahlreiche Kontakten zwischen deutschen und russischen Gelehrten geknüpft und so hat Baer wesentlich zur Europisierung des russischen Wissenschaftssystems im 19. Jahrhundert beigetragen.

Dr. Walter Purkert (Universität Bonn/Wuppertal, Hausdorff-Edition)
Felix Hausdorff - Aspekte seines Lebens und Werkes.

Felix Hausdorff (1868-1942) gehört zu den herausragenden Mathematikern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er ist einer der Begründer der Topologie und leistete bedeutende Beiträge zur Mengenlehre, Maßtheorie, Funktionalanalysis, Algebra und Wahrscheinlichkeitstheorie. Als Autor philosophischer und literarischer Werke (publiziert unter dem Pseudonym Paul Mongr'e) war er um die Jahrhundertwende eine bekannte Größe im kulturellen Leben des Kaiserreichs und stand mit einer Reihe bedeutender Künstler und Schriftsteller im persönlichen Verkehr.
Hausdorff war von 1901 bis 1910 Extraordinarius in Leipzig, dann bis 1913 Extraordinarius in Bonn. Von 1913 bis 1921 wirkte er als Ordinarius in Greifswald und von 1921 bis 1935 in gleicher Position in Bonn. Als Jude war er im dritten Reich zunehmend Repressalien ausgesetzt; als schließlich die Deportation in ein Konzentrationslager drohte, setzte er am 26.1.1942 seinem Leben ein Ende. Sein wissenschaftlicher Nachlaß konnte gerettet werden. Er besteht aus mehr als 30.000 Blatt und spiegelt in seiner Gesamtheit die Entwicklung wesentlicher Teile der Mathematik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider. Zur Zeit wird an einer achtbändigen Hausdorff-Edition gearbeitet; der erste fertig gewordene Band (Band IV der Edition: Analysis, Algebra und Zahlentheorie) erscheint im Juli bei Springer.
Dr. Hartmut Grosser (Göttingen, Lichtenberg-Edition)
Astronomie mit Lichtenberg.
Eine Vorlesung von G.C. Lichtenberg über Astronomie und Erdwissenschaften, gehalten im WS 1797/98 in Göttingen, ist durch eine Mitschrift des Studenten J.F. Benzenberg erhalten. Sie wird durch Transkription und Kommentierung inhaltlich zugänglich gemacht und für den Druck vorbereitet. Im Unterschied zu G. Gamaufs gründlich ausgearbeiteter Nachschrift vermittelt Benzenbergs Text ursprüngliche Authentizität. Eine Auswahl von Sujets und Charakteristika soll Lichtenbergs Inspirationen und Interessen beleuchten.

Prof. Dr. Mark Walker (Union College, Schenectady, N.Y., USA)
'Unsichere Verhältnisse': Wissenschaftliche und künstlerische Darstellungen von den Begegnungen der Neanderthaler mit den modernen Menschen.

Dieser Vortrag wird untersuchen, wie Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler die Wechselwirkung zwischen dem Neanderthaler und dem modernen Homo Sapiens in Europa interpretiert haben, angefangen von der ersten Entdeckung der Neanderthaler Knochen bis heute.
Alle, Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler, haben eine grundlegende Frage gestellt, nämlich, was geschah mit den Neanderthalern?

(This talk will examine how scientists, writers, and artists have interpreted the interaction between Neanderthals and modern Homo sapiens in Europe, from the initial discovery of the Neanderthal bones to the present. Scientists, writers, and artists all asked one fundamental question: what happened to the Neanderthals?)



Anregungungen bitte an:
wolfschmidt@math.uni-hamburg.de
Letzte Änderung: 20. Juni 2001

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