Regenbogen

Konrad Zuse (1910-1995)

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Konrad Zuse, 1950

Konrad Zuse - Pionier der Rechentechnik


LT


Bezug zu Hamburg

Konrad Zuse wurde 1979 die Ehrendoktorwürde Dr.rer.nat. h.c. der Universität Hamburg verliehen.

Den Fachbereich Informatik besuchte er häufiger zu Vortragsveranstaltungen und einer Reihe von Professoren war er freundschaftlich verbunden.



Bedeutende Leistungen

Konrad Zuse gilt als einer der bedeutendsten Pioniere der Rechentechnik. Mit seiner Rechenmaschine Z3 schuf er 1941 die erste vollautomatische, programmgesteuerte Rechenanlage, die zudem über Gleitkomma-Arithmetik verfügte.


Z3

Rekonstruktion der Z3 im Deutschen Museum, München

Schon frühzeitig, während seines Studiums der Bauingenieurwissenschaften, stellte Zuse erste Überlegungen zu automatischen Rechenmaschinen an. Er formulierte als Grundkonzeption die Auflösung des Rechenablaufs in eine Folge von Grundoperationen, d.h. in ein im voraus eingegebenes Programm mit Operations- und Adreßangaben. Der eigentlich revolutionäre Gedanke war die Verwendung des Dualsystems. Zuse formulierte ein auf der mathematischen Logik basierendes Aussagenkalkül für im Dualsystem arbeitende Rechenautomaten.

Ab 1936 versuchte er seine Grundkonzepte in verschiedenen Technologien (mechanisch, elektromechanisch, elektronisch) zu realisieren. Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges versuchte er dies in den vier Rechenmaschinen Z1, Z2, Z3 und Z4 zu verwirklichen. Er baute zunächst komplizierte Speicher-, Rechen- und Steuerwerke aus rein mechanischen Bauteilen. Er vollzog jedoch sehr schnell, noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, den technologischen Übergang zur Elektromechanik. Nach dem Krieg wurden von Zuse schließlich auch elektronische Rechenmaschinen gebaut.

Zuse schuf auch die Grundlage für das, was man heute als algorithmisches Programmieren bezeichnet. Die "Ergibt-Zuweisung" geht auf ihn zurück. Hierfür verwendete er in der ersten Programmiersprache, dem sogenannten "Plankalkül", eine eigene Schreibweise. Zudem stellte er Überlegungen zum "bedingten Sprungbefehl" an, um vom starren Programmablauf wegzukommen. Auch die Erfindung des Analog-Digital-Wandlers geht auf Zuse zurück, als er für die Henschel-Flugzeugwerke einen Rechner zur automatischen Flügelvermessung konstruierte.


Lebenslauf

1910 Konrad Zuse wird in Berlin-Wilmersdorf geboren. Sein Vater war preußischer Beamter im mittleren Postdienst, seine Mutter Maria stammte aus Cammin in Pommern.
1912 Umzug der Familie nach Braunsberg in Ostpreußen
1924 Umzug der Familie nach Hoyerswerda
1925 Zuse zeigt eine künstlerische Ader und erstellt erste Bilder und Reklamezeichnungen.
1928 Zuse legt die Abiturprüfung ab.
Anschließend studiert er an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg - zunächst Maschinenbau, später Architektur und schließlich Bauingenieurwesen. Er ist Mitglied der Studentenverbindung "Akademischer Verein Motiv" die unter anderem im Theaterspielen eine ihrer Traditionen sieht. Wie sich herausstellt besitzt Zuse auch eine Begabung im Theaterspielen.
1934 Nachdem Zuse bereits seit dem Jahre 1933 konkrete Überlegungen in Bezug auf den Bau eines Computers anstellt, entscheidet er sich ein Jahr später für die Grundkonzeption seiner programmgesteuerten Rechenmaschine.
1935 Studienabschluß und Eintritt in die Henschel-Flugzeugwerke als Statiker.
1936 Zuse erarbeitet unter Verwendung der mathematischen Logik ein Aussagenkalkül für duale Rechenautomaten. Zuse kombiniert frühere Ideen von Leibniz, Babbage und Boole. Zuse wendet konsequent das Dualsystem für digitale Rechenautomaten an.
1937 Nach der Fertigstellung des mechanischen Speicherwerkes mit 64 Worten erstellt Zuse das komplizierte Gleitkommarechenwerk für die Z1, ebenfalls ausschließlich in mechanischer Technologie.
1938 Fertigstellung der Rechenmaschine Z1, die ausschließlich in mechanischer Technologie gefertigt wurde. Sie funktioniert jedoch nur in Teilen.
Beginn mit dem Bau der Rechenmaschine Z2. Helmuth Schreyer, ein Freund Zuses, schlägt bereits vor, elektronische Röhren anstatt Relais zu verwenden. Zuse verwendet jedoch wegen der mangelnden Zuverlässigkeit der Rören weiterhin Relais.
1941 Fertigstellung der Rechenmaschine Z3. Zuse schuf hiermit die erste vollautomatische, programmgesteuerte, frei programmierbare und in binärer Gleitpunktrechnung arbeitende Rechenanlage. Auch das Speicherwerk wurde bei der Z3 mit elektromechanischen Relais realisiert.
1944 Die Z3 wird in Bombenangriffen auf Berlin endgütig zerstört.
1944 Zuse erfindet den Analog-Digital-Wandler im Zusammenhang mit der Konstruktion der speziellen Rechenmaschinen S1 und S2 für die Flügelvermessung.
1945 Zuse heiratet in Berlin Gisela Brandes. Im November des gleichen Jahres wird der Sohn Horst geboren.
1945 Zuse wird aus Berlin mit seiner Rechenmaschine Z4 evakuiert. Er flieht über Göttingen und Nordhausen nach Hinterstein, nahe der österreichischen Grenze. Dort überdauert die Z4 das Kriegsende in einem Schuppen.
1949 Übersiedlung von Hoferau im Allgäu nach Neukirchen im Kreis Huenfeld.
Gründung der Zuse KG.
1950 Die Z4 wird als einzig funktionierende, programmgesteuerte Rechenanlage von der Zuse KG an die ETH Zürich geliefert. Die Z4 wurde insgesamt mit 38 Anlagen gebaut und ausgeliefert.
1956 Im Mai wird Zuse der Dr.-Ing. e.h. der Technischen Hochschule Berlin verliehen.
1956 Entwicklungsbeginn der ersten elektronischen Rechenanlage Z22.
1957 Die Z4 wird erstmals auf der Hannover-Messe ausgestellt.
1964 Zuse wird der "Werner-von-Siemens Ring" verliehen. Die Peisverleihung erfolgt durch Bundespräsident Lübke in der Villa Hammerschmidt in Bonn. Die Auszeichnung wird an Persönlichkeiten verliehen, die durch ihre Leistung die technischen Wissenschaften gefördert haben oder durch ihre Forschung der Technik neue Gebiete erschlossen haben.
1965 Zuse wird in Las Vegas der "Harry-Good-Memorial-Award" verliehen. Die für wissenschaftliche Leistungen gedachte Auszeichnung wurde ein Jahr zuvor an Howard Aiken für seine Mark I vergeben.
1975 Zuse wird Ehrenbürger der Stadt Huenfeld.
1979 Zuse wird der Ehrendoktortitel Dr.rer.nat. h.c. der Universität Hamburg verliehen.
1981 Verleihung der Ehrendoktorwürde Dr.rer.nat h.c der TU Dresden.
1984 Einweihung des Zuse Informationszentrums Berlin (ZIB).
1986 Verleihung der Ehrendoktorwürde Dr.tech. h.c. der Universität Reykjavik.
1991 Verleihung der Ehrendoktorwürde Dr.rer.nat. h.c. der Universität Dortmund
Ehrendoktor Dr.h.c. sc.techn. der ETH Zürich
Dr.-Ing. E.h. der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar
1993 Verleihung der Ehrenprofessur der Universität Stettin in Polen.
1994 Verleihung der Ehrendoktorwürde "Dottore ad honorem Mathematica" der Universität Siena.
1995 Verleihung der Ehrenbürgerschaft von Hoyerswerda.
1995 Konrad Zuse verstirbt in Huenfeld.


Originalwerke/Publikationen

Zuse, Konrad: Der Computer - mein Lebenswerk.
Berlin: Springer, 3. unveränd. Aufl., 1993.



Literatur

Rojas, Raul (Hrsg.): Die Rechenmaschinen von Konrad Zuse. Berlin: Springer, 1998.

Rojas, Raul; Hashagen, Ulf (Hrsg.): The First Computers. History and Architectures (History of Computing Series). MIT-Press, 2000.

de Beauclair, Wilfried: Rechnen mit Maschinen. Eine Bildgeschichte der Rechentechnik. Braunschweig: Vieweg, 1968.

Petzold, Hartmut: Rechnende Maschinen. Eine historische Untersuchung ihrer Herstellung und Anwendung vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik. Düsseldorf: VDI-Verlag, 1985.

Petzold, Hartmut: Moderne Rechenkünstler. Die Industrialisierung der Rechentechnik in Deutschland. München: Beck, 1992.

Ceruzzi, Paul: A history of modern computing. Cambridge, Mass.: MIT Press, 1998.

Ceruzzi, Paul; Kidwell, Peggy A.: Landmarks in digital computing: a Smithonian pictorial history. Washington: Smithonian Institution Press, 1994.

Ceruzzi, Paul: Beyond the limits: Flight enters the computer age. Cambridge, Mass.: MIT Press, 1989.

Ceruzzi, Paul: Reckoners: the prehistory of the digital computer, from relays to the stored program concept, 1935-1945. Westport, Conn.: Greenwood Press, 1983.


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Die letzte Änderung stammt vom 5. Januar 2000.



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