Institut für Geschichte der Naturwissenschaften,
Mathematik und Technik
Virtueller Stadtrundgang in Hamburg -
Kulturgeschichte, Naturwissenschaft und Technik
Zeitmessung in Hamburg
In einer Stadt wie Hamburg, die für Deutschland das Tor zur Welt
bedeutete, hatte der Zeitdienst immer eine große Rolle
gespielt. Genaue Uhren zum Zeitabgleich im Hafen waren die
Voraussetzung für die Navigation, für exakte Bestimmungen der
geographischen Länge.
Astronom am Meridiankreis bei der Zeitbestimmung
In den Sternwarten wurde die Zeit ermittelt, indem man bestimmte
bekannte Sterne mit Passageinstrumenten oder Meridiankreisen
kontrollierte und beobachtete, wann sie den Meridian kreuzten.
Passageinstrument zur Zeitbestimmung,
J.G. Repsold/Hamburg, 1829.
(Quelle: Schramm 1996, S. 111.)
Zeitball-Anlage an der Kehrwiederspitze 1876-1934
1876 wurde auf dem Kaispeicher Nr. 1 im
Hamburger Hafen eine Zeitball-Anlage errichtet: Mittags zehn Minuten
vor zwölf Uhr wurde ein 1 Meter großer, schwarzer Ball halb
- und drei Minuten vorher ganz - hochgezogen und pünktlich um
12.00 Uhr Greenwicher Zeit drei Meter tief fallen gelassen. Diese
Anlage konnte von der Sternwarte aus durch ein unterirdisch verlegtes
Kabel gesteuert werden - zunächst direkt durch den Druck einer
Taste durch die Astronomen in der Sternwarte am Millerntor, ab 1899
automatisch durch elektrische Kontakte an der Pendeluhr. Die
Zeitzentrale wurde 1920 in den Neubau des Museums für
Hamburgische Geschichte verlegt und lieferte durch die Kontakte an den
Pendeluhren das Zeitsignal für Normaluhren, Zeitbälle und
die Lichtzeichenanlagen auf den St. Pauli Landungsbrücken und auf
Kuhwärder. Die Genauigkeit lag bei einer Zehntel Sekunde pro
Tag. Entsprechende Zeitballanlagen gab es in Cuxhaven, Wilhelmshaven,
Bremerhaven und Kiel. 1928 wurden die meisten Zeitbälle -
inzwischen von der Deutschen Seewarte betrieben - stillgelegt. Am
längsten - bis 1934 - war die Hamburger Zeitball-Anlage in
Verwendung, immer noch von der Sternwarte aus gesteuert. Bis 1939 war
die Lichtzeichenanlage in Hamburg in Betrieb.
Der Zeitball auf dem Kaispeicher No. 1 (Kaiserspeicher),
südlich der Kehrwiederspitze im Hamburger Hafen (1876 bis 1934).
(Quelle: Schramm 1996, S. 118.)
Telefonische Zeitsignal ''Alster 10.000''
Schon 1907 wurde das telefonische Zeitsignal eingeführt, bald unter
''Alster 10.000'' permanent abrufbar - ein Wunsch vieler Uhr- und
Chronometermacher. 1937 wurden die telefonischen Zeitzeichen durch die
''sprechende Uhr'' als Zeitansage ergänzt (Hamburg03 und Hamburg05).
Drahtlose Telegraphie zur Übermittlung von Zeitsignalen
Die drahtlose Telegraphie brachte einen großen Fortschritt bei
der bermittlung von Zeitsignalen. Im Ersten Weltkrieg begann die
Sternwarte mit der Aussendung der ersten funktelegraphischen
Zeitzeichen mit automatisch arbeitenden Zeitsignalgeber -
ausgelöst ab 1917 von der Sternwarte, ab 1919 von der Deutschen
Seewarte, und ausgesendet von der Großfunkstelle Nauen bei
Berlin. Das Hauptsignal ''ONOGO'', benannt nach den übermittelten
Morsezeichen, war 1912 auf der internationalen Zeitsignalkonferenz in
Paris festgelegt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg steuerte die
Zeitzentrale in der Sternwarte in Bergedorf noch eine Zeit lang die
Bahnhofsuhren der Britischen Besatzungszone.
Zentrale Uhrenanlage der Hamburger Sternwarte.
(Quelle: Schramm 1996, S. 138.)
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Gudrun Wolfschmidt
Hamburg, 20. Dez. 2004
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