Einführung ins Thema des AKAG / Introduction
Die Betrachtung der Natur, insbesondere der kosmischen Objekte, brachte schon sehr früh die Astronomie und Astrologie hervor. Bereits im Altertum beeinflußten diese Bereiche menschlichen Wissens und Handelns auch die religiösen Überzeugungen der Menschen. Die Religionen - genannt seien Buddhismus, Hinduismus, Taoismus, Parsismus, Judentum, Christentum und Islam - trugen ihrerseits mit ihren Glaubensgrundsätzen zum Fundament der sich entwickelnden Wissenschaften bei. Die enge Verzahnung von Astronomie und Astrologie einerseits mit einer Religion andererseits wurde in der Forschung zur Wissenschaftsgeschichte besonders mit Beispielen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert demonstriert. Erinnert sei exemplarisch an die theologische Dimension von Keplers kosmologischer Sicht, die Welt als Kugel zu sehen:
"An der Kugeloberfläche offenbart sich in der Abbildung des dreieinigen Gottes ein trinitarischer Symbolismus".[1]
Kepler führte diese Symbolik fort auch mit Bezug auf die Sonne als Quelle der Bewegung im Zentrum des Universums, die er als Abbild Gottes und dessen Schöpfung ansah. Sprachlich wurde diese Verzahnung sichtbar, als man im 18. Jahrhundert den Begriff der "Physikotheologie" prägte. Naturforschung und Gotteserkenntnis gingen damals zusammen.
Bezogen auf Europa wurde in der Geschichtsforschung konstatiert, daß sowohl kirchenpolitische Umbrüche mit einer Veränderung des religiösen Glaubens (Reformation und Gegenreformation) als auch einzelne wissenschaftliche (zunächst vornehmlich astronomische) Neuerungen und Entdeckungen (erinnert sei an jene von Copernicus, Brahe, Kepler, Galilei und Marius) die weitere religiöse, soziale und politische Entwicklung maßgebend beeinflußten.
Auf dem Kolloquium sollen Fallanalysen vorgestellt werden, die aufzeigen, ob bzw. wie Transferleistungen von religiösen/m Methoden/Wissen in astronomische/s bzw. astrologische/s Methoden/Wissen und umgekehrt stattfanden. Bezogen auf das Verhältnis von Naturwissenschaft und Christentum mit der Reformation von 1517 wurde bei diesem Problemkreis der Transferleistungen ein Forschungsdesiderat festgestellt.[2]
Mit der Fokussierung auf Astronomie und Astrologie soll auf dem Kolloquium beigetragen werden, dieses Desiderat zu verringern. Die Astrologie ist hier ausdrücklich mit zu beachten, denn "Religion und Magie und die letztlich auf magischen Vorstellungen beruhende Astrologie in der Praxis" läßt sich in der voraufklärerischen Zeit "keineswegs deutlich voneinander unterscheiden".[3]
Erwünscht sind auch Beiträge, die sich mit den außereuropäischen Religionen und ihren Wechselwirkungen mit Astronomie[4] und Astrologie[5] beschäftigen. Hier kann z.B. angeknüpft werden an die Arbeiten über islamische Gelehrte und ihr Schrifttum[6] sowie zur Wissenschaft in China, wo Taoisten Anteil an der astronomischen Forschung hatten.[7] Besonders wertvoll sind die Beiträge, die auf aktuellen Forschungen im Sinne von Fallanalysen beruhen oder die einen fundierten Überblick zu einer übergreifenden Problematik geben.
Vorschläge für einen Vortrag sind bis spätestens 30. April 2017 per E-Mail mit einer einseitigen Zusammenfassung (Umfang ca. 3000 Zeichen) an eines der drei Mitglieder des wissenschaftlichen Organisationskomitees (Gudrun Wolfschmidt, Klaus-Dieter Herbst und Thomas Posch) zu richten.
Anmerkungen:
- [1]Volker Bialas: Johannes Kepler. München 2004, S. 83.
- [2]Christoph Meinel: Reformation(en) und Wissenschaft(en). In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 26 (2003), S. 81-88, bes. S. 83.
- [3]Kaspar von Greyerz: Religion und Kultur. Europa 1500-1800. Darmstadt 2000, S. 13.
- [4]Vgl. Helaine Selin (Hg.): Astronomy across cultures: the History of Non-Western Astronomy. Dordrecht, Boston und London 2000.
- [5]Kocku von Stuckrad: Geschichte der Astrologie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. München 2003.
- [6]Vgl. Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums. Bd. 6: Astronomie. Leiden 1978. Bd. 7: Astrologie - Meteorologie und Verwandtes. Leiden 1978.
- [7]Joseph Needham: Science and civilisation in China. Cambridge 1959, S. 171.
Klaus-Dieter Herbst, Jena
Die Vorträge der Tagung sollen in einem Proceedings-Band publiziert werden.
Anmeldung - Registration
Tagungsgebühr 30.- Euro - Diese soll über die AG Registration
(https://s-lotus.gwdg.de/mpg/mpae/am_2017.nsf/registration)
bezahlt werden - bis 30. Juli 2017, also nicht erst bei der Tagung.
Für registrierte Teilnehmer der AG entfällt diese Gebühr.
Ich bitte per E-Mail an mich - bis 30. Juli 2017 (Gudrun Wolfschmidt um Anmeldung,
weil ich planen und reservieren muß:
1. Stadtrundgang / Sternwarte mit Instrumenten
2. Abendessen am Sonntag im Restaurant
3. Teilnahme an der Tagung des AKAG - auch wenn kein Vortrag angeboten wird
Abstract
4. Anmeldung eines Vortrags oder Posters:
Der Abstract soll etwa eine DIN A4 Seite (Umfang ca. 3000 Zeichen) auf deutsch oder englisch verfasst werden.
Strikte Deadline ist bereits der 30. April 2017.
E-Mail an das Scientific Organizing Committee (SOC):