Unsere frühere langjährige Bibliothekarin, Frau Ingeborg Quintus-Winther,
verstarb am 5. November 1997 im Alter von 83 Jahren. Sie war vom 1.
November 1963 an auf einer Halbtagsstelle, seit dem 1. Januar 1967
ganztägig am Institut tätig und wirkte somit schon bei der Aufbauphase der
Institutsbibliothek unter Walter Baron (1906-1971) mit. Am 31. Oktober
1978 verließ sie uns aus Altersgründen und zog im Ruhestand zu ihrer
Tochter nach Weil am Rhein. Dem Institut sandte sie von Zeit zu Zeit
Grüße von ihren großen Reisen. Zuletzt sahen wir sie, als sie 1985 aus
Anlaß des 25-jährigen Bestehens des Institutes nach Hamburg gekommen war.
Am 25. Juli 1997 feierte Herr Hünemörder seinen 60. Geburtstag.
Zum 60. Geburtstag von Herrn Troitzsch fand am 9. Januar 1998 ein Empfang
im Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte statt.
Frau Karin Reich und Herr Dr. Schlote von der Sächsischen Akademie der
Wissenschaften initiierten einen zunächst auf den Zeitraum von fünf Jahren
begrenzten Arbeitskreis zur Geschichte der Wechselwirkung zwischen
Mathematik und Physik.
Frau Luciene Justo führte ihre Doktorarbeit über die Geschichte der
Großforschung in Deutschland am Beispiel des GKSS-Forschungszentrums
Geesthacht fort. Als Angestellte des IGN im Rahmen des Hochschulprogramms
der GKSS untersuchte sie die für die Großforschung ereignisreiche Zeit von
1969 bis 1982 unter der Regierung der sozialliberalen Koalition. Im Zuge
der forschungspolitischen Reformen zu Beginn der siebziger Jahre
beschränkte sich die GKSS nicht mehr auf das Gebiet der
Kernenergieforschung für den Schiffsantrieb, sondern bezog andere Probleme
wie die Reaktorsicherheit, die Unterwasser- und Meerestechnik sowie
die Umweltforschung in ihr Arbeitsprogramm ein. Frau Justo arbeitete über
diese Verschiebung der Forschungsschwerpunkte, die kontextuelle
Forschungspolitik des Bundes und analysierte die technischen Entwicklungen.
Herr Weyer hielt sich auch im Jahr 1997 im Zusammenhang mit seinem
Forschungsthema ,,Graf Wolfgang von Hohenlohe und die Alchemie`` in
Weikersheim bzw. Schäftersheim auf. Während eines Schäftersheim-Besuches
vom 24. Februar bis 10. März 1997 fertigte er unter anderem eine
provisorische Vitrine an und machte damit Stellproben in den beiden
zukünftigen Ausstellungsräumen in Schloß Weikersheim, was sich als eine
außerordentlich wertvolle Hilfe für die Planung der Ausstellung erwies.
Vom 8. bis 11. Mai 1997 nahm er an einer Arbeitstagung zum Thema ,,Wasserrad
und Dampfmaschine - Anfänge der Industrialisierung in - Baden-Württembergisch Franken bis zum Ersten Weltkrieg`` in dem an - der Jagst gelegenen
Kloster Schöntal teil und hielt einen Vortrag über die Glashütten in jener Region.
Vom 9. bis 11. September arbeitete Herr Weyer im Hohenlohe-Zentralarchiv in
Neuenstein und suchte nach Material über Graf Wolfgangs Beschäftigung mit der Alchemie in seiner Langenburger Regierungszeit, die bisher spärlich dokumentiert ist. Bei einem anschließenden Schäftersheim-Aufenthalt vom 11. bis 25. September fertigte er unter anderem einen provisorischen chemischen Herd für die Ausstellung an und sichtete die Schäftersheimer
Kirchenbücher.
Am 7. und 8. November nahm er mit einem Vortrag an einem
Libavius-Kolloquium in Coburg teil. Anlaß dieser Tagung war das Erscheinen der ,,Alchemia`` von Andreas Libavius vor 400 Jahren, des ersten Lehrbuches
der Chemie.
Herr Oestmann begann im Frühjahr 1997 mit einer Forschung über Uhren- und Instrumentenbau in Braunschweig und Wolfenbüttel. Herzog August d.J. besaß neben seiner Sammelleidenschaft für Bücher auch eine ausgesprochene Vorliebe für wissenschaftliche Instrumente und Uhren. Zu deren Instandhaltung berief sein Nachfolger Rudolf August die Brüder Wolfgang und Michael Tobias Hager aus Arnstadt. Im 17. und 18. Jahrhundert waren 15 Mitglieder der Familie als Uhrmacher und Hersteller wissenschaftlicher Instrumente tätig, von denen bislang 54 Objekte bekannt sind, darunter neben tragbaren Sonnenuhren auch Taschenuhren, astronomisch-meteorologische Bestecke und Schrittzähler. Angeregt wurde diese Arbeit durch den 1900 geborenen Chemiker Dr. Walther P. Buchler, einen Nachfahren der Familie Hager, der vor etwa 30 Jahren begann, die erhaltenen Instrumente zu lokalisieren und die einschlägigen Quellen zu sammeln. Der bereits fertiggestellte Werkkatalog soll durch Biographien und eine Geschichte der vertretenen Instrumentengattungen ergänzt werden.
Die Forschungen über das Verhältnis des dänischen Statthalters Heinrich
Rantzau zur Astrologie wurden fortgesetzt. Im Mittelpunkt stand die
Bearbeitung der erhaltenen Instrumente aus dessen Besitz im Hinblick auf
eine geplante Ausstellung zum 400jährigen Todestag Rantzaus in Kiel.
Im Jahr 2000 soll anläßlich der Tagung der Astronomischen Gesellschaft in
Bremen eine Ausstellung über Leben und Werk des Arztes und Astronomen
Wilhelm Olbers ausgerichtet werden. Mit der Sichtung des schriftlichen
Nachlasses in der Bremer Universitätsbibliothek wurde begonnen.
Herr Scriba leitete gemeinsam mit Prof. J. W. Dauben (New York) vom 25.
bis 30. Januar 1998 ein weiteres Treffen der Arbeitsgruppe
,,Historiographie der Mathematik`` der International Commission on the
History of Mathematics im Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach.
Dabei wurden die inzwischen weitgehend vorliegenden Manuskripte der rund
40 Mitarbeiter kritisch beurteilt und noch offene Fragen der Gestaltung
diskutiert. Das endgültige Manuskript soll im kommenden Herbst dem Verlag
übergeben werden. Frau Anke Jobmann, die seit dem 1. Mai 1996 als
studentische Hilfskraft bei bibliographischen Arbeiten mitwirkte und die
Druckvorlage im Editionsprogramm LaTeX erstellte, legte im Dezember ihre
Diplomprüfung in Geschichte der Naturwissenschaften ab und erhielt ein
Doktorandenstipendium des Graduiertenkollegs ,,Genese, Struktur und Folgen
von Wissenschaft und Technik`` an der Universität Bielefeld.
Ab 1. April 1998 übernimmt Frau Elena Opaets, die ebenfalls Geschichte
der Naturwissenschaften im Hauptfach studiert, ihre Aufgaben. Wie Frau
Jobmann wird sie aus einer Sachbeihilfe der Deutschen
Forschungsgemeinschaft bezahlt.
Das von Herrn Kleinert begonnene Nachlaß-Seminar, das sich gegenwärtig
vorwiegend mit dem Ordnen und Abfassen von Regesten der wissenschaftlichen
Korrespondenz von Hans Schimank beschäftigt, wurde auch in den beiden
vergangenen Semestern von Herrn Scriba weitergeführt. Inzwischen sind rund
1350 Korrespondenten namentlich erfaßt. Etwa ein Fünftel der Briefe konnte
bisher in Regestenform in eine Datenbank aufgenommen werden.
An der von Herrn Scriba begonnenen, von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft durch eine Sachbeihilfe geförderten Edition des
Briefwechsels des Oxforder Mathematikers John Wallis (1616-1703) setzte
Herr Dr. Philip Beeley als wissenschaftlicher Mitarbeiter seine Arbeit
fort, weiterhin unterstützt von Frau Alexandra Grigat als studentischer
Hilfskraft.
Als Bestandteil des 3. Zyklus des Graduiertenkollegs fand erstmals vom 20.
Oktober bis zum 14. November 1997 ein Nachwuchsforum statt. Es hatte das
Ziel, junge in- und ausländische Nachwuchskräfte, die an ihrer Promotion
arbeiten, im Rahmen der Schwerpunkte und verwandter Disziplinen des Kollegs
zu fördern. Die Veranstaltung begann mit einem dreitägigen Plenarkolloquium
im Warburg-Haus, bei dem Teilnehmer und Kollegiaten ihre Projekte
vorstellten. Am 24. Oktober hielt Herr Prof. Dr. H. Maehler aus London den
Eröffnungsvortrag (,,Warum sind Papyri so spannend?``), am 25. fand eine
Exkursion nach Hildesheim statt. Weitere Veranstaltungen schlossen ein
Kompaktseminar ,,Griechische und lateinische Paläographie`` in der Herzog
August Bibliothek in Wolfenbüttel, ein Blockseminar ,,Textkritik`` und
einen Workshop zum Einsatz von Photo- und Labortechnologie bei Papyri,
Handschriften und Alten Drucken ein, an dem Fachleute aus Köln mitwirkten.
Zum Abschluß des Nachwuchsforums hielt am 13. November 1997 Herr Prof. Dr.
Fritz Krafft, Marburg, einen Vortrag über das Thema ,,Am Anfang war es nur
ein Wort: Basaltes``.
Im Rahmen des ,,Straßburg-Projekts`` arbeiteten Frau Marielle Cremer über
die Geschichte der Geophysik an der Straßburger Universität und Herr
Florian Hars über die Geschichte der Physik. Die Astronomie wurde von Frau
Wolfschmidt behandelt. Frau Julia Thiele und Frau Wolfschmidt beteiligten
sich am Projekt ,,Deutsch-ungarische Beziehungen in Naturwissenschaft und
Technik nach dem II. Weltkrieg``, das Herr Dr. Fischer vom
Finnisch-Ugrischen Seminar der Universität Hamburg organsisierte.
Am XX. Internationalen Wissenschaftshistorischen Kongreß, der vom 20. bis
26. Juli in Lüttich stattfand, beteiligten sich drei Mitglieder des
Instituts mit Vorträgen (Hünemörder, Oestmann und Wiesenfeldt).
Zum Beginn des Jahres 1998 (am 23. Januar) konstituierte sich der
Förderverein Hamburger Sternwarte e.V. Zweck der Vereinigung ist der Erhalt
und sowohl die wissenschaftliche als auch volksbildende Nutzung des
inzwischen denkmalgeschützten Ensembles auf dem Gojenberg in
Hamburg-Bergedorf. In den Vorstand wurden Gudrun Wolfschmidt und Günther
Oestmann gewählt.
Eine Exkursion zum Kasseler Museum für Astronomie und Technikgeschichte fand
am 16. Mai statt; am 5. Dezember wurde die Leibniz-Edition in der
Niedersächsischen Landesbibliothek (Hannover) besucht. Neben einer
Besichtigung der Cimelien (darunter auch der Rechenmaschine) wurden von den
Mitarbeitern die editorischen Fortschritte und Probleme eingehend
vorgestellt.
Die wissenschaftshistorische Exkursion des IGN führte in diesem Jahr nach
Dänemark. Am 16. Juni ging es zunächst nach Århus zur Besichtigung des
Steno-Museums, dessen Direktor, Herr Prof. Moesgaard, eine sehr interessante
Führung veranstaltete und anschließend zu Pizza und Wein in den
Museumsräumen lud. Am zweiten Tag führte der Weg über die neue
Beltverbindung nach Taastrup nahe Kopenhagen. Dort ist durch das langjährige
Engagement des Musikers und Wissenschaftshistorikers Claus Thykier ein
kleines Museum zum Leben und Werk des Astronomen Ole Römer entstanden.
Thykier war es 1978 gelungen, den in unmittelbarer Umgebung des Museums
gelegenen Standort von Römers Observatorium zu finden. Bei einem Imbiß
berichtete Herr Thykier über die Geschichte der Entstehung des Museums und
führte im Anschluß durch die Ausstellung. Die Prunkstücke stellen getreue
Rekonstruktionen des von Römer konzipierten Planetariums, Lunariums und
Jovilabiums dar, die von dem Uhrmacher und Restaurator Sören Andersen
verfertigt wurden.
Der letzte Tag war einem Besuch der Reste von Tycho Brahes Observatorien auf
der Insel Hven vorbehalten. Bei strahlendem Wetter ging es per Schiff von
Kopenhagen nach Bäckviken, dem kleinen Inselhafen. Außer einer Andeutung des
Grundrisses der ,,Uraniborg`` ist von dem prunkvollen Hauptgebäude der
Sternwarte Brahes nichts mehr zu sehen. Dagegen sind vor kurzem Teile der
Umwallung und der Gartenanlagen rekonstruiert worden. Die Reste der
nahegelegenen, schon vor längerer Zeit freigelegten ,,Stjärneborg``,
einem unterirdisch angelegten Observatorium, wurden ebenfalls besichtigt.
Ein winziges Museum erinnert an Brahes Tätigkeit auf der Insel, die im
ausgehenden 16. Jahrhundert der Mittelpunkt astronomischer Forschung
war.
Die Bibliothek erhielt auch im Berichtszeitraum wieder zahlreiche
Bücherschenkungen, für die wir herzlich danken. Stellvertretend seien
als Institutionen genannt: die Bibliothek der Hamburger
Universitätssternwarte in Bergedorf, die G. Daimler- und K. Benz-Stiftung
und die Gesellschaft Deutscher Chemiker sowie als persönliche Spender die
Herren Hans Dennert (Fa. Aristo), Dr. Heyckendorf, Dr. D. Stolzenberg und
Prof. K. Heyns.
Bei den studentischen Hilfskräften haben sich folgende Änderungen ergeben:
Herr Johannes Kückens (Nachfolger von Herrn Cremer) arbeitet seit dem 1.
April 1997. Frau Kathrin-Johanna Teerling (Nachfolgerin von Herrn Rosendahl)
hat am 1. Oktober 1997 ihre Tätigkeit aufgenommen. Die
Verlängerungsanträge für Herrn Krisztián Peters und Frau Heike Frank sind gestellt worden. Alle oben genannten Studenten waren stets
einsatzbereit, haben sorgfältig und gewissenhaft gearbeitet.
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Die letzte Änderung stammt vom 14. Oktober 1998.
wolfschmidt@math.uni-hamburg.de