Universität Hamburg - Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik

NACHRICHTEN
aus dem Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik
HAMBURG


Nummer 25, April 1995

Die Exkursion des IGN vom 30.06.-02.07.1994
nach Utrecht, Leiden und Amsterdam

Nachdem 1993 die Exkursion aus Geldmangel nicht stattfinden konnte, schafften es die Veranstalter 1994 nicht nur, für eine ausreichende Finanzierung zu sorgen, sondern auch, ein wirklich vielversprechendes Programm zusammenzustellen. Geplant waren ein Besuch beim "Instituts voor Geschiedenes der Natuurwetenschappen" in Utrecht mit Gelegenheit zum Austausch mit den dortigen Wissenschaftshistorikern, Besichtigung des berühmten Boerhaave-Museums und des Mühlenmuseums in Leiden sowie des Schiffahrtsmuseums in Amsterdam. Es soll nicht verschwiegen werden, daß die Exkursionsleitung willens und bereit war, die Tips der niederländischen Gastgeber in Utrecht zur Erweiterung des Programms zu nutzen, so daß das überaus sehenswerte Teyler-Museum in Haarlem ebenfalls eingeplant wurde.

Utrecht

Nach einer informativen Bahnfahrt - es kreisten Reiseführer über das Exkursionsziel, Zeitungen und diverse weitere Druckerzeugnisse - erreichten Veranstalter und Teilnehmer vollzählig und guten Mutes Utrecht. Ausgerüstet mit Stadtplan und Adresse des niederländischen IGN ging es per pedes durch die bezaubernde Altstadt, vorbei an Antiquitätenläden, einladenden Cafés und Kneipen. Nach leichten Orientierungsübungen - die Gruppendynamik funktionierte wunderbar, das blieb auch im weiteren Verlauf der Reise so - und Erkundigungen bei den Einheimischen gab es im IGN einen herzlichen Empfang und ein wohlverdientes Mittagessen in einem der einladend aussehenden Cafés. Anschließend stellte Prof. Palm das niederländische Institut vor, Prof. Hünemrder tat das gleiche für das Hamburger IGN. Schnell entspann sich ein lebhaftes Gespräch u.a. über die Situation des IGN in Utrecht und in der niederländischen Universitäts- und Wissenschaftslandschaft, Kontakte zu anderen Disziplinen, Studentenzahlen, Studien- und Forschungsinhalte, Stellensituation, Finanzen, außeruniversitäre Forschung und vieles mehr. Unterbrochen wurde die Diskussion von einer Kaffee- und Teepause. Bemerkenswert war, daß Bibliothek und Arbeitsräume eins waren und die Runde inmitten der Bücher saß, diskutierte, Kaffee trank und Kekse aß. An deutschen Einrichtungen ist so etwas eher ungewöhnlich, oder? Zum Abendessen teilten sich Gäste und Gastgeber auf: einige saßen in einer der einladenden Kneipen, die anderen begaben sich in asiatische Gefilde und speisten vorzüglich auf indonesisch. Beim Abschied wurde vereinbart, die Kontakte zwischen beiden Instituten weiter zu pflegen und zu intensivieren. Noch am gleichen Abend wurde die Weiterfahrt nach Leiden angetreten; die Vollzähligkeit der Gruppe blieb gewahrt, auch wenn zwei Teilnehmer erst (oder schon) eine Minute vor Abfahrt des Zuges den Bahnsteig erreichten.

Leiden

Gegen 22.30 Uhr war - wiederum nach einer gut gemeisterten Orientierungs- übung - das Hotel erreicht, das nicht weit entfernt von sehr einladend aussehenden gastronomischen Betrieben lag. Getreu dem Motto "Auf einer Exkursion ist alles sehenswert" wurden diese genauer begutachtet, was aber niemanden davon abhielt, pünktlich zum Frühstück um 8.00 Uhr zu erscheinen. Das Leidener Programm begann mit einem informativen Kurzvortrag über die Geschichte der Stadt und der Universität, anschließend wurde das Boerhaave-Museum besichtigt, in dem wissenschaftliche Instrumente und verschiedene Sammlungen chronologisch, nicht nach Disziplinen (Astronomie, Biologie, Chemie, Mathematik, Medizin, Physik), geordnet und ausgestellt sind. Lediglich die moderne Entwicklungen betreffenden Exponate wurden in Fachgebiete getrennt zugänglich gemacht. Zur Verständlichkeit der Ausstellung sei angemerkt, daß es zwar einen Katalog mit Informationen zu einigen herausragenden Stücken gab, die Hinweise insgesamt jedoch recht kurz gefaßt waren, und es teilweise auch dem versammelten Wissen der Exkursionteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht gelang, Fragen zu den Instrumenten befriedigend zu beantworten. Im großen und ganzen aber war der Besuch des Boerhaave-Museums aufgrund der Fülle der gezeigten Instrumente ein beeindruckendes Erlebnis.

Haarlem

Am Nachmittag stand dann die Besichtigung des Teyler-Museums in Haarlem auf dem Programm; zu sehen waren u.a. Fossilien, wissenschaftliche Instrumente und Mineralien. Es ist die älteste öffentliche Einrichtung dieser Art in den Niederlanden, 1778 gegründet, kontinuierlich erweitert und heute bezüglich Gebäude und Präsentation der Exponate in der gleichen Form wie im 19. Jahrhundert zu sehen. Faszinierend war, daß anhand dieses Museums auch die von der heutigen Einstellung zur Wissenschaft und ihrer Präsentation durchaus verschiedene des 19. Jahrhunderts deutlich wurde. Nach dieser Besichtigung war Freizeit angesagt, die zur weiteren Besichtigung Haarlems (Kirche, Marktplatz, Cafés etc.) oder auch des berühmten Strandes in Zandfoort genutzt wurde.

Leiden, Amsterdam

Am nächsten Morgen teilte sich die Gruppe einerseits zur Besichtigung des Botanischen Gartens in Leiden (der älteste Europas), andererseits zur Besichtigung des Mühlenmuseums und zur anschließenden Fahrt nach Amsterdam mit Besichtigung des Schiffahrtsmuseums und einem Abstecher ins Rijksmuseum. Um 13.03 Uhr sollte dann gemeinsam die Rückfahrt nach Deutschland angetreten werden. Leider hatte der Zug von Leiden nach Amsterdam Verspätung, so daß die Leidener Gruppe ohne Gruppenfahrschein in Amsterdam auf dem Bahnhof festsaß. Glücklicherweise war jedoch ein Gruppenmitglied der niederländischen Sprache mächtig und konnte den gutgelaunten und äußerst hilfsbereiten niederländischen Bahnbeamten die mißliche Lage so eindringlich darlegen, daß der Leidener Gruppe die Weiterfahrt auch ohne Gruppenfahrschein gestattet wurde und der Amsterdamer Gruppe im Zug die Nachricht übermittelt wurde, daß sie doch bitte an der Grenze warten sollte. In Hengeloh trafen sich dann alle glücklich wieder und erreichten gemeinsam Hamburg.

Den Veranstaltern und unseren Utrechter Gastgebern sei an dieser Stelle ganz herzlich für ihren unermüdlichen Einsatz und eine wunderschöne und erlebnisreiche Exkursion gedankt.

Anke Jobmann


Zurück zum Inhaltsverzeichnis des Nachrichtenblatts
wwwign, 11. August 1995