Thematik: Thema dieser einführenden Vorlesung ist die Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik von der Spätantike bis zur Renaissance, ihre Abhängigkeit von dem antiken paganen und christlichen Erbe und gleichzeitig ihre geistig-kulturelle Eigenständigkeit. Naturverständnis, Wissenschaftssystematik (Quadrivium, Artes mechanicae, ,,Physica``) und Wissenschaftsorganisation (Klöster, Schulen, Universitäten) sollen in ihrem historischen und gesellschaftlichen Zusammenhang behandelt werden und zu einem neuen Bild vom Mittelalter verhelfen, in dem auch die handwerkliche Technik in verschiedenen Bereichen ihren Platz hat.
Vorkenntnisse: Teilnahme am ersten Teil des Zyklus ist erwünscht, aber nicht Voraussetzung.
Empfohlene Literatur: Crombie, A. C.: Von Augustinus bis Galilei. Die Emanzipation der Naturwissenschaft. Köln 1959 und München 1977 (dtv WR 4285). - Dales, R. T.: The Scientific Achievement of the Middle Ages. Philadelphia 1973. - Dijksterhuis, E. J.: Die Mechanisierung des Weltbildes. Berlin 1956. - Gimpel, J.: Die industrielle Revolution des Mittelalters. Zürich, München 1980 (frz. 1975). - Grant, E.: Das physikalische Weltbild des Mittelalters. Zürich, München 1980 (engl. 1971). - Grant, E. (Hrsg.): A Source Book in Medieval Science. Cambridge (Mass.) 1974.
Thematik: Schon früh war in China die Rechenpraxis hochentwickelt. Im ältesten der ,,10 Klassiker`` wurde der pythagoreische Lehrsatz bewiesen. Die Lösung von linearen Gleichungssystemen mittels einer Art von Matrizenrechnung, die Beiträge zur numerischen Mathematik, zur Zahlentheorie und Analysis zählen zu den Höhepunkten der frühen, chinesischen Mathematik. Obwohl unser dezimales Ziffernsystem auf die Inder zurückgeht, ist die Quellenlage zur mathematischen Praxis in Indien dürftig. Die oftmals nur verbal formulierten und gelegentlich auch gesungenen mathematischen Rezepte und Lehrsätze verleihen der indischen Mathematik ihren besonderen Charakter. Besonders hochentwickelt war die unbestimmte Analytik, der ursprünglich astronomische Fragestellungen zugrunde lagen. Die indische Mathematik (vielleicht/ wahrscheinlich auch die chinesische) wurde von der islamischen Welt rezipiert, die mittels einer Synthese mit der griechischen Mathematik für eine neue Blüte sorgte. Das christliche Abendland begann erst ab dem 13. Jahrhundert sich zu ,,orientieren``.
Vorkenntnisse: Spezielle Vorkenntnisse werden nicht erwartet.
Literatur:
Allgemein: Juschkewitsch, A. P.: Die Geschichte der Mathematik im
Mittelalter. Leipzig 1964.
China: Mantzloff, J. C.: Histoire des
Mathématiques Chinoises. Paris 1978.
- Needham, J.: Science and Civilization in China. Bd. 3:
Mathematics and the Sciences of Heavens and the Earth. Cambridge 1959.
Indien: Datta, B., Singh, A. N.: History of Hindu Mathematics. 2
Bde. Lahore 1935 und 1938. Nachdruck Bombay 1962. - Bag, A. K.: Mathematics
in Ancient and Medieval India. Varanasi 1979. - Srinivasiengar, C. N.: The
History of Ancient Indian Mathematics. Calcutta 1967.
Islam: Juschkewitsch,
A. P.: Les Mathématiques Arabes. Paris 1976. - Berggren, J. L.: Episodes
in the Mathematics of Medieval Islam. New York u.a. 1986. - Rebstock,
U.: Rechnen im islamischen Orient. Darmstadt 1992.
Thematik: In der Vorlesung wird ein Überblick über die Entwicklung des wissenschaftlichen Umgangs mit der Elektrizität im Zusammenhang mit ihrer technischen Verwendung gegeben. Nach einer kurzen Behandlung des antiken und mittelalterlichen Wissens wird ausführlicher auf die Entwicklungen im 17. und 18. Jahrhundert eingegangen, in deren Verlauf sich ein breites empirisches Wissen um elektrische Erscheinungen ansammelt und sich wesentliche Begriffe und Regeln herausbilden und stabilisieren. Einen Schwerpunkt wird die am Ende des 18. Jahrhunderts einsetzende Mathematisierung darstellen. Nach einer Behandlung des Elektromagnetismus und der frühen Elektrodynamik werden die verschiedenen Ansätze im 19. Jahrhundert ausführlich gegenübergestellt und die Frage diskutiert werden, auf Grund welcher Kriterien sich schließlich die Maxwellsche Theorie als verbindlich durchsetzte und welche Rolle die einsetzende Elektrotechnik bei der Entwicklung spielte. Die Vorlesung wird mit einem Ausblick auf die Entwicklungen des 20. Jahrhunderts schließen.
Vorkenntnisse: Methoden und Darstellungsweisen der modernen Elektrizitätslehre; Grundzüge der Maxwellschen Theorie.
Empfohlene Literatur: Zur Einführung etwa: Kap. 4.4 aus K. Simonyi: Kulturgeschichte der Physik. Leipzig u.a. : Urania Verlag 1990 oder J. Meya und O. Sibum: Das fünfte Element. Wirkungen und Deutungen der Elektrizität. Deutsches Museum/Rowohlt 1987. Weitere Literatur wird in der Vorlesung genannt werden.
Thematik: Da man für Antike und Mittelalter nicht von einer biologischen Wissenschaft im modernen Sinne sprechen kann, ist Gegenstand der Vorlesung 1. das biologische Denken jener Epoche (in Auswahl) und 2. das naturkundliche Schrifttum mit biologischen Theorien und Vorstellungen oder konkreten Angaben über Pflanzen und Tiere. Dabei ist das Lernziel, in Ansätzen begreifen zu können, wie in Auswahl vorgestellte biologische Beobachtungen und Ansichten in ihrem geisteswissenschaftlichen Zusammenhange zu verstehen sind. Die Darstellung, die auch den Eigenwert jener Zeit verdeutlichen möchte, wird an historischen Persönlichkeiten orientiert sein, beginnend mit Aristoteles und endend mit den Enzyklopädikern der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, aus deren Werken jeweils charakteristische Proben (in Übersetzung) interpretiert werden.
Vorkenntnisse: Die Vorlesung setzt nur allgemeine biologische Grundkenntnisse voraus, ist also für Geistes- und Naturwissenschaftler vom 1. Semester an geeignet.
Empfohlene Literatur: Eine befriedigende Biologie-Geschichte für diese Zeitspanne gibt es noch nicht. Mit Einschränkungen als erste Orientierung empfohlen werden: Ballauff, T.: Die Wissenschaft vom Leben. Eine Geschichte der Biologie, Bd. I. Freiburg, München 1954 (= Orbis academicus II/8). Bäumer, Ä.: Geschichte der Biologie von der Antike bis zur Renaissance. Frankfurt/M., Bern, New York, Paris 1991. Spezialliteratur wird jeweils vorgestellt.
Thematik: Als Ergänzung zur Vorlesung werden ausgewählte, mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern abzustimmende Themen aus dem Bereich der Naturwissenschaft und Technik des Mittelalters und der Renaissance in Referaten und anschließenden Diskussionen näher behandelt.
Vorkenntnisse: Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich; der gleichzeitige Besuch der Vorlesung 11.001 wird empfohlen.
Empfohlene Literatur: Vgl. die Hinweise zur Vorlesung 11.001.
Thematik: In Ergänzung zur Vorlesung werden in Abstimmung mit den Teilnehmern ausgewählte, auch den physikalischen und technischen Anwendungen zugehörige und für die historische Entwicklung bedeutsame Probleme in Referaten vorgestellt und diskutiert.
Vorkenntnisse: Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich; der gleichzeitige Besuch der Vorlesung 11.002 wird empfohlen.
Literatur: Vgl. Vorlesung 11.002.
Thematik: Zur Vertiefung des in der Vorlesung behandelten Stoffes werden Primär- und Sekundärtexte zur Geschichte der Elektrizitätslehre in Referaten vorgestellt und diskutiert.
Vorkenntnisse: Wie zur Vorlesung.
Empfohlene Literatur: Einführende Literatur s. Vorlesung. Eine ausführlichere Literatur- und Leseliste wird in der ersten Seminarsitzung ausgegeben.
Thematik: Die Referate und gemeinsame Lektüre mit Interpretation sollen sich auf erhaltene biologische Texte beziehen. Mögliche Autoren und Werke: Aristoteles (zoologische Schriften, einschließlich der lat. Übersetzungen des Michael Scotus und Wilhelm von Moerbeke), Ps.- Aristoteles (= Nicolaus Damascenus, de plantis), Theophrast (historia plantarum und de causis plantarum), Aelian (de natura animalium), Plinius (naturalis historia und ihre mittelalterlichen Kurzfassungen), Dioskurides (Arzneimittellehre, einschließlich der vulgärlat. Bearbeitung), der Physiologus (griech. und lat. Version), Plutarch (2 Schriften der Moralia zur Tierpsychologie), Dionysius (de aucupio), lat. landwirtschaftliche Werke (Cato, Varro, Columella, Palladius) sowie mittelalterliche pflanzen- und tierkundliche Schriften (Albertus Magnus, Thomas von Cantimpré u.a.m.). Es kann auch mit mittelalterlichen Handschriften (Mikrofilmkopien) gearbeitet werden.
Vorkenntnisse: Das Seminar ist sowohl für Klassische Philologen des GrK als auch für Studierende der Naturwissenschaften geeignet. Griechische und lateinische Kenntnisse sind erwünscht.
Empfohlene Literatur: Wird im Seminar bekanntgegeben.
Thematik: Das neue Forschungs- und Lehrgebiet Technikfolgenabschätzung und -bewertung trägt einem in der Öffentlichkeit geweckten Bedürfnis nach einer veränderten Naturwissenschaft und Technik Rechnung, welche dem Fortschritt dienen soll, ohne mittel- und langfristige Schädigungen der Umwelt zu bewirken. In diesem Seminar soll versucht werden, 1. die Entstehung dieser neuen Disziplin in Verbindung mit der Finalisierungsdebatte historisch nachzuzeichnen und 2. zu diskutieren, wie weit der einzelne Naturwissenschaftler in der Lage ist, die Folgen seiner Forschungen und ihrer Anwendungen von vornherein einzubeziehen. Historische Beispiele sollen in Referaten behandelt und im Hinblick auf moderne ethische Fragestellungen und Erwartungen bewertet werden.
Vorkenntnisse: Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Empfohlene Literatur: Wird im Seminar bekanntgegeben.
Thematik: In diesem Seminar, das vor allem für fortgeschrittene Studentinnen und Studenten des Faches ,,Geschichte der Naturwissenschaften`` gedacht ist, sollen die Probleme und Methoden der Erschließung und Veröffentlichung wissenschaftlicher Nachlässe vergleichend an einem Nachlaß aus dem 17. und einem aus dem 20. Jahrhundert erörtert werden. Zugrundegelegt werden der Briefwechsel des Mathematikers John Wallis (1616 - 1703) und der Nachlaßdes Naturwissenschafts- und Technikhistorikers Hans Schimank (1888 - 1979). Ersterer nahm eine Schlüsselstellung bei der Entstehung der modernen Naturwissenschaft in England ein, letzterer leistete einen wichtigen Beitrag zur Etablierung der Wissenschafts- und Technikgeschichte im 20. Jahrhundert.
Vorkenntnisse: Vertrautheit mit der ,,deutschen Schreibschrift``.
Empfohlene Literatur: Hermann, A.: Die Funktion und Bedeutung von Briefen. In: Wolfgang Pauli: Wissenschaftlicher Briefwechsel. Bd. I, hrsg. von A. Hermann, K. von Meyenn, V. F. Weisskopf. New York, Heidelberg, Berlin 1979. S. XI-XLVII. - Mommsen, W. A. : Die Nachlässe in deutschen Archiven. Boppard 1971. S. VI-XXVI. Dort sind weitere Literaturhinweise zu finden.
Thematik:
Licht war und ist auf verschiedene Weise Gegenstand in den
Naturwissenschaften. So wurden etwa die physikalische Optik, die
von der Natur des Lichts und seinen Eigenschaften handelt, und die
physiologische Optik, die mit der visuellen Wahrnehmung befaßt ist,
erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts disziplinär getrennt. Bis dahin
standen Untersuchungen über das Sehen, über das Auge, über
optische Instrumente und über die Natur des
Lichts in engem Zusammenhang. Zudem waren die rivalisierenden Lichttheorien
etwa im 18. Jahrhundert stark geprägt durch die unterschiedlichen
religiösen Überzeugungen ihrer Anhänger.
Im Seminar sollen die unterschiedlichen Theorien vom Licht und
vom Sehen und deren Hintergründe bis ins 20. Jahrhundert behandelt
werden, sowie die Konstruktion und Bedeutung von optischen Instrumenten und
auch der Einsatz von Licht zur Untersuchung anderer als optischer
Phänomene. Dazu gehören
selbstverständlich die Gebiete, in denen Mikroskopie und
Fernrohre eingesetzt
wurden, aber auch Forschungsbereiche, die z.B. auf Theorie und
Methode der Spektralanalyse gegründet sind.
Vorkenntnisse: Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Empfohlene Literatur: Als Einführung: G.N. Cantor: Physical Optics. In: R.C. Olby, G.N. Cantor u.a. (Hg.): Companion to the history of modern science. London/New York, 1990, 627-638.
Thematik: Im Rahmen des Seminars sollen die Entwicklung der Bio- und Gentechnologie am Beispiel ihrer Förderung in der Bundesrepublik Deutschland näher untersucht und die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, aber auch weitreichende Auswirkungen dieser neuen Technologien im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft diskutiert werden.
Vorkenntnisse: Allgemeine biologische Grundkenntnisse werden vorausgesetzt.
Empfohlene Literatur: Wird im Seminar bekanntgegeben.
Thematik: In diesem Seminar geben Promovierende und andere Referenten und Referentinnen Arbeitsberichte über den augenblicklichen Stand ihrer Forschungen. Dabei liegt der Akzent weniger auf den Ergebnissen als vielmehr auf der Vielfalt ihrer Ansätze. Soweit die finanziellen Mittel es erlauben, werden auch auswärtige Vortragende eingeladen. Allen denen, die im Fach Geschichte der Naturwissenschaften arbeiten wollen, ist die Teilnahme dringend anzuraten. Eine Liste mit den Namen der Vortragenden und den Themen der Referate ist im Geschäftszimmer erhältlich.
Hinweis: Man achte auf einen entsprechenden Aushang im Schaukasten des IGN!
Interessierte werden gebeten, sich im Sekretariat des IGN zu Informieren.