Universität Hamburg Fachbereich 11 - Mathematik

Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik


Programmübersicht Kolloquium
Sommersemester 2003 datebook.gif

Vorträge im Rahmen des Seminars

Neuere Forschungen zur Geschichte der
Naturwissenschaften, Mathematik und Technik

Montags 18.00 - 19.30 Uhr,
Geomatikum (Bundesstr. 55),
Hörsaal 6 (Erdgeschoß)


Gesamt-Programm zum Ausdrucken

Inhaltsangabe der Vorträge

14.04.2003

28.04.2003

05.05.2003

12.05.2003

19.05.2003

26.05.2003

16.06.2003

23.06.2003

30.06.2003

07.07.2003

Donnerstag, 10. Juli 2003, 16.15 Uhr Vortrag wird auf WS 2003/04 verschoben!
Vortrag im Zoologischen Kolloquium in Zusammenarbeit mit dem IGN, Martin-Luther-King-Platz 3, Großer Hörsaal

14.07.2003

Wintersemester 2003/04 (oder später)

Gudrun Wolfschmidt, Karin Reich


Vgl. die Vorträge im Kolloquium über Reine Mathematik (im Mathematischen Seminar)
Vgl. die Vorträge im Mathematischen Kolloquium
Vgl. weitere Vorträge im Fachbereich Mathematik
Vgl. die Vorträge im Astronomischen Kolloquium der Hamburger Sternwarte
Vgl. die Vorträge im Vorträge bei DESY und die Vorträge in der Physik (Jungiusstr.)
Vorträge in der Hamburger Sternwarte (Förderverein)
Vorträge in der Mathematischen Gesellschaft Hamburg
Vgl. die Vorträge im Philosophischen Kolloquium
Vgl. die Vorträge im Zoologischen Kolloquium

Siehe auch die folgenden Veranstaltungshinweise:

Tagungen, Ausstellungen, u.s.w.

Frühere Kolloquiumsvorträge


Inhaltsangabe der Vorträge

Dr. Ingo Schwarz (Berlin, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften)
Alexander von Humboldt und die Gesandtschaft der Vereinigten Staaten in Berlin.

Alexander von Humboldt liked to call himself ''half an American'' regarding the United States. He knew Thomas Jefferson and James Madison personally and was a good friend of Albert Gallatin. After 1835, he became a well-informed friend and supporter of many American diplomats in Berlin, whose respect and admiration he enjoyed. Humboldt needed the American legation for sending letters of introduction, books, or questions related to his own researches to the U.S. through diplomatic channels. Many American visitors came to see the famous scientist and explorer in Berlin or Potsdam. Often, the American legation helped in establishing the contacts.
Zu dem Vortrag hat der Redner eine Broschre in der Schriftenreihe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verfasst, die sich die Teilnehmer gern mitnehmen können.

Prof. i.R. Dr. Klaus Glashoff (Universität Hamburg, FB Mathematik)
Über Leibniz' charakteristische Zahlen

Im Rahmen seines Projektes eines ,,calculus universalis'' entwarf Leibniz Anfang 1679 drei unterschiedliche Modelle der aristotelischen Logik mit Hilfe von Zahlen. Durch diese von ihm erfundenen ,,charakteristischen Zahlen'' wollte Leibniz die Schlussweisen der aristotelischen Logik auf rein arithmetische Rechnungen reduzieren. Im Vortrag zeigen wir genau, wie die drei Modelle untereinander zusammenhängen bzw. aufeinander aufbauen. Zu diesem Zweck geben wir drei Kriterien an, die für jedes Modell der aristotelischen Logik gelten müssen. Zum einen können wir dadurch die Leibnizschen Definitionen leicht nachvollziehen sowie auch die Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle präzise beschreiben. Ein Grund für manche Schwierigkeiten mit dem Verständnis der Leibnizschen charakteristischen Zahlen ist die von ihm verwendete Nomenklatur. Der problematischen ,,plus/minus'' - Schreibweise, die in der Vergangenheit manchen Kommentator auf die falsche Fährte gelockt hat, geben wir eine neue Deutung.

Prof. Dr. Heinz-Peter Schmiedebach (Universität Hamburg, Medizingeschichte)
Psychiatriekritik und Öffentlichkeit, eine ,,antipsychiatrische Bewegung'' um 1900

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts gewann im Rahmen eines allgemeinen Medikalisierungsprozesses die psychiatrische Expertise als wissenschaftlich legitimierte Aussage über ,,abnormes'' oder ,,normales'' Verhalten zunehmend an Bedeutung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der in die neu erbauten großen Irrenanstalten eingewiesenen Personen stark zu. Um 1890 formierte sich eine erste Kritik an der Einweisungspraxis der Psychiater wie auch an den Entmündigungen von Patienten. Diese Kritik wurde durch Aufrufe und Berichte in verschiedenen Zeitungen wie auch in eigenen Publikationen von betroffenen Patienten geäußert. Damit waren erste Schritte zur Herstellung einer kritischen Öffentlichkeit und zur inhaltlichen Gestaltung der ,,öffentliche Meinung'' getan. Sehr bald nahmen verschiedene Länderparlamente wie auch der Reichstag diese Fragen auf; in der Literatur (Heinrich Mann) und in Theaterstücken erzielte die Kritik am Verhalten der Psychiater ebenfalls eine beträchtliche Resonanz. Die ,,Irrenrechtsreformbewegung'' gründete zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine eigene Zeitschrift, die zu einem Zentralorgan dieser Bewegung wurde, auf die sich die Psychiater zu reagieren gezwungen sahen. Die sich konturierenden unterschiedlichen Teilöffentlichkeiten werden dahingehend befragt, ob und inwieweit sich mit dieser psychiatriekritischen Bewegung eine über die politischen Grenzen hinausreichende Opposition gegen eine die modernen Gesellschaften auszeichnende ,,Verwissenschaftlichung des Sozialen'' (L. Raphael) formierte.

Prof. Dr. Alan J. Rocke (Case Western Reserve University, Cleveland, Ohio)
Nationalizing Science: Was Chemistry French or German in its Origins?

The French chemist Adolphe Wurtz famously asserted that ,,La chimie est une science française'', and he tried to justify the claim, inter alia, by referring to the fundamental work of Lavoisier. Ironically, one might reasonably argue that leadership in this science had already by this time (1868) transferred to Germany. In any event, many German chemists were shocked and appalled to read the sentence; they were more inclined to believe that such countrymen as Liebig, Wöhler, and Bunsen had shaped modern chemistry. The speaker will describe and attempt to analyze the trajectory of the science of chemistry in these two countries and national communities, over the course of the nineteenth century.

Dr. Françoise Le Guet Tully (Nizza, Observatoire de la Côte d'Azur)
French institutional astronomy in the 19th century: from creation of the Board of Longitudes [in 1795] to the founding of Nice observatory [in the 1880s]

Institutional astronomy in France underwent a profound change following the creation of the Bureau des Longitudes in 1795, which was voted by the Convention as part of the organisation of public education founded 'on the principles of liberty and of equality'. This decision, which abolished the position of Director and placed the Paris Observatory under the administrative supervision of the Bureau des Longitudes, considerably effected the organisation of astronomy in France, and of course the Paris Observatory itself.
A further institutional mutation occurred in 1854, as a result of the 1846 prediction of a new planet by Le Verrier in Paris and its observation by Galle in Berlin. The painful scission between the Bureau des Longitudes and the Paris Observatory which this entailed eventually led to a total reorganization of French institutional astronomy following the military defeat of 1870. The final episode of this new reorganisation was the founding of an observatory in Nice in 1881, the same year as the inauguration of the new observatory of Strasbourg.
I shall attempt to place these events in their scientific and political contexts.

Dr. Nils Büttner (Dortmund, Universität, Fachbereich Kunst)
Weltbild - Kartenbild: Kunst als Kosmographie

Als Albrecht Dürer (1471-1528) sich daran machte eine allgemeine Einführung in die darstellende Geometrie zu verfassen, konstatierte er einleitend die besondere Bedeutung, die der bildenden Kunst im Kontext der exakten Wissenschaften zukomme: ,,Dy messung des Ertreichs, des Wassers vnd der Stern ist verstentlich worden durch die Malerei. Und es wird den Menschen viel nur durch Illustrationen und Bilder bekannt.'' Tatsächlich nehmen in den kosmographischen Bildern seiner Zeit zugleich die Episteme frühneuzeitlicher Kategorien der Weltbeschreibung und der Ordnung von Wissen Gestalt an. Sie zu beschreiben ist ein Ziel des Vortrages. Darüber hinaus soll im Rahmen einer kunsthistorischen Analyse aufgezeigt werden, daß die heute so vertrauten Grenzen zwischen wissenschaftlicher Illustration, Kunstwerk und trivialem Bild keine kulturellen Konstanten sind.

Prof. Dr. Hermann Hipp (Universität Hamburg, Kunstgeschichte)
Gottfried Semper und Hamburg

Gottfried Semper - nächst Schinkel wohl der wichtigste deutsche Architekt des 19. Jahrhunderts - wurde am 29.11.1803 in Hamburg geboren. Aus diesem Anlaß galt es, seine Auseinandersetzung mit der Freien und Hansestadt - in erster Linie seine Anteilnahme an den Wiederaufbauplanungen nach dem ,,Großen Brand'' von 1842 - zu revidieren. Das führte zu Einsichten in bislang übersehene biographische Details. Daran lassen sich neue Perspektiven auf die politische Ikonographie seines Werkes sowie auf die wissenschaftsgeschichtlichen Wurzeln seiner theoretischen Positionen knüpfen: Möglicherweise ist Sempers bekanntlich von den zeitgenössischen Naturwissenschaften stark beeinflußtes Denken auch von frühneuzeitlichen Traditionen her zu verstehen, ,,als eine Art Topik'', wie er selbst sagte.

Dr. Gerhard Rammer (Göttingen)
Göttinger Physiker nach 1945 - über die Wirkung kollegialer Netze

Nach 1945 war der Forschungsbetrieb in den Physikinstituten der Universität verschiedenen neuen Einflüssen ausgesetzt: Forschungskontrolle, personelle Entnazifizierung, Rückkehr von Emigranten und anderen NS-Verfolgten, Überwindung der internationalen Isolation und Wiederanschluss an die scientific community. Am Beispiel der Universität Göttingen wird gezeigt, wie die deutschen Physiker auf die neuen Rahmenbedingungen reagierten; wie sie die Fortsetzung ihrer Forschungen aushandelten, wie sie ihre Kollegen gegen Entlassungen verteidigten, wie sie die Rückkehr von NS-Verfolgten teils begrüßten, teils abwehrten, und unter welchen Bedingungen sie die internationalen Verbindungen wiederherstellten. Bei all diesen Prozessen zeigt sich die Wirksamkeit von kollegialen Verbindungen der in der NS-Zeit amtierenden Professoren. Besonders der krasse Unterschied zwischen einerseits der solidarischen Aufnahme vieler auf Grund der Entnazifizierung und der neuen Grenzen stellenloser Physiker und andererseits der vehementen Abwehr eines Wiedergutmachungsfalls ist auf die während der Diktatur gewachsenen und auch nach 1945 wirksamen kollegialen Bindungen zurückzuführen.

Dr. Tilman Sauer (California Institute of Technology, Pasadena)
Hilberts Hamburger Vorträge über ,,Grundsätzliche Fragen der modernen Physik''

Im Juli 1923, zwei Jahre nach seinen Vorträgen über die ,,Neubegründung der Mathematik'' und ein halbes Jahr vor dem Wiederabdruck seiner beiden Mitteilungen über ,,Die Grundlagen der Physik'', hält Hilbert in Hamburg einen Zyklus von drei Vortraegen über ,,Grundsaetzliche Fragen der modernen Physik''. Ein Manuskript dieser Vortragsreihe ist im Göttinger Hilbert-Archiv vorhanden und gibt eine ungewöhnlich explizite Darstellung von Hilberts Ansichten über Grundlagenfragen zu diesem Zeitpunkt. Ich werde versuchen, die Hilbertsche Position in ihrem historischen Kontext vorzustellen und dabei vor allem auf Hilberts zugleich eigenwillige und bedenkenswerte Perspektive auf das von ihm mitinitiierte Programm einer einheitlichen Feldtheorie von Gravitation und Elektromagnetismus eingehen.

Prof. Dr. Stefan Kirschner (Universität Hamburg, IGN)
Wilhelm Roux (1850-1924) und die kausalanalytische Entwicklungsbiologie

...

Dr. Wilhelm Füßl (München, Deutsches Museum, Archiv)
Ab ins Museum! Zur Musealisierung von Wissenschaft und Technik zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Im Jahr 2003 feiert das Deutsche Museum in München sein 100jähriges Bestehen. Mit seiner Gründung wurden auf breiter Basis und quer über alle Fachgebiete Objekte aus Naturwissenschaft und Technik gesammelt. Der Vortrag beleuchtet anhand neuer Quellen die Sammlungskonzeption des Deutschen Museums in den Gründungsjahren und stellt sie den Erwartungen von Wissenschaft und Industrie gegenüber.
Der Referent ist seit 1992 Leiter der Archive des Deutschen Museums. Seine augenblicklichen Arbeitsschwerpunkte sind die Geschichte des Museums, die Erarbeitung einer Biografie zu Oskar von Miller und die wissenschaftliche Fotografie.

Anregungungen bitte an:
wolfschmidt@math.uni-hamburg.de
Letzte Änderung: 2. Juli 2003

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