Wilhelm Antonin Alexander Prandtl
Wilhelm Prandtl

1878 - 1956

Chemiker

Bezug zu Hamburg:
Prandtl wurde in Hamburg geboren

Biographische Daten und Bedeutende Leistungen

Wilhelm Antonin Alexander Prandtl wurde am 22. März 1878 in Hamburg als Sohn eines Brauereibesitzers geboren. Prandtl studierte 1897 bis 1901 Chemie an der Universität München und promovierte 1901 in München. Danach arbeitete er 2 Jahre beim Österreichischen Verein für chemischen und metallurgischen Produkte in Aussig. 1903 bis 1910 war Prandtl Assistent für angewandte Chemie bei Paal in München. An der Münchner Universität wurde er 1906 Privatdozent, erhielt 1910 eine a.o. Professur für anorganische Chemie.
1937 mußte er aus politischen Gründen zurücktreten, erhielt aber 1946 als Emeritius eine Professur und den Vorsitz des Seminars für Geschichte der Naturwissenschaften der Universität München. 1956 hat er sich das Leben genommen.

Ergänzende Mitteilung von Andrea Prandtl: Wilhelm Prandtl ist Cousin des berühmter gewordenen Ludwig Prandtl (1875-1953) - Physiker - der 1937 keine Probleme hatte, was das Familienleben nach 1945 schwer beeinträchtigt hat und die ewige Frage der moralischen Verantwortung in der Wissenschaft hervorgerufen hat.
Es gibt eine Biografie über Ludwig Prandtl, in der die Tochter versucht, das Gewissen der Familie zu reinigen und die ein sehr interessantes Dokument zu der Deutschen Vergangenheit darstellt (Vogel-Prandtl, Johanna: Ludwig Prandtl. Ein Lebensbild. Erinnerungen, Dokumente. Göttingen: Max-Planck-Inst. für Strömungsforschung 1993; Göttingen: Univ.-Verl. 2005) und in der Linie des kürzlich erschienenen Films "Das weisse Band" steht.

1906 begann Prandtl seine wissenschaftliche Arbeit mit Untersuchungen an Koordinationsverbindungen (besonders Vanadiumverbindungen) sowie an Polysäuren.  Auf dem Gebiet der organischen Synthesen stellte er erstmalig Trichlornitromethan und Phosgenoxim dar. 1911 bis 1937 beschäftigte sich Prandtl mit den Elementen der Seltenen Erden für die er die Trennungsverfahren verbesserte und die er alle in hoher Reinheit herstellte. Seine Präparate wurden u.a. für Atommassenbestimmungen verwendet. 1938 veröffentlichte Prandtl eine zusammenfassende Arbeit über seine Forschungen und Ergebnisse auf diesem Gebiet. Nach 1937, als ihn kein Laboratorium mehr zur Verfügung stand, wandte sich Prandtl vor allem chemiehistorischen Forschungen zu. Wilhelm Prandtl starb am 22. Oktober 1956 in München.


Publikationen
Prandtl, Wilhelm: Eine neue Einheit für die Wellenlängen von Spektren. München 1952.
Prandtl, Wilhelm: Die Geschichte des chemischen Laboratoriums der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Weinheim 1952.
Prandtl, Wilhelm: Deutsche Chemiker in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Weinheim 1956.
Weitere Werke

Literatur
Pötsch, Winfried R. (Hrsg.): Lexikon bedeutender Chemiker. Frankfurt am Main 1989, S. 349.
Chemnitius, Fritz: Die Chemie in Jena von Rolfinck bis Knorr (1629-1921). Jena 1929.

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Institut für Geschichte der Naturwissenschaften - Universität Hamburg

Original verfaßt am 7. Januar 2003.
Die letzte Änderung stammt vom 17. Oktober 2010 - Gudrun Wolfschmidt.