Nicolaus Anton Johann Kirchhof
Nicolaus Anton Johann Kirchhof

1725-1800

Kaufmann, Senator und Gelehrter

Bezug zu Hamburg:
Kirchhof lebte in Hamburg

Biographische Daten

Nicolaus Anton Johann Kirchhof wurde am 23. Juni 1725 in Itzehoe geboren. Er entstammte väterlicherseits einer alten norddeutschen Pastorenfamilie, während seine Mutter die Tochter des Stader Bürgermeisters Stephan Hildebrand war. Kirchhof wuchs in seinem Geburtsort auf, wo sein Vater Albert Christian Pastor und ab 1735 Mitglied des Konsistoriums war. Während seine Brüder die Familientradition fortsetzten und Pastoren wurden, machte Nicolaus Anton Johann nach einer vermutlich gelehrten Schulbildung etwa ab 1740 eine kaufmännische Lehre in einer Hamburger Detailhandlung.

Im November 1757 erwarb Kirchhof das hamburgische Bürgerrecht. Als Beruf ist im Bürgerbuch ''Weinschenk'' angegeben. Spätestens 1776 zog er in das Haus Alter Wandrahm 1 im Kirchspiel St. Katharinen, welches er für seine Zwecke ausbaute und nach Ablauf des Mietvertrages 1786 käuflich erwarb. Hier war bis zu seinem Tode der Sitz seiner Firma ''Nicolaus Anton Johann Kirchhof & Co. Kaufleute''. Die Firma war nicht auf bestimmte Handelsware spezialisiert. Sie arbeitete erfolgreich, denn Kirchhof brachte es trotz bescheidener Anfänge zu ansehnlichem Wohlstand. Neben dem genannten Stadthaus besaß er einen Hof in Poppenbüttel und hinterließ ein stattliches Vermögen. Außerdem hatte er Beträchtliches in sein Museum, seine Sammlung physikalischer Apparate, investiert.

Als 32jähriger schloss Kirchhof 1757 die Ehe mit Cäcilie Elisabeth von Heyn. Sie war die Tochter des Krügers Marcus von Heyn. Nach ihrem Tod 1776 heiratete Kirchhof Elisabeth Engel Ellermann, eine Tochter des Hamburger Kaufmanns Johann Arnold Ellermann. Sie war zwanzig Jahre jünger als er und überlebte ihn um eine noch größere Zeitspanne. Aus der ersten Ehe gingen mindestens 6 Kinder hervor, die bis auf zwei im Kindesalter starben; die zweite Ehe blieb kinderlos. Die beiden Kinder waren der Sohn und spätere Notar Nicolaus Kirchhof, der 1818 in zerrütteten familiären und pekuniären Verhältnissen starb, und die Tochter Cäcilie vermählte Eimbcke, die 1786 nach der Geburt von Kirchhofs einzigem Enkelkind verschied. Diese Enkeltochter Wilhelmine Charlotte Eimbcke wurde 1808 die Frau des bekannten hamburgischen Münzmeisters Hans Schierven Knoph und 1823 von ihrer Stiefmutter testamentarisch eingesetzte Universalerbin des Kirchhofschen Vermögens.

Kirchhof war in seinem ganzen Denken und Handeln Aufklärer. Als solcher war er 1765 Mitbegründer der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerte, der Patriotischen Gesellschaft also, die bis heute gemeinnützig tätig ist. Die Patrioten einte die Überzeugung, dass die Probleme des Staates und der Gesellschaft mit kritischer Vernunft gelöst werden könnten und müssten. So war Kirchhof als Kaufmann, Senator und Gelehrter tätig. Neben seiner Firma war er an wichtigen politischen Entscheidungen der Stadt Hamburg beteiligt. Als Gelehrter versuchte er, den einfachen Leuten die Mathematik und Physik näher zu bringen. Zu diesem Bereich sind auch einige Publikationen entstanden.



Bedeutende Leistungen

Nicolaus Anton Johann Kirchhof war nicht nur ein erfolgreicher Kaufmann, sondern auch ein anerkannter Gelehrter, der seine Mitmenschen über Fragen der Physik, Mathematik und Astronomie in Vorträgen und Schriften aufzuklären suchte. Sein Anliegen war die Popularisierung der Lehre Newtons in der Tradition Voltaires. Kirchhof schrieb in allgemein verständlicher Form und war so sehr erfolgreich. Er besaß eine Sammlung physikalischer Apparate die angesichts ihres Umfangs, ihrer Vielfalt und ihrer wissenschaftlichen Möglichkeiten in Hamburg etwas Einzigartiges und in Deutschland etwas Außerordentliches war. Dieser auserlesene Instrumentenvorrat führte viele einheimische und auswärtige Freunde der physikalischen Wissenschaften in das schöne Museum am Alten Wandrahm. Kirchhof erläuterte gern den Gebrauch der einzelnen Apparate mit der ihm eigenen und seltenen Gabe eines klaren und gründlichen Vortrags, der, ohne sich in gelehrte Diskussionen zu vertiefen oder auf fremde Gegenstände abzuschweifen, bei der einfachen Demonstration der mit praktischer Darstellung erläuterten Grundsätze der Physik und Mathematik stehen blieb. Kirchhofs Publikationen zum Blitzableiter stehen im Zusammenhang mit den Bemühungen um Durchsetzung und Bau von Blitzschutzanlagen. Schriften und Vorträge Kirchhofs richteten sich in erster Linie an Laien, doch hatte der Autodidakt auch Austausch mit Fachleuten, z.B. mit Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), der Physikprofessor in Göttingen war.

Nicolaus Anton Johann Kirchhof hat auch politisch in Hamburg gewirkt und begann diese Karriere 1763 als Adjunkt im Kirchspiel St. Nikolai. Das neue Mitglied wurde sogleich kräftig zur bürgerlichen Mitverwaltung herangezogen und gehörte über zwölf Jahre lang stets gleichzeitig mehreren wechselnden Deputationen an. So beteiligte er sich in der Commerzdeputation an der Bankreform von 1770, wo er die Einführung von Silber als Zahlungsmittel vorschlug und so eine Neuordnung der Bank durchsetzte. In St. Nikolai wurde er 1779 Diakon. Am 16. Juli 1784 wählte man Kirchhof in den Senat auf Lebenszeit. Dort war er sechzehn Jahre lang tätig und bekleidete die Positionen des Düpeherrn, Prätors, Landherrn für Bill- und Ochsenwerder, Mitglied des Amtsgerichts, des Niedergerichts, des großen Kriegsrechts. Kirchhof vertrat eine aufgeschlossene Meinung und war daher für den Abbau von kleinlichen Zunftschranken und engstirnigem Zunftdenken. Auch sorgte Kirchhof als Senator im sozialfürsorglichen Bereich und im Gebiet der Finanz- und Wirtschaftsverwaltung. Er war Mitbegründer der Patriotischen Gesellschaft, auf deren Anregung die Schaffung der Allgemeinen Armenanstalt von 1788 zurückgeht. Er war auf zwei diplomatischen Missionen, 1791 in Wien und 1798 in Berlin. Die wohl bedeutsamste politische Entscheidung für Hamburg war der Abschluss des Gottorfer Vergleichs von 1786, der die volle Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit der Stadt durch Holstein/Dänemark brachte. Kirchhof hat wahrscheinlich aus Interesse als Kaufmann an den Verhandlungen mit teilgenommen.



Publikationen

Kirchhof: Die Astronomie nach Newtons Grundsätzen erklärt, faßlich für die, so nicht Mathematik studieren, nebst einem Anhange vom Gebrauche der Erd- und Himmelskugel. Berlin und Stettin 1783.
Kirchhof: Die Gesetze des Fallens der Körper und die daraus hergeleiteten Lehrsätze Newtons, imgleichen die Ursache, warum die Fluth und Ebbe an beiden Seiten der Erde zu gleicher Zeit steigen und fallen, auf eine faßliche Art erkärt. Hamburg 1792.
Kirchhof: Auszug aus Cooks und Kings Reise in den Jahren 1776 bis 1780, nebst einem Verzeichnisse ihrer beobachteten Breiten und Längen. Imgleichen Bemerkungen über die Abweichungen der Magnetnadel zum Beweise, daß die Länge der Örter dadurch mit Gewißheit nicht bestimmt werden könne. Berlin und Stettin 1794.
Kirchhof: N. A. J. Kirchhofs Beschreibung einer Zurüstung, welche die anziehende Kraft der Erde gegen die Gewitterwolke und die Nützlichkeit der Blitzableiter sinnlich beweiset, nebst einer Kupfertafel und einer Beschreibung verschidener nützlicher Maschinen aus Herrn Fergusons Vorlesungen übersetzt. Hamburg und Berlin 1781.


Literatur

Loose, Hans-Dieter: Nicolaus Anton Johann Kirchhof - Kaufmann, Senator und Gelehrter. Gelehrte in Hamburg im 18. und 19. Jahrhundert. Beitrag zur Geschichte Hamburgs, Band 12, Hamburg 1976.




Die letzte Änderung stammt vom 5. November 2001.

Ricki Rosendahl

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(Kulturgeschichte, Naturwissenschaft und Technik)

Institut für Geschichte der Naturwissenschaften - Universität Hamburg