Biographische Daten
Rudolph Fittig wurde am 6. Dezember 1835 in Hamburg als Sohn eines
Schuldirektors geboren. Nachdem er 1856 - 1859 ein Chemiestudium an
der Universität Göttingen absolviert hatte, wurde er
Assistent bei Limpricht und Wöhler. Er promovierte 1858 und war
nach seiner Habilitation 1860 als Privatdozent an der Göttinger
Universität tätig. Ab 1866 war Fittig in Göttingen
a.o. Professor und ab 1870 in Tübingen ord. Professor der Chemie,
bis er 1876 an die Universität Straßburg (Strasbourg)
übersiedelte, wo er ein neues chemischen Laboratorium errichtete
und 1895/96 Rektor der Universität sowie bis 1902 Professor
war. Fittig starb am 19. November 1910 in Straßburg.
Bedeutende Leistungen
Die Leistungen von Fittig liegen vorwiegend auf experimentellem
Gebiet. Bereits 1860 entdeckte er Pinacolin. Er dehnte die Anwendung
der Reaktion von Natrium mit Alkylhalogeniden auf die Halogenbenzene
aus und entdeckte 1862 das Diphenyl, das er nach der sogenannten
Wurtz-Fittigschen Synthese aus Brombenzen erhielt. Analog erhielt er
in Zusammenarbeit mit Tollens aus Brombenzen und Methyljodid 1864 das
Toluen sowie weitere Alkylbenzene (z.B. 1866 Mesitylen). 1867 gelang
ihm die Herstellung von Isophtalsäure aus m-Xylen und 1869 von
Piperonal durch Oxidation der Piperinsäure.
Als Ergebnis seiner analytischen Arbeiten zur Aufklärung
von Zucker bestimmte er 1870 die Summenformel von Glukose und
Fruktose. Fittig entdeckte 1872 (unabhängig von Graebe) das
Phenanthren im Teer. 1873 erkannte er die chinoide Struktur von
Anthrachinon und Benzochinon im Gegensatz zur bisher gültigen
Peroxidformel. Unabhängig von Goldschmiedt gelang ihm 1877 mit
Gebhard die Entdeckung des Fluoranthens aus hochsiedenden
Teerfraktionen. Später beschäftigte er sich mit der Synthese
und Konstitution ungesättigter Säuren sowie aromatischer
Verbindungen und nach 1880 mit Lactonen aus
gamma-Hydroxycarbonsäuren.
Publikationen
Fittig, Rudolph:
Grundriss der Chemie. 6 Aufl. Berlin 1863.
Fittig, Rudolph: Beiträge zur Prüfung des additiven Verhaltens der
Molekularwärme, speciell organischer Verbindungen. Göttingen
1900.
Fittig war 1895-1910 Mitherausgeber der Justus Liebig's
Annalen der Chemie und Mitherausgeber der Zeitschrift für Chemie
und Pharmazie (später Zeitschrift für Chemie).
Literatur
Pötsch, Winfried R. (Hrsg.): Lexikon bedeutender Chemiker. Frankfurt
am Main 1989, S. 149.
Stolz, Rüdiger (Hrsg.): ABC Geschichte der Chemie. Leipzig 1989,
S. 173.
Links im WWW
http://aci.anorg.chemie.tu-muenchen.de/wah/Geschichte.htm
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