Universität Hamburg Fachbereich 11 - Mathematik
Institut für Geschichte der Naturwissenschaften,
Mathematik und Technik

Bericht über die Exkursion nach Franken:
27.-31. Mai 2002

Bernd Wolfram und Guido Steinhoff

Am 27. Mai fuhren wir am Spätnachmittag mit der Bahn nach Nürnberg, wo wir um 22.20 Uhr pünktlich ankamen. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft, der Jugendherberge in der Nürnberger Kaiserburg, konnten wir einen ersten Eindruck von den baulichen Schönheiten in Nürnberg erhalten.

Der nächste Tag führte uns in die zum Weltkulturerbe, als Gesamtkunstwerk, zählende Stadt Bamberg. Zuerst besuchten wir eine Holographische Sammlung. Dort erhielten wir, einen anschaulichen Einblick in die faszinierende Welt der holographischen Bilder (Vortrag: Herr Bernd Wolfram). Nach einem kurzen Spaziergang durch die Innenstadt besuchten wir das Naturkundemuseum. Hier hatte der Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal 1793/95 ein Naturalienkabinett eingerichtet. Besonders eindrucksvoll ist der frühklassizistische ,,Vogelsaal''. Insgesamt wird in diesem Museum ein Einblick in die naturkundlichen Themen mit meist regionalem Bezug vermittelt.

Nach dem Mittagessen war das nächste Ziel die Staatsbibliothek Bamberg auf dem Domberg. Diese Bibliothek besitzt wertvolle Handschriften und Inkunabeln, dient aber auch als Allgemeinbibliothek der Literaturversorgung der Region. Es wird insbesondere das Schrifttum aus und über Franken möglichst vollständig gesammelt. In einer beeindruckenden Vorführung (Vortrag: Herr Prof. Dr. Schemmel) wurden originale Werke vieler Verfasser aus Oberfranken gezeigt. Insbesondere sahen wir Originale von Copernicus, Apian und Clavius. Das Hauptwerk des Copernicus ist in Nürnberg gedruckt worden. Christoph Clavius (1537-1612) wurde in Bamberg geboren, studierte in Coimbra (Portugal) und war Lehrer für Mathematik am Collegium Romanum. Als solcher war er der Haupverantwortliche für die Kalenderreform von 1582.

Nach der Staatsbibliothek führte unser Weg zum Dom, welcher auf Kaiser Heinrich II. zurückgeht. Der heutige Bau ist der Dritte und stellt eine Vereinigung von spätromanischem und frühgotischem Kirchenbaustil dar. Besonders beeindruckend im Dom waren das von Tilmann Riemenschneider 1513 gestaltete Hochgrab des Kaiserpaares Heinrich II. und Kunigunde, sowie der Bamberger Reiter (um 1230).

Rosengarten der Residenz

Vom Domberg wanderten wir auf den Michelsberg. Von hier genossen wir einen schönen Blick auf die ganze Stadt Bamberg. Lange konnten wir hier aber nicht ausharren, denn wir wurden auf der Sternwarte erwartet. Der Weg dorthin führte uns durch die Stadt mit ihren historischen Bauten. Das alte Rathaus und die Uferregion Klein Venedig waren besonders beeindruckend. Am Wege fanden wir eine begehbare Camera Obscura. Dieses an sich interessante Erlebnis wurde dadurch etwas getrübt, da das notwendige Sonnenlicht durch dichte Wolken getrübt wurde.

In der Sternwarte angekommen wurden wir während einer längeren Führung ausführlich über ihre Geschichte und die dort durchgeführten Arbeiten informiert (Vortrag: Frau Prof. Dr. Bues, einzige Astronomie-Professorin in Deutschland). Die Dr. Karl Remeis-Sternwarte ist heute das Astronomische Institut der Universität Erlangen. Der Hauptforschungsschwerpunkt sind heute Veränderliche Sterne. Die Arbeit wird jedoch zunehmend durch das Licht in und über der Stadt beeinträchtigt.

In einem Gartenlokal nahe der Sternwarte ließen wir diesen erlebnisreichen Tag noch einmal Revue passieren.

Am folgenden Morgen fuhren wir nach Altdorf (Vortrag über Altdorf und seine Universität: Herr Jürgen Gottschalk und Vortrag über Johannes Sturm (1635-1704) Physiker und Mathematiker: Herr Harald Schumacher).

Diese kleine Stadt südöstlich von Nürnberg beherbergte die Nürnberger Universität. Im Jahre 1526 wurde das Melanchthon-Gymnasium von Nürnberg nach Altdorf verlegt. 1578 erhielt diese Schule durch Kaiser Rudolph II. den Status einer Akademie. 1623 wurde sie von Kaiser Ferdinand II. zur Universität erhoben. Um 1609 erfand Johannes Praetorius (1537-1616) hier den Messtisch zur maßstabsgenauen Herstellung von Landkarten.

Johann Christoph Sturm (1635-1709) entwickelte in Altdorf Grundlagen zur Experimentalphysik. Altdorf gehörte zu den führenden deutschen Universitäten; die berühmtesten Studenten waren Wallenstein und Leibniz. Am 24. September 1809 wurde die Universität aufgehoben und geschlossen. Dieses und vieles andere, z.B. die Geschichte des Doktorsgärtlein (ein Heilkräutergarten), erfuhren wir während einer sehr kompetent gestalteten Führung (Vortrag: Frau Dr. med. Annegret Burghard) durch des Universitätsmuseum; dazu ergänzend: Vortrag ,,Chemicum im Collegio zu Altdorf'': Frau Elena Roussanova.

Gegen Mittag brachte uns die S-Bahn nach Erlangen (Vortrag ,,Friederich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)'': Herr Henning Krause). Hier wurde nach einer kurzen Mittagspause zunächst die Antikensammlung besucht. Eine Führung offenbarte uns einen interessanten Einblick in die Technik der Gipsabdrücke und die geschichtlichen Forschungsmöglichkeiten auf diesem Gebiet (Vortrag: Herr Robert Übelacker).

Das Stadtmuseum präsentierte uns einen kurzen Einblick in die Geschichte der Stadt Erlangen und die Entwicklung der Industrie. Insbesondere die Strumpfwirkindustrie entwickelte sich hier zu einer gewissen Blüte. Eine spezielle Entwicklung nahm die Elektrotechnische Fabrik Reiniger, Gebbert und Scholl. Nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen widmete man sich mit großem Erfolg der Entwicklung von Medizintechnischen Geräten. Diese Geschichte ist uns mit besonderem Engagement im Siemens-Forum dargestellt worden (Vortrag ,,125 Jahre Medizintechnik'': Frau Doris-Maria Vittinghoff). Siemens hatte sich mit Reiniger zusammen getan, und eine Entwicklung eingeleitet, die zum Unternehmensbereich Medizintechnik der Siemens AG führte. Die Unternehmenssparte residiert bis heute in Erlangen.

Der Tag in Erlangen wurde mit einem Besuch in der Informatik-Sammlung Erlangen beendet. In dieser Abteilung der Friedrich-Alexander-Universität erhielten wir einen Eindruck von der Entwicklung des Computers, beginnend bei Konrad Zuse bis zu den modernsten Geräten (Vortrag: Herr Gerd Büttner). Daneben konnte man uns auch historische Rechengeräte zeigen, so z.B. den Nachbau eines römischen Handabakus' und eine Nachbildung der Schickard'schen Rechenmaschine von 1623.

Nach der Rückkehr nach Nürnberg erwartete uns eine besondere Überraschung. Im Garten ihres Elternhauses hatte Frau Prof. Wolfschmidt eine Grillparty vorbereitet, welche wir alle sehr genossen haben

Der folgende Tag war vollständig der Stadt Nürnberg vorbehalten. Zunächst haben wir die Kaiserburg besichtigt (Vortrag: Frau Ursula Brehmer). Die Kaiserstallungen kannten wir schon, darin ist die Jugendherberge untergebracht. Zunächst besichtigten wir das Burgmuseum, den imposanten Rittersaal und die Oberkapelle der Pfalzkapelle. Im Museum der Kaiserburg hatten wir ein besonderes Augenmerk auf die dort ausgestellten historischen wissenschaftlichen Instrumente (Vortrag: Frau Prof. Gudrun Wolfschmidt). Besonders hervorzuheben sind hier ein großer Quadrant von Wuzelbaur und der Mercatorglobus. Dem Museumsbesuch folgte ein Rundgang über die wirklich imposanten Befestigungsanlagen, die Bastionen und Türme.

Auf einem kurzen Gang durch einen Teil der Stadt erreichten wir das Germanische Nationalmuseum (GNM). Dies ist das größte kulturhistorische Museum im deutschsprachigen Raum. Wir erlebten eine etwa zweistündige Führung durch die Abteilung der historischen Instrumente und Geräte (Vortrag: Herr Dr. Johannes Willers).

Die Vielfalt war so groß, daß hier stellvertretend nur einiges genannt werden soll. Die Sammlung transportabler Sonnenuhren, sowie diejenige von Räderuhren im Taschenuhrformat sind überraschend umfangreich. Auch historische Fernrohre und Mikroskope waren zu sehen. Neben Quadranten und Sextanten waren besonders eindrucksvoll die Globen, hier besonders der bekannte Behaim-Globus. Dabei handelt es sich um den ältesten noch erhaltenen Erdglobus. Der Kontinent Amerika ist auf diesem Globus noch nicht verzeichnet, dabei entspricht aber die Entfernung zwischen Europa und Ostasien auf dem Globus derjenigen zwischen Europa und Amerika.

Nach dieser Führung und der Mittagspause besuchten wir die umfangreiche Abteilung alter Musikinstrumente, hier sind besonders die Tasteninstrumente zu nennen, und den Saal mit den Dürer-Werken (Vortrag: Frau Ilka Mahns: Albrecht Dürer).

Vom Germanischen Museum führte uns der Weg direkt zum Bundesbahn-Museum. In diesem Museum für Eisenbahn- und Verkehresgeschichte interessierten besonders der Fliegende Hamburger und die Lokomotiven der Baureihe 01. Auch ein Salonwagen des Bayerischen Königs Ludwig II. war zu besichtigen (Vortrag: Frau Prof. Gudrun Wolfschmidt).

Der weitere Stadtrundgang führte uns an der alten Mauthalle vorbei zum Hauptmarkt. Von dort an den städtebaulichen Schönheiten längs der Pegnitz bis zum Stadtteil Johannis auáerhalb der Stadtmauer mit kleinen, aber sehenswerten Barockgärten.

Dieser sehr informationsreiche Tag wurde dann mit einem gemeinsamen Abendessen am Flußufer (Biergarten am Kettensteg) abgeschlossen.

Der Vormittag des letzten Tages stand uns in Nürnberg zur freien Verfügung.

Gegen Mittag fuhren wir nach Weissenburg, einer kleinen Stadt südlich von Nürnberg. In dieser Stadt befindet sich ein Römermuseum, in welchem wir Schätze besichtigten, die im nahegelegenen Limes-Kastell Biriciana und den ebenfalls ausgegrabenen römischen Thermen gefunden wurden. (Vortrag: Frau Heidi Tauber)



Nach dieser letzten Besichtigung fuhren wir nach Treuchtlingen und von dort zurück nach Hamburg, wo wir gegen 20.30 Uhr ankamen. Damit ist eine sehr informationsreiche und interessante Exkursion zu Ende, für deren Erfolg wir Frau Prof. Wolfschmidt danken.


Prof. Wolfschmidt, Gudrun, Exkursionsleitung /
Beichler, Friedhelm / Choi, Yang-Hyun / Gottschalk, Jürgen / Krause, Henning / Kruse, Frauke / Mahns, Ilka / Roussanova, Elena / Schumacher, Harald / Steinhoff, Guido / Tauber, Heidi / Tunc, Nuran / Wolfram, Bernd / Wolfram, Ingeborg.


Stand: 23. Juli 2002

wolfschmidt@math.uni-hamburg.de
Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik