Am 27. Mai fuhren wir am Spätnachmittag mit der Bahn nach Nürnberg, wo wir um 22.20 Uhr pünktlich ankamen. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft, der Jugendherberge in der Nürnberger Kaiserburg, konnten wir einen ersten Eindruck von den baulichen Schönheiten in Nürnberg erhalten.
Der nächste Tag führte uns in die zum Weltkulturerbe, als
Gesamtkunstwerk, zählende Stadt Bamberg. Zuerst besuchten wir
eine Holographische Sammlung. Dort erhielten wir, einen anschaulichen
Einblick in die faszinierende Welt der holographischen Bilder
(Vortrag: Herr Bernd Wolfram). Nach einem kurzen Spaziergang durch die
Innenstadt besuchten wir das Naturkundemuseum. Hier hatte der
Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal 1793/95 ein
Naturalienkabinett eingerichtet. Besonders eindrucksvoll ist der
frühklassizistische ,,Vogelsaal''. Insgesamt wird in diesem
Museum ein Einblick in die naturkundlichen Themen mit meist regionalem
Bezug vermittelt.
Nach dem Mittagessen war das nächste Ziel die
Staatsbibliothek Bamberg auf dem Domberg.
Diese Bibliothek besitzt wertvolle Handschriften und Inkunabeln, dient
aber auch als Allgemeinbibliothek der Literaturversorgung der
Region. Es wird insbesondere das Schrifttum aus und über Franken
möglichst vollständig gesammelt. In einer beeindruckenden
Vorführung (Vortrag: Herr Prof. Dr. Schemmel) wurden originale
Werke vieler Verfasser aus Oberfranken gezeigt. Insbesondere sahen wir
Originale von Copernicus, Apian und Clavius. Das Hauptwerk des
Copernicus ist in Nürnberg gedruckt worden. Christoph Clavius
(1537-1612) wurde in Bamberg geboren, studierte in Coimbra (Portugal)
und war Lehrer für Mathematik am Collegium Romanum. Als solcher
war er der Haupverantwortliche für die Kalenderreform von 1582.
Nach der Staatsbibliothek führte
unser Weg zum Dom, welcher auf Kaiser Heinrich II. zurückgeht.
Der heutige Bau ist der Dritte und stellt eine
Vereinigung von spätromanischem und frühgotischem
Kirchenbaustil dar. Besonders beeindruckend im Dom waren das von
Tilmann Riemenschneider 1513 gestaltete Hochgrab des Kaiserpaares
Heinrich II. und Kunigunde, sowie der Bamberger Reiter (um 1230).
Rosengarten der Residenz
Vom Domberg wanderten wir auf den Michelsberg. Von hier genossen wir einen schönen Blick auf die ganze Stadt Bamberg. Lange konnten wir hier aber nicht ausharren, denn wir wurden auf der Sternwarte erwartet. Der Weg dorthin führte uns durch die Stadt mit ihren historischen Bauten. Das alte Rathaus und die Uferregion Klein Venedig waren besonders beeindruckend. Am Wege fanden wir eine begehbare Camera Obscura. Dieses an sich interessante Erlebnis wurde dadurch etwas getrübt, da das notwendige Sonnenlicht durch dichte Wolken getrübt wurde.
In der Sternwarte angekommen wurden wir während einer
längeren Führung ausführlich über ihre Geschichte
und die dort durchgeführten Arbeiten informiert (Vortrag: Frau
Prof. Dr. Bues, einzige Astronomie-Professorin in Deutschland). Die
Dr. Karl Remeis-Sternwarte ist heute das Astronomische Institut der
Universität Erlangen. Der Hauptforschungsschwerpunkt sind heute
Veränderliche Sterne. Die Arbeit wird jedoch zunehmend durch das
Licht in und über der Stadt beeinträchtigt.
In einem Gartenlokal nahe der Sternwarte ließen wir diesen erlebnisreichen Tag noch einmal Revue passieren.
Am folgenden Morgen fuhren wir nach Altdorf (Vortrag über Altdorf
und seine Universität: Herr Jürgen Gottschalk und Vortrag
über Johannes Sturm (1635-1704) Physiker und Mathematiker: Herr
Harald Schumacher).
Diese kleine Stadt südöstlich von
Nürnberg beherbergte die Nürnberger Universität. Im
Jahre 1526 wurde das Melanchthon-Gymnasium von Nürnberg nach
Altdorf verlegt. 1578 erhielt diese Schule durch Kaiser Rudolph
II. den Status einer Akademie. 1623 wurde sie von Kaiser Ferdinand
II. zur Universität erhoben. Um 1609 erfand Johannes Praetorius
(1537-1616) hier den Messtisch zur maßstabsgenauen Herstellung
von Landkarten.
Johann Christoph Sturm (1635-1709) entwickelte in
Altdorf Grundlagen zur Experimentalphysik. Altdorf gehörte zu den
führenden deutschen Universitäten; die berühmtesten
Studenten waren Wallenstein und Leibniz. Am 24. September 1809 wurde
die Universität aufgehoben und geschlossen. Dieses und vieles
andere, z.B. die Geschichte des Doktorsgärtlein (ein
Heilkräutergarten), erfuhren wir während einer sehr
kompetent gestalteten Führung (Vortrag: Frau Dr. med. Annegret
Burghard) durch des Universitätsmuseum; dazu ergänzend:
Vortrag ,,Chemicum im Collegio zu Altdorf'': Frau Elena Roussanova.
Gegen Mittag brachte uns die S-Bahn nach Erlangen (Vortrag
,,Friederich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
(FAU)'': Herr Henning Krause). Hier wurde nach einer kurzen
Mittagspause zunächst die Antikensammlung besucht. Eine
Führung offenbarte uns einen interessanten Einblick in die
Technik der Gipsabdrücke und die geschichtlichen
Forschungsmöglichkeiten auf diesem Gebiet (Vortrag: Herr Robert
Übelacker).
Das Stadtmuseum präsentierte uns einen kurzen Einblick in die
Geschichte der Stadt Erlangen und die Entwicklung der
Industrie. Insbesondere die Strumpfwirkindustrie entwickelte sich hier
zu einer gewissen Blüte. Eine spezielle Entwicklung nahm die
Elektrotechnische Fabrik Reiniger, Gebbert und Scholl. Nach der
Entdeckung der Röntgenstrahlen widmete man sich mit großem
Erfolg der Entwicklung von Medizintechnischen Geräten. Diese
Geschichte ist uns mit besonderem Engagement im Siemens-Forum
dargestellt worden (Vortrag ,,125 Jahre Medizintechnik'': Frau
Doris-Maria Vittinghoff). Siemens hatte sich mit Reiniger zusammen
getan, und eine Entwicklung eingeleitet, die zum Unternehmensbereich
Medizintechnik der Siemens AG führte. Die Unternehmenssparte
residiert bis heute in Erlangen.
Der Tag in Erlangen wurde mit einem Besuch in der Informatik-Sammlung
Erlangen beendet. In dieser Abteilung der
Friedrich-Alexander-Universität erhielten wir einen Eindruck von
der Entwicklung des Computers, beginnend bei Konrad Zuse bis zu den
modernsten Geräten (Vortrag: Herr Gerd Büttner). Daneben
konnte man uns auch historische Rechengeräte zeigen, so z.B. den
Nachbau eines römischen Handabakus' und eine Nachbildung der
Schickard'schen Rechenmaschine von 1623.
Nach der Rückkehr nach Nürnberg erwartete uns eine besondere
Überraschung. Im Garten ihres Elternhauses hatte Frau
Prof. Wolfschmidt eine Grillparty vorbereitet, welche wir alle sehr
genossen haben
Der folgende Tag war vollständig der Stadt Nürnberg vorbehalten. Zunächst haben wir die Kaiserburg besichtigt (Vortrag: Frau Ursula Brehmer). Die Kaiserstallungen kannten wir schon, darin ist die Jugendherberge untergebracht. Zunächst besichtigten wir das Burgmuseum, den imposanten Rittersaal und die Oberkapelle der Pfalzkapelle. Im Museum der Kaiserburg hatten wir ein besonderes Augenmerk auf die dort ausgestellten historischen wissenschaftlichen Instrumente (Vortrag: Frau Prof. Gudrun Wolfschmidt). Besonders hervorzuheben sind hier ein großer Quadrant von Wuzelbaur und der Mercatorglobus. Dem Museumsbesuch folgte ein Rundgang über die wirklich imposanten Befestigungsanlagen, die Bastionen und Türme.
Auf einem kurzen Gang durch einen Teil der Stadt erreichten wir das
Germanische Nationalmuseum (GNM). Dies ist das größte
kulturhistorische Museum im deutschsprachigen Raum. Wir erlebten eine
etwa zweistündige Führung durch die Abteilung der
historischen Instrumente und Geräte (Vortrag: Herr Dr. Johannes
Willers).
Die Vielfalt war so groß, daß hier
stellvertretend nur einiges genannt werden soll. Die Sammlung
transportabler Sonnenuhren, sowie diejenige von Räderuhren im
Taschenuhrformat sind überraschend umfangreich. Auch historische
Fernrohre und Mikroskope waren zu sehen. Neben Quadranten und
Sextanten waren besonders eindrucksvoll die Globen, hier besonders der
bekannte Behaim-Globus. Dabei handelt es sich um den ältesten
noch erhaltenen Erdglobus. Der Kontinent Amerika ist auf diesem Globus
noch nicht verzeichnet, dabei entspricht aber die Entfernung zwischen
Europa und Ostasien auf dem Globus derjenigen zwischen Europa und
Amerika.
Nach dieser Führung und der Mittagspause besuchten wir die
umfangreiche Abteilung alter Musikinstrumente, hier sind besonders die
Tasteninstrumente zu nennen, und den Saal mit den Dürer-Werken
(Vortrag: Frau Ilka Mahns: Albrecht Dürer).
Vom Germanischen Museum führte uns der Weg direkt zum
Bundesbahn-Museum. In diesem Museum für Eisenbahn- und
Verkehresgeschichte interessierten besonders der Fliegende Hamburger
und die Lokomotiven der Baureihe 01. Auch ein Salonwagen des
Bayerischen Königs Ludwig II. war zu besichtigen (Vortrag: Frau
Prof. Gudrun Wolfschmidt).
Der weitere Stadtrundgang führte uns an
der alten Mauthalle vorbei zum Hauptmarkt. Von dort an den
städtebaulichen Schönheiten längs der Pegnitz bis zum
Stadtteil Johannis auáerhalb der Stadtmauer mit kleinen, aber
sehenswerten Barockgärten.
Dieser sehr informationsreiche Tag
wurde dann mit einem gemeinsamen Abendessen am Flußufer
(Biergarten am Kettensteg) abgeschlossen.
Der Vormittag des letzten Tages stand uns in Nürnberg zur freien Verfügung.
Gegen Mittag fuhren wir nach Weissenburg, einer kleinen Stadt
südlich von Nürnberg. In dieser Stadt befindet sich ein
Römermuseum, in welchem wir Schätze besichtigten, die im
nahegelegenen Limes-Kastell Biriciana und den ebenfalls ausgegrabenen
römischen Thermen gefunden wurden. (Vortrag: Frau Heidi Tauber)
Nach dieser letzten Besichtigung fuhren wir nach Treuchtlingen und von
dort zurück nach Hamburg, wo wir gegen 20.30 Uhr ankamen. Damit
ist eine sehr informationsreiche und interessante Exkursion zu Ende,
für deren Erfolg wir Frau Prof. Wolfschmidt danken.
Prof. Wolfschmidt, Gudrun, Exkursionsleitung /
Beichler, Friedhelm / Choi, Yang-Hyun / Gottschalk, Jürgen /
Krause, Henning / Kruse, Frauke / Mahns, Ilka / Roussanova, Elena /
Schumacher, Harald / Steinhoff, Guido / Tauber, Heidi / Tunc, Nuran /
Wolfram, Bernd / Wolfram, Ingeborg.
Stand: 23. Juli 2002