Universität Hamburg - Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik

NACHRICHTEN
aus dem Institut für Geschichte der
Naturwissenschaften, Mathematik und Technik
HAMBURG


Nummer 27, April 1997


Chronik der Zeit vom März 1996 bis Februar 1997

Auch im vergangenen Jahr waren Stellenausschreibungen für das Institut ein wichtiges Thema. Nachdem die Wiederzuweisung unserer Stelle für Physikgeschichte unter Aufstockung nach C3 vom Akademischen Senat genehmigt worden war, was nicht zuletzt der tatkräftigen Unterstützung durch unser Graduiertenkolleg und den Fachbereich Physik zu verdanken ist, wurde sie am 15. Oktober 1996 mit Bewerbungsschluß 29. November in der ,,Zeit`` ausgeschrieben. Das Aufgabengebiet umfaßt ,,Vertretung des Faches in Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Naturwissenschaftsgeschichte mit dem Schwerpunkt in der Physikgeschichte und Vertretung der Chemiegeschichte``. Der Berufungsausschuß, dem fünf Mitglieder und drei Stellvertreter aus dem IGN angehören, nahm nach Festlegung der Kriterien für die Bewerberauswahl am 20. Dezember 1996 unter den insgesamt 17 Bewerberinnen und Bewerbern 6 Damen und Herren in die engere Wahl und lud sie zu Vorstellungsvorträgen ein. Außerdem wurden Gutachter bestellt. Diese Vorträge wurden in der Zeit vom 13. bis 18. Februar im Geomatikum gehalten. Wir hoffen, daß Anfang April eine Berufungsliste erstellt und vom Fachbereich verabschiedet werden kann, damit die Stellenbesetzung zum 1. Oktober 1997 gelingt.

Im Sommersemester 1996 erhielt Herr Dr. Friedrich Steinle (Georg-August-Universität Göttingen) einen Lehrauftrag am IGN zwecks Abdeckung der durch die Vakanz der Professur für Physikgeschichte entstandenen Lücken im Lehrangebot des Instituts.

Im Rahmen des Socrates-Programms (früher Erasmus), ,,Interuniversity Cooperation Programme (ICP): History of Mathematics``, fand im vergangenen Jahr der Honours Course in Palermo statt (9. bis 27. September 1996). Frau Reich war am Unterricht beteiligt. Die University of Southampton ist Partner der Universität Hamburg. Im Rahmen des Dozentenaustausches war Frau Reich vom 30. September bis 18. Oktober 1996 in Southampton und zwar unter der Ägide von Martin Counihan (History of Science, Department of Adult Continuing Education). Frau Reich hielt dort einige Vorträge.

Herr Hünemörder nahm vom 31. Mai bis 1. Juni 1996 an einem Workshop des De Wulf-Mansion-Zentrums der Universität Leuven über die Rezeption der Biologie des Aristoteles teil und stellte dort sein Übersetzungsprojekt der aristotelischen Tierkunde vor. Am 12. und 13. August 1996 wirkte er durch Lehrveranstaltungen über die lateinischen naturkundlichen Enzyklopädien des 13. Jahrhunderts am 21. Internationalen Wolfenbütteler Sommerkurs (Leiter: Prof. Dr. Nikolaus Henkel, Hamburg) mit.

Herr Weyer hatte im Sommer 1996 ein Forschungssemester. Während eines Studienaufenthalts in Schäftersheim vom 15. April bis 10. Mai beendete er den Bau eines provisorischen Modells des alchemistischen Laboratoriums in Schloß Weikersheim. Auch sonst stand bei seinen Forschungen in diesem Jahr die Planung der Dauerausstellung in Schloß Weikersheim zum Thema ,,Graf Wolfgang II. von Hohenlohe und die Alchemie`` im Vordergrund. Zu diesen Arbeiten gehörten die Ausarbeitung der Ideen über die Einrichtung der beiden zukünftigen Ausstellungsräume mit Wandtafeln, Vitrinen und anderen Exponaten bis ins Detail, die Kontaktaufnahme mit einem Modellbauer, Glasbläser, Töpfer, Buchbinder, anderen Personen und verschiedenen Firmen wegen der Exponate, Anschreiben wegen der Kostenvoranschläge und zwei Besprechungen in Schloß Weikersheim im Mai und November, bei denen sein Ausstellungskonzept erneut gutgeheißen wurde. Bei einem zweiten Schäftersheim-Aufenthalt vom 9. bis 20. September arbeitete er unter anderem im Hohenlohe-Zentralarchiv in Neuenstein und brachte in den Ausstellungsräumen in Schloß Weikersheim provisorische Wandtafeln an. Am 7. Dezember nahm er in Murrhardt an einer Besprechung des Arbeitskreises ,,Glashütten im Mainhardter, Murrhardter und Welzheimer Wald`` teil.

Herr Scriba leitete gemeinsam mit Prof. J. W. Dauben (New York) vom 14. bis 20. April 1996 ein Treffen der Arbeitsgruppe ,,Historiographie der Mathematik`` der International Commission on the History of Mathematics im Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach. Sie bereitet die Publikation eines Buches über die Entwicklung der Mathematikgeschichte bis zur Gegenwart vor. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligte ihm dazu eine Sachbeihilfe für bibliographische Arbeiten und die Erstellung des Druckmanuskriptes, womit seit dem 1. Mai 1996 Frau Anke Jobmann als studentische Hilfskraft beschäftigt ist.

An der von Herrn Scriba begonnenen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch eine Sachbeihilfe geförderten Edition des Briefwechsels des Oxforder Mathematikers John Wallis (1616-1703) beteiligt sich seit dem 1. November 1996 als wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Philip Beeley. Er hat 1993 bei den Professoren Dr. Hans Poser und Dr. Eberhard Knobloch an der TU Berlin über Leibniz promoviert und ist seitdem dort als Lehrbeauftragter tätig. Als Nachfolgerin von Frau Sergine Dupont nahm am 1. Januar 1997 als studentische Hilfskraft Frau Alexandra Grigat die Arbeit auf.

Frau Renneberg führte vom 21. bis 28. März 1996 eine wissenschaftshistorische Exkursion nach Oberitalien durch (vgl. den ausführlichen Bericht) Mit dem Ende des Sommersemesters lief ihre Assistentenstelle aus. Am 8. Juli bereiteten ihr Mitarbeiter und Studenten des Instituts einen herzlichen Abschied, von dessen Vorbereitung und Gestaltung sie nichts geahnt hatte (Näheres in dem Bericht). Ihre Stelle war ausgeschrieben worden, und trotz der einschneidenden Sparmaßnahmen unserer Universität hatte es keine großen Hindernisse bei der Freigabe der Assistentenstelle gegeben. Zwei Tage nach der Abschiedsfeier wurde vom Fachbereichsrat Mathematik Herr Dr. Günther Oestmann als Nachfolger gewählt; er trat seine Stelle zum 1. Oktober an. Wir wünschen Frau Renneberg, die inzwischen nach Freiberg umgezogen ist, alles Gute für ihre Zukunft und weitere berufliche Laufbahn und Herrn Oestmann, daß er sich in unserem Institut ebenso zuhause fühlt wie seine Vorgängerinnen und Vorgänger.

Auch bei unseren studentischen Hilfskräften gab es wieder zahlreiche personelle Veränderungen. Es arbeiteten am IGN: Wolfgang Thurau vom April bis Juni 1996, Anna J vor, Jörg Lohse und Christoph Pawek vom April bis Oktober 1996, Antje Bechly vom August bis Dezember 1996. Bis zum März 1997 werden tätig sein: Klaus Reese seit April 1996, Hendrik Cremer und Heike Frank seit Oktober 1996 und Kriszti n Peters seit Januar 1997.

Im Rahmen der festlichen Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Mathematik erhielt Frau Dr. Beate Ceranski am 10. Juli 1996 den Preis der Hamburgischen Universitätsgesellschaft für die beste Dissertation des Fachbereichs Mathematik für ihre 1995 unter dem Titel ,,Und sie fürchtet sich vor niemandem...`` eingereichte Dissertation über die Bologneser Physikerin Laura Bassi (1711-1778).

Frau Luciene Justo arbeitet seit Mitte Oktober 1996 im Auftrag der GKSS und in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg an der neueren Geschichte der GKSS; ihre Forschungen werden zur Zeit von Frau Reich betreut.

Das von Herrn Kleinert begonnene Nachlaß-Seminar, das sich vorwiegend mit dem Ordnen und Verzeichnen der wissenschaftlichen Korrespondenz von Hans Schimank beschäftigt, wurde auch in den beiden vergangenen Semestern von Herrn Scriba weitergeführt. Unter anderem fand sich dabei ein wohl 1975 entstandenes Manuskript von 15 Schreibmaschinenseiten über die Geschichte der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg, das Herr Schimank für eine offenbar unpubliziert gebliebene Universitätsgeschichte verfaßte. Andere Dokumente konnten von Frau Prof. Dr. Dorothea Frede bei ihrem Vortrag über Bruno Snell und die Entstehung der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften (1946/47) am 25. Juni 1996 im Warburg-Haus im Rahmen der Veranstaltungen zum 100. Geburtstag Snells mitverwendet werden.

Dank der Unterstützung durch die DFG konnte Prof. Dr. Sergei S. Demidov vom Institut für Geschichte der Naurwissenschaften und der Technik der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau vom 27. bis 30. Oktober 1996 das IGN besuchen. Mit Herrn Scriba sprach er über Beiträge verschiedener Autoren zum Buch über die Entwicklung der Mathematikgeschichtsschreibung, an dem er mitwirkt, mit Frau Reich über die Geschichte der Differentialgeometrie in Rußland. Anschließend besuchte er das Institut für Geschichte der Naturwissenschaften der Universität München und nahm, ebenso wie Herr Scriba, vom 3. bis 9. November 1996 an der 33. Tagung zur Geschichte der Mathematik im Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach teil. Am 24. und 25. Januar fand in Wolfenbüttel das dritte (und voraussichtlich letzte) Auswahlkolloquium für das Graduiertenkolleg ,,Griechische und byzantinische Textüberlieferung -- Wissenschaftsgeschichte -- Humanismusforschung und Neulatein`` statt. Von unserem Institut nahmen Frau Reich, Herr Hünemörder, Herr Scriba und Herr Weyer als Dozenten daran teil.

Die Bibliothek erhielt auch in diesem Jahr wieder Schenkungen von Büchern. Besonders möchten wir Herrn Wehefritz (Dortmund) für die großzügige Überlassung eines Autorenexemplars seiner mehrbändigen Bibliographie danken.


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Gerhard Wiesenfeldt, 2. April 1997